Sigmar Gabriel und Til Schweiger plädieren für tiefergehende Werte als dem schnöden Mammon

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Der ehemalige Vize-Kanzler Sigmar Gabriel sowie der Schauspieler und Regisseur Til Schweiger haben in aktuellen Interviews zum Ausdruck gebracht, dass in Zeiten wie diesen ersichtlich wird, dass ein Lebensstil, der sich am schnöden Mammon orientiert, keine tragfähige Substanz bietet. Der schulische Religionsunterricht bietet diesbezüglich einen Ort der Reflexion von die Gesellschaft tragenden Werten sowie der ernsthaften und vernunftbegründeten Auseinandersetzung mit der Frage nach Gott.

Im Interview mit der Münchner Abendzeitung gab Sigmar Gabriel zu verstehen:

„Wer unter Globalisierung nur versteht, dass alles dem Shareholder Value untergeordnet wird, der landet eben bei fehlenden Krankenhausbetten, bei fehlenden Atemschutzmasken. Und dabei, dass Leute glauben, es gäbe zu wenig Klopapier.“

 

Und Til Schweiger erklärte im Interview mit der Bild-Zeitung:

„Vielleicht wachen wir jetzt mal auf? Was wir auf jeden Fall aus dieser Krise lernen können, ist, dass Geld nicht die Welt regiert. Mit Geld kann man keine Gesundheit kaufen.“

Und weiter:

„Was bringt es denn, wenn wir immer reicher und schneller werden? Dann kommt so ein scheißkleiner Virus an und zeigt uns innerhalb von wenigen Tagen, was wirklich wichtig ist.“

 

Vielleicht bietet diese existenzielle Krise, so wie es Sigmar Gabriel und Til Schweiger aktuell zum Ausdruck bringen, ja tatsächlich die Chance, dass die Menschen aufwachen und die Prioritäten des Lebens neu ordnen. Dazu sollten dann auch unsere Schulen ihren Beitrag leisten, wenn die höchsten Bildungsziele (wieder) in den Blick genommen werden. So heißt es etwa im Artikel 131 der Bayerischen Verfassung:

(1) Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.
(2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewußtsein für Natur und Umwelt.

Der genuine Ort der religiösen und interreligiösen Bildung ist der Religionsunterricht, in dem junge Menschen in Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen die Gesellschaft tragende Werte sowie ein tragfähiges Gottesbild reflektieren können.

Während Sigmar Gabriel sich zum evangelischen Glauben bekennt („Ich bin eben doch Lutheraner“) und sich dabei als „Durchschnittschristen“ bezeichnet, tendiert Til Schweiger nach eigener Aussage eher zum Atheismus.

Til Schweiger, der sich aus einer humanistischen Grundhaltung sozial sehr engagiert, erklärte vor 5 Jahren im Zuge des Kinostarts zu seinem Film „Honig im Kopf“, dass er Menschen beneidet, die an Gott glauben können. Dazu sagte er im Dezember 2014 im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:

„Ich persönlich bin eher Atheist. Trotzdem finde ich es schön, wenn man an einen Gott glaubt. Und es wäre eine Supersache, wenn ich überrascht werde: Mensch, den gibt es doch. Im Moment glaube ich nicht daran.“

Hier bringt der Film-Star eine tiefe Sehnsucht zum Ausdruck, der im schulischen Religionsunterricht im Rahmen eines konkreten Bezugssystems vernunftbegründet nachgegangen werden kann, so dass jungen Menschen ein reflektiertes und tragfähiges Gottesbild im Respekt vor anderer religiöser Überzeugung erlangen können.

Mit „Honig im Kopf“ produzierte der Film-Star und Erfolgsregisseur Til Schweiger zum zweiten Mal nach „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ einen Film, in dem es um den Himmel und die Seele der Menschen geht. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärte Schweiger dann auch, dass er in beiden Filmen behaupte, dass es den Himmel wirklich gibt. Ein wirklich konkretes Gottesbild hatte er dabei nicht. Er erklärte, dass er gerade am Ende des Films „Honig im Kopf“ folgendes klar mache:

„Es gibt den Himmel mit den Seelen, die da oben auf dich aufpassen.“

Weiter brachte er seinerzeit im F.A.S.-Interview etwas diffus zum Ausdruck, dass er heute weniger atheistisch als früher sei. Dazu erklärte er seine Veränderung im Denken wie folgt:

„Wenn überhaupt, dann bin ich offener geworden, was Sachen wie Seelen und Energien angeht. Daran glaube ich schon, dass Seelen irgendwie unterwegs sind, auch wenn das vielleicht komisch klingt.“

 

Zu seinen Beweggründen, sich sozial zu engagieren, führte Til Schweiger im Oktober 2019 im Interview mit der Berliner Morgenpost zum moralische Gesichtspunkte an, indem er u.a. zum Ausdruck brachte, dass derjenige, der auf der Sonnenseite des Lebens stehe, eine besondere Verantwortung „gegenüber denen auf der Schattenseite“ habe. Dabei richtete er folgenden Appell mit einem biblischen Zitat an die Allgemeinheit:

„Jeder sollte sich engagieren, weil es das eigene Leben aufwertet. Ich bin zwar nicht gläubig, aber es stimmt: Geben ist schöner als Nehmen. Jeder, der hilft, wird erfahren, dass sein Leben dadurch lebenswerter wird.“

Til Schweiger brachte in diesem Interview eine starke moralische Haltung zum Ausdruck. Neben dem Handeln aus moralischer Abwägung wird im Religionsunterricht die Dimension des Handelns aus der Beziehung zu Gott heraus zusätzlich zum Thema, basierend auf einem konkreten Gottesbild, das sich dem vernunftbegründeten Diskurs stellt.

Die aktuellen Statements von Sigmar Gabriel sowie von Til Schweiger in der aktuellen Krise zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen tiefer blicken. Dabei können sie im Glauben an Gott einen festen Anker finden, nach dem sich viele Menschen auch sehnen. Der schulische Religionsunterricht bietet in unseren Schulen einen Ort, in dem die obersten Bildungsziele reflektiert werden und zudem der Frage nach Gott ernsthaft nachgegangen wird, so dass junge Menschen das Angebot eines tragfähigen Gottesbildes durchdenken können und ihnen zumindest nicht das Klopapier als das „Allerheiligste“ erscheint.

Quellen: abendzeitung-muenchen.de, bild.de, evangelisch.de, abendblatt.de, morgenpost.de