Ski-Rennfahrer Gerd Schönfelder: „Wenn man nicht weiter weiß, kann man immer noch beten“

„Echtes Leben: Mit Vollgas zurück ins Leben“! So lautete der Titel der beeindruckenden Doku über den Skirennfahrer Gerd Schönfelder, die gestern Abend im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin war zu sehen, wie sich der heute 51-Jährige vor Jahren zurück ins Leben kämpfte. Haltung und Stärke gaben ihm auf seinem Weg sein Glaube und seine Familie.

In seiner Kindheit begann der gebürtige Oberpfälzer mit dem Skifahren im SV Kulmain. Gerd Schönfelder gewann mehrere Vereinsmeisterschaften und wurde mit zwölf Jahren bayerischer Vizemeister seiner Altersklasse im Riesenslalom.

Im Jahr 1989 verlor der leidenschaftliche Sportler im Alter von 19 Jahren seinen rechten Arm und vier Finger der linken Hand, als er unter einen Zug geriet. Beim Versuch, in den anfahrenden Zug einzusteigen, war er mitgerissen und in die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig gezogen worden. Nach mehrmonatiger Rehabilitationsphase verpflanzte ein Mikrochirurg Schönfelders linken Zeigezeh als Finger an die linke Hand, sodass er gemeinsam mit dem verbliebenen Daumen wieder greifen konnte.

Wie in der BR-Doku zu erfahren ist, fiel Gerd Schönfelder nach seinem Unfall in ein tiefes Loch. Im Zuge der Grenzerfahrung, nicht mehr alles selbstbestimmt angehen zu können, sieht er zunächst kaum eine Perspektive für seine Zukunft. Doch im Laufe der Zeit kommt neue Hoffnung in sein Leben und er kämpft sich im Zuge dessen ins Leben zurück und beginnt, hart an seinem Erfolg als Skirennfahrer zu arbeiten.

Gerd Schönfelder wird zum international erfolgreichsten Athlet in der Geschichte der Winter-Paralympics. Im Laufe seiner Karriere gewinnt er 16 Goldmedaillen bei den Paralympics. Vier davon holt er im Alter von 40 Jahren bei den Paralympics in Vancouver. Zudem wurde er 14-mal Weltmeister.

Im Privatleben muss der zweifache Familienvater indes eine weitere herausfordernde Situation annehmen, als sein Sohn mit einem Gehirnödem zur Welt kommt und sein Überleben ungewiss ist. Sein Sohn überlebt und kann heute ein ganz normales Leben führen.

Beim Anschauen der Doku zieht den Zuschauer die Ausstrahlung und das sympathische Wesen des 51-jährigen förmlich in den Bann verbunden mit der Frage, woher Schönfelder diese Lebensfreude bezieht. Am Ende der Doku wird berichtet, dass Gerd Schönfelder neben dem Sport vor allem seine Familie und sein Glauben Halt und Orientierung geben. Dazu, was sein Leben heute reich macht, erklärte der Athlet:

„Wirklich wichtig im Leben, das habe ich gelernt, sind nicht die oberflächlichen Geschichten, sondern die tieferen Freundschaften und natürlich der Zusammenhalt in der Familie. Das sind die ganz wichtige Punkte im Leben. Alles andere ist einfach nicht so wichtig.“

 

Bereits vor 5 Jahren sprach Gerd Schönfelder im Interview mit der Münchner Abendzeitung über den Wendepunkt in seinem Leben. Zum Unfall, der von einem Tag auf den anderen sein Leben veränderte, erklärte er anschaulich, wie auf einmal Oberflächlichkeiten keine Rolle im Leben mehr spielen. Zu der Erfahrung, die mit dem Tag des Unfalls verbunden war, sagte er:

„Am einen Tag ist man topfit, macht Sport, ärgert sich über Nebensächlichkeiten, ärgert sich, dass man eine krumme Nase hat. Am nächsten Tag ist die Nase definitiv dein geringstes Problem.“

Nach der bedrückenden Erfahrung, nicht mehr so dynamisch sein zu können und sogar jemanden zu brauchen, „der dir den Hintern abwischt“, sei ihm aber klargeworden, dass er weiter leben und nicht aufgeben möchte. Heute sieht er die gemachte Erfahrung sogar als bereichernd. Dazu erklärte er gegenüber der AZ:

„Es war kein Schicksalstag, sondern ein Glückstag. Ich bin nicht behindert, ich sehe nur so aus. Jeder hat seine Einschränkungen. Beim einen sieht man’s, beim anderen ned. Der eine weiß es, der andere ned.“

Weiter berichtete Schönfelder auf die entsprechende Nachfrage, dass ihn schon immer sein Glauben durch die Höhen und Tiefen im Leben trägt. Diesbezüglich bekannte er:

„Der Glaube an Gott gibt mir Kraft. Wenn man nicht weiter weiß, kann man immer noch beten, das Zwiegespräch suchen.“

Er sei sich sehr gewiss in seinem Glauben und auch sehr zuversichtlich, dass der Tod nicht das letzte Worte habe, was er wie folgt weiter beschrieb:

„Es wäre wirklich traurig, wenn dieses Leben alles ist, dann müsste man in dauernder Angst vor dem Tod sein.“

Seinen zweiten Geburtstag sowie sein Leben insgesamt sieht Schönfelder als Geschenk Gottes. Diesbezüglich betonte er:

„Ich genieße jede Sekunde – bin für jede dankbar. Das Leben ist einfach lebenswert.“

Quellen: daserste.de, br.de, wikipedia.org, abendzeitung-muenchen.de, haus-johannisthal.de

Die sehr sehenswerte, ermutigende Doku über Gerd Schönfelder mit dem Titel „Mit Vollgas zurück ins Leben“ gibt’s

HIER

Im Jahr 2019 hielt Gerd Schönfelder in St. Emmeram in Regensburg eine Fastenpredigt: