Foto: Peter Jirmann Jr. / Waigel RA, Theo Waigel, 2019, cropped, CC BY-SA 4.0

Theo Waigel und Pfarrer Schießler im BR-Stammtisch: „Wir müssen alle Opfer bringen“

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Beim „Sonntags-Stammtisch“ im BR hoben der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel und der Münchner Stadtpfarrer und Bestsellerautor Pfarrer Rainer Maria Schießler inmitten der christlichen Fastenzeit mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen den Wert der Opferbereitschaft hervor. Pfarrer Schießler sprach zudem über das christliche Gottesbild und über sein Verhältnis zu seiner Kirche.

Mit Blick auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie der Corona-Pandemie plädierten Pfarrer Schießler sowie Theo Waigel für einer Haltung des Verzichtübens. Waigel kritisierte die zögerliche Haltung der Regierung und betonte:

„Was mir aktuell fehlt in der Politik in Deutschland, ist, dass den Menschen gesagt wird: Auf euch werden Opfer zukommen.“

Nicht alles werde auf Kredit finanziert werden können. Den Menschen sollte nicht vorgegaukelt werden, dass wir einfach so weiterleben könnten wie bisher und die Mittel für Pandemie und die Ukraine-Unterstützung „aus der Portokasse“ bezahlt werden könnten. Ein weiteres Mal akzentuierte der 82-Jährige im Verlauf der Sendung, dass es notwendig sei, den Menschen zu sagen:

„Wir müssen alle Opfer bringen.“

Zustimmung bekam Theo Waigel von Pfarrer Schießler. Opferbereitschaft müsse seiner Ansicht nach aber mit Ermutigung gekoppelt sein, dass die Herausforderung auch bewältigt werden könne. Überdies betonte der Münchner Stadtpfarrer, dass für Christen jetzt in der Fastenzeit ein guter Zeitpunkt sei, um Opfer zu bringen.

Schießler hob mit sichtlicher Zustimmung von Theo Waigel weiter hervor, dass diese existenzielle Situation auch die Chance in sich trägt, dass die Menschen wieder näher zusammenrücken, sich als Gemeinschaft begreifen und mit Blick auf den Nächsten handeln.

Als mögliches Entgegenwirken gegen diesen Krieg von Seiten der Kirche griff Schießler die Idee von Vitali Klitschko, der Papst Franziskus nach Kiew einlud, auf und erweiterte sie. Alle Religionsführer, vom Papst über den Dalai Lama bis hin zu den großen Imamen,  sollten zusammen auftreten und zunächst nach Moskau zu Putin fahren und ihm mitteilen, dass die Religionen es leid sind, für solche Schandtaten instrumentalisiert zu werden.

Dass er alles andere als ein Kirchenrebell ist, als der er von so manchem gesehen wird, betonte Pfarrer Schießler gleich zu Beginn der Sendung, indem er erklärte:

„Für mich ist Kirche Heimat.“

Im Wort Rebell stecke das lateinische Wort bellum (Krieg) und er wüsste nicht, warum er gegen diese Kirche Krieg führen sollte. Vielmehr hob Schießler hervor:

„Es gibt für mich keine größere Geborgenheit als die, die Kirche bietet.“

In ihr könne er sich entfalten, kreativ sein und vor allem für die Menschen da sein, die er nicht provozieren oder ärgern möchte, sondern ermutigen.

Ganz in diesem Sinne verwies er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine auf ein tragfähiges Gottesbild. Mit den Worten von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der gefragt wurde, warum Gott diesen Krieg zulasse, erklärte Pfarrer Schießler zum Gottesbild, das Jesus Christus gelehrt hat:

„Dieser Gott schießt keine Raketen ab. Dieser Gott sitzt mit den Menschen im Luftschutzkeller und leidet.“

Quellen: br.de (1), br.de (2)