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Quantenphysiker und Erzbischof teilen Glauben zum Ursprung der Naturgesetze

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Der Quantenphysiker und Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger hat bei den Salzburger Hochschulwochen an der Universität Salzburg kürzlich einen beeindruckenden Vortrag über den scheinbaren Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion gehalten, wovon sich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner „sehr berührt“ zeigte.

Professor Zeilinger betonte, dass Glauben und Wissen beziehungsweise Beweisbares und Nicht-Beweisbares zwei Dinge sind, die man besser nicht durcheinander bringen sollte. Für ihn sei der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion ein „Scheinkonflikt“. Dazu begründete der Naturwissenschaftler, der als ein Pionier der Quanteninformationswissenschaft gilt:

„Woher kommen Naturgesetze? Woher kommen Naturkonstanten? Die Lichtgeschwindigkeit ist eine universelle Konstante. Sie ist überall im Kosmos gleich. Woher kommt das?“

Die Beantwortung dieser Frage ist für Zeilinger keine Frage des Wissens, sondern eine Frage der Entscheidung, was er wie folgt darlegt:

„Ich kann sagen ‚Das ist einfach so‘ oder ich kann annehmen, dass es hier einen Schöpfer gibt, dass es einen Gott gibt, von dem das kommt.“

Zeilinger ließ bereits in der Vergangenheit wissen, dass er zur zweiten Annahme tendiert (wir berichteten).

Im Rahmen seines Vortrags bei den Salzburger Hochschulwochen brachte er zum Ausdruck, dass ihn auch die Schönheit und das Staunen über die Naturphänomene im Universum zu Gott führen. So sagte er:

„Die Schönheit der Quantenmechanik ist unglaublich. Wie ich das das erste Mal gehört habe, hat mich das wirklich von den Socken gehaut.“

Bei seiner Erklärung des Erkenntnisbereichs der Quantenphysik verwies Zeilinger auch auf die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis.

Den Begründer der Quantenphysik Max Planck (1858 – 1947) zitierend, der sich auch zum Glauben an Gott bekannte, resümierte Anton Zeilinger:

„Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende all seiner Erfahrungen.“

Seinen Vortrag beschloss Zeilinger mit den Worten von Werner Heisenberg (1901-1976), der als Begründer der Quantenmechanik gilt und zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts zählt. Dieser sagte einmal:

„Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

 

Der österreichische Theologe und Priester Franz Lackner, der seit 2013 Erzbischof von Salzburg und seit 2020 Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz ist, zeigte sich von den Ausführungen Zeilingers beeindruckt. Gegenüber dem Salzburger Regionalsender RTS sagte er:

„Dass so ein ausgewiesener Experte und Nobelpreisträger der Physik Gott auf akademischen Boden zitiert, das hat mich sehr berührt.“

Auch Lackner betonte, dass der Konflikt zwischen Religion und Naturwissenschaft, in der Weise wie er „oft geführt“ werde und wie sich in diesen Fällen „gegeneinander ausgespielt“ werde, „sicher“ ein Scheinkonflikt sei. Mit Blick auf religiöse Fundamentalisten merkte der Salzburger Erzbischof an:

„Gott ist auch für uns nicht so fassbar, dass man sagen könnte, man habe ihn bewiesen.“

Die Gottesbeweise hätten schon ihrer Berechtigung, sie seien aber „keine Beweise im Sinne eines Tatsachenbeweises“. Der Kirchenvater Augustinus habe seiner Meinung nach zu der Tatsache, dass Wissen auch immer mit Nicht-Wissen gepaart ist, einmal schöne Worte gefunden, die Lackner wie folgt zitierte:

„Weil ich gefunden habe, suche ich.“

Weiter verwies der Theologe auf die Bedeutung der Naturwissenschaft für das menschliche Leben. Dazu sagte er:

„Die Wissenschaft leistet einen wesentlichen, unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft, der Welt, des Lebens. Und da muss die Kirche dabei sein.“

Sich mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen sei nicht immer leicht, aber von großer Bedeutung. Lackner betonte:

„Ich verstehe nicht immer alles, aber ich verstehe nicht wenig und bin mit dem schon zufrieden. Denn das macht mich vorsichtig und demütig.“

Die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen sei auch ein guter Schutz vor religiös-fundamentalistischen Ansichten. Mit Blick auf Haltungen, die meinen bereits alles zu wissen und nicht mehr nachdenken zu müssen, merkte Lackner an:

„Man muss immer denken, immer!“

Anbei der TV-Beitrag des Salzburger Regionalsender RTS zu den Statements von Anton Zeilinger und Franz Lackner: