Foto: Martin Kraft creator QS:P170,Q65553673, MJK 20229 Harald Lesch (Republica 2018), cropped, CC BY-SA 3.0

Harald Lesch: „Wenn es Gott nicht gibt, dann sollte man ihn erfinden“

Harald Lesch ist Astrophysiker und Naturphilosoph, der vor allem durch seine Wissenschaftssendungen im Fernsehen bekannt wurde. Er ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.  Zudem ist er gläubiger Christ, nach eigenen Worten „Protestant vom Scheitel bis zur Sohle“. Mit der These, dass Glaube und Naturwissenschaft sich gegenseitig ausschlössen, kann er nichts anfangen. Vielmehr greift er das Thema Gott in seinen Sendungen immer wieder einmal auf und hat auch ein Buch dazu geschrieben mit dem Titel „Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens“.

Aktuell diskutierte Harald Lesch mit dem katholischen Theologen Pfarrer Thomas Schwartz über Gott und die Welt, worüber die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtete. Als der Interviewer Pfarrer Schwartz damit konfrontierte, dass sein Freund Harald Lesch in Sorge um den Klimawandel wie ein Prediger klingen würde, erklärte der Theologe:

„Tja, deshalb vertragen wir uns ja ganz gut. Er kommt auch manchmal zu mir in die Kirche, hat auch schon darin gepredigt. Der Prediger ist eben einer, dessen Mund voll von dem ist, was sein Herz erfüllt.“

Weiter brachte Harald Lesch, nach seiner Erwartung für das nächste Jahr gefragt, zum Ausdruck, dass er ein Mensch mit Hoffnung sei und mit Wundern rechne. Dazu verwies der 59-Jährige auf die Philosophin Hannah Arendt und erklärte:

„Die Philosophin Hannah Arendt sagte einmal: Wenn Menschen zusammenstehen, dann kann man mit Wundern rechnen. Also rechne auch ich nächstes Jahr wieder mit Wundern.“

Um an Wunder glauben zu können, bietet der Glaube an Gott ein Fundament. Harald Lesch selbst ist gläubiger Protestant. Dazu bekannte er sich u.a. vor Jahren in der damaligen Talkshow von Johannes B. Kerner sowie in einem beeindruckenden Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro im Januar 2010.

Zu seinem Glauben an Gott erklärte er bei Kerner in einem überzeugenden Statement u.a.:

„Ich persönlich bin sehr überzeugt davon, dass das Universum durchsetzt ist von einem schöpferischen Prinzip.“

Auf sein Gottesbild ging Harald Lesch im Pro-Interview genauer ein und erklärte damals u.a.:

„Unser christliches Gottesbild ist ja ein sehr personales, dem ich persönlich auch anhänge, weil ich glaube, dass wir Menschen uns nichts anderes vorstellen können als einen personalen Gott.“

Seinen Glauben, den er im Pro-Interview als „einfache[n] Konfirmanden-Glaube“ bezeichnete, begründete er wie folgt:

„Ich denke, dass jeder von uns auch die Summe seiner Erfahrung ist. Für mich war es nie eine Frage, und die atheistische Weltsicht hat sich nie so herangedrängt, dass ich von meinem fröhlichen Protestant-Sein auch nur eine Sekunde weggekommen wäre.“

Weiter brachte er dabei zum Ausdruck, dass er sehr dankbar sei, glauben zu können, auch deshalb, weil sich sein Christsein „fast in allen Lebenslagen als außerordentlich positiv erweist“, so Lesch.

Die These, dass Glaube und Naturwissenschaft sich gegenseitig ausschlössen, hält Harald Lesch für eine Verwirrung, wie er deutlich in einer Podiumsdiskussion mit dem Philosophen Prof. Wilhelm Vossenkuhl vor Jahren zum Ausdruck brachte (siehe Video-Clip unten). Im Pro-Interview erklärte Lesch diesbezüglich:

„Auf das Argument, Naturwissenschaft und Glaube schlössen sich aus, antworte ich: Freund, Du hast keine Ahnung von Naturwissenschaft.“

