Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: „Der Mensch ist auch ein spirituelles Wesen“
Der Arzt und Autor Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, der vor Jahren den Bestseller „Dein Herz: Eine andere Organgeschichte“ schrieb, sprach gestern in Bayern 2 in der Sendung radiowelt über die symbolische Bedeutung des Herzen für die Liebe. Dabei verwies er auf den Kirchenvater, den Heiligen Augustinus, der sagte, dass die Liebe Gottes im Herzen des Menschen das Feuer entfacht. Weiter äußerte der 65-jährige, dass ihn das Gedicht ‚Geh aus mein Herz und suche Freud‘ „schon beim Mitsingen in der Kirche als junger Mensch so berührt“ habe.
In einem Interview mit dem Magazin Stern im August 2018 zu seinem aktuellen Buch „Weltmedizin“, in dem Dietrich Grönemeyer der Frage nachgeht, wie alternative Heilmethoden die Schulmedizin bereichern können, kritisierte der Mediziner, dass im heutigen Gesundheitssystem zu wenig Zeit zur Verfügung stehe, um mit den Patienten zu sprechen bzw. sich auf ihn einzulassen, um ihn dadurch ganzheitlich behandeln zu können. Das heutige Gesundheitssystem beschrieb er weiter als ein System, das „zu wenig Wert auf die sprechende Medizin legt, weil es eben nicht mehr davon ausgeht, dass sich das Wohlbefinden des Menschen aus dem Zusammenwirken von Körper, Geist und sozialem Miteinander ergibt“. Dazu betonte er:
„Der Mensch ist auch ein spirituelles Wesen.“
Dies werde zu wenig berücksichtigt und der Patient in folgedessen „als eine Verknüpfung von Organen betrachtet, die es zu reparieren gilt“. Dabei bleibe der humane Ansatz der Humanmedizin „auf der Strecke“, was auf dem weiten Feld der Weltmedizin „über die Jahrtausende hin undenkbar gewesen sei, so Grönemeyer.
Über seine eigene Spiritulität sagte Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer bereits vor Jahren:
„Ich glaube an einen Schöpfer.“
Diese Dimension erachtet er auch auf dem Feld der Heilung für wichtig, was Dietrich Grönemeyer einmal wie folgt beschrieb:
„Seelsorge ist wichtiger Bestandteil der Heilung. Ein Arzt muss auch zuhören, sollte Menschen in den Arm nehmen können, im direkten wie übertragenen Sinne des Wortes.“
Und weiter:
„Wir brauchen in der Medizin viel mehr den persönlichen Zugang. Und ich würde mir wünschen, mit den Kirchen intensiver zusammenzuarbeiten, was die spirituelle Seite betrifft, wo wir uns wunderbar ergänzen könnten. Wenn ich daran erinnern darf: Jesus war – auch – ein Heiler.“
Menschen bezeichnen Ärzte gerne als „Götter in Weiß“. Der medizinische Fortschritt verleitet dazu, ihnen grenzenlose Fähigkeiten zuzuschreiben. Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer spricht sich gegen diese Vorstellung aus. Er meint: Die letzte Entscheidung über den Heilungserfolg der Patienten nicht in der Hand der Ärztinnen und Ärzte. Die biblischen Erzählungen über die Heilungen Jesu deutet Dietrich Grönemeyer als Motivation, Menschen in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu behandeln.
In diesem Zusammenhang betonte der Bestsellerautor vor Jahren:
„Verführt von den ungeahnten Möglichkeiten expandierender Apparatemedizin, sind wir der Illusion erlegen, dass sich alles schon irgendwie technisch beheben ließe. Manchmal will es fast scheinen, dass wir uns geradezu an diesen Glauben klammern, weil wir uns das andere, das ganzheitliche Verständnis des Menschen und seiner Leiden, nicht mehr zutrauen – nicht auf Seiten der Ärzte und nicht auf Seiten der Patienten. Der Mensch ist aber keine seelenlose Maschine, kein Motor, den man, wenn er ›stottert‹, durch den bloßen Austausch der ›Komponenten‹ wieder instandsetzen könnte. Wer sich mit dieser Erwartung in die Behandlung begibt, überfordert die Medizin von vornherein.“
Quellen: br.de, stern.de, abendblatt.de, livenet.de, mainpost.de, freigegebenes Statement von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer für die Ausstellung „Was Promis glauben“