Dies begründete er damit, dass derjenige, der solch eine Behauptung aufstelle, nicht wisse, was Naturwissenschaft kann und was sie nicht kann (siehe dazu auch Video-Clip „TerraX“ unten). So spiele Gott in der Naturwissenschaft keine Rolle, denn:

„Naturwissenschaftliche Untersuchungen sind gott-frei, nicht gott-los.“

Weiter erklärte Harald Lesch dazu, dass die Naturwissenschaft „in erster Linie ein Naturbild“ liefere und eben kein Weltbild. Hinsichtlich einer Wissenschaftsgläubigkeit gab Lesch im Pro-Interview zu bedenken:

„Unser Erkenntnisapparat ist von einer solchen Möglichkeitsbreite, wie es für unser Überleben gar nicht notwendig wäre. Das wirft natürlich schon die Frage auf, inwieweit wir mehr sind als nur die Summe unserer Teile. Wir sind offenbar deutlich mehr als nur Substanz. Natürlich stellt sich bei alledem immer wieder die Gottesfrage.“

Dazu erklärte er weiter, dass das „Wie der Welt“ Sache der Naturwissenschaft sei. Jedoch sei der Mensch auch ein Sinnsucher, der sich allein mit dem Wie nicht zufrieden gebe und vielmehr nach dem Woher?, Wohin? und Warum? frage. Auf diese existenziellen Fragen erhalte der Mensch in der Naturwissenschaft jedoch keine Antwort, so der Astrophysiker weiter.

Wenn Atheisten wie der Astrophysiker Stephen Hawking ihren Kompetenzbereich verlassen und damit beginnen, Gott zu definieren als Begriff für etwas, was Menschen nicht verstehen, entgegnet Lesch im Pro-Interview nüchtern:

„Ich habe in meinem Konfirmandenunterricht – und mein Glaube ist ein einfacher Konfirmanden-Glaube – von einem anderen Gott gehört als von diesem kosmisch weit Entfernten.“

Lesch sieht die Entscheidung, an Gott oder Zufall zu glauben, nicht als Frage der Intelligenz, sondern als Frage des Willens. Dazu sagte er gegenüber Pro:

„Gott hat ein Lebewesen erschaffen, das einen freien Willen hat. Wir können uns in Freiheit für oder gegen ihn entscheiden.“

In seinem Buch mit dem Titel „Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens“ beschrieb Harald Lesch auch, wie für ihn der persönliche Gottesglaube und die Naturwissenschaft zusammengehen. So bekannte er darin:

„Ein persönlicher Gott ist ein Gott, mit dem ich was anfangen kann.“

Dabei gehört für ihn zum Glauben das Zweifeln ganz selbstverständlich dazu. In seinem Buch schrieb er diesbezüglich:

„Der Zweifel ist das, was mich an Gott am allermeisten verbindet.“

Der Zweifel sei für ihn „der Weg, der auch im Gespräch mit Gott immer mittendrin steht“.

Bei allem Zweifel gab Harald Lesch in der Sendung TerraX auf die Zuschauerfrage, ob es Gott aus wissenschaftlicher Sicht geben könne (siehe Video unten), zu bedenken, dass man von denen, die an IHN glauben, viel lernen könne, insbesondere mit Blick auf „lebenswichtige Fragen“. Dabei zeigte er sich besonders von Papst Franziskus beeindruckt. Den sehenswerten Clip, in dem Lesch der Gottesfrage nachgeht, beendete der Professor für Physik mit der Aussage:

„Ich glaube, wenn es Gott nicht gibt, dann sollte man ihn erfinden.“

Mehr zum Thema Glaube & Naturwissenschaft gibt es in unserem Beitrag „Ist der Glaube an Gott (ir)rational?!“HIER

Das Pro-Interview mit Harald Lesch mit dem Titel „Ich bin vom Scheitel bis zur Sohle Protestant“ gibt’s HIER

Quellen: augsburger-allgemeine.de, pro-medienmagazin.de

 

Harald Lesch bekennt sich bei Kerner zu seinem Glauben:

 

Harald Lesch zur Frage, ob es Gott aus wissenschaftlicher Sicht geben könne:

 

Harald Lesch äußert sich zusammen mit dem Philosophen Wilhelm Vossenkuhl zur Verwirrung, dass Glaube und Naturwissenschaft sich ausschlössen: