Trainer Christian Streich nach Gastspiel in Leipzig: „Bin in die verschiedenen Kirchen gegangen“
Fußball-Trainer Christian Streich, der seit Dezember 2011 Cheftrainer des SC Freiburg ist und aktuell seinen Vertrag erneut verlängert hat, spielte am vergangenen Wochenende mit seinem Sportclub bei RB Leipzig. Vor dem Spiel, das 1:1 unentschieden endete, zog es den 56-Jährigen in die Kirchen Leipzigs.
Auf der anschließenden Pressekonferenz ließ Christian Streich die Reporter wissen, dass er sich am Tag vor dem Spiel Zeit nahm, die Stadt Leipzig anzusehen, wobei es ihm insbesondere die Gotteshäuser angetan haben. Dazu berichtete der Fußballlehrer:
„Was schön ist, ist, in diese Stadt zu kommen.“
Und weiter:
„Ich habe es gestern wieder genossen, hier zu sein, und bin in die verschiedenen Kirchen gegangen.“
Ihm gefalle Leipzig „außergewöhnlich“ gut, so dass er „wahnsinnig gern“ in diese Stadt komme.
Wie rblive.de dazu berichtet, habe die Herausstellung Streichs, dass ihn vor allem die Gotteshäuser anziehen, für Verwunderung gesorgt.
Dabei sind die Pressekonferenzen des Breisgauer Kult-Trainers gerade aufgrund seiner klaren Werteorientierung seit Jahren legendär. Woher er diese hat, brachte Christian Streich im Dezember 2021 gegenüber der Wochenzeitung Die Zeit zum Ausdruck (wir berichteten). Streich berichtete, dass er im protestantischen Eimeldingen bei Lörrach in einem gläubigen Elternhaus aufwuchs und der Glaube insbesondere bei seiner Oma und seiner Mutter eine große Rolle gespielt hat. Diese Erfahrungen prägten ihn so sehr, dass er nicht aus der Kirche austreten würde – auch wenn er „nicht wahnsinnig gläubig“ sei, ließ der 56-Jährige wissen. Die Nachfrage, ob ’nicht wahnsinnig gläubig‘ heiße, dass er ‚ein bisschen schon‘ gläubig sei, bejahte Christian Streich. Dazu sagte er u.a.:
„Wenn man im ursprünglichen Sinn gläubig ist, gibt das Halt, auch Haltung.“
Auf seine Prägung im Elternhaus nahm Christian Streich Bezug, als er im Juli 2018 im Interview mit dem Magazin Stern nach einem ‚Fußballmanchesterkapitalismus außer Rand und Band‘ gefragt wurde. In diesem Zusammenhang erklärte der Freiburger Bundesligacoach:
„Meine Oma hat immer gesagt und sich dabei auf die Bibel bezogen, ‚der Mammon ist der Teufel, wenn man ihn falsch einsetzt‘. Der macht dich natürlich kaputt, der zerstört deinen Kopf. Ich muss auch kämpfen, täglich, dass ich mich nicht korrumpieren lasse von Dingen, die nicht gut für mich sind.“
Er versuche deshalb sich eine Distanz zu bewahren, „um relativ unbeschadet zu überleben“. Dabei bewahrt er sich eine Haltung, die sich nicht auf „krumme Geschäft“ einlässt. Er beteilige sich „nicht an unlauteren Dingen“ und mache „keine Deals mit irgendwelchen Beratern“. Seine Motivation im Fußballgeschäft bestehe nicht im Profit, sondern im Umgang mit seinen Spielern und in der Entwicklung seiner Mannschaft.
Bereits im Sommer 2017, als der brasilianische Fußball-Star Neymar für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro zu Paris St. Germain wechselte, bezog Christian Streich in einer furiosen Pressekonferenz mit klarer Wertehaltung Stellung. Damals betonte er, dass er solche Summen „nicht mehr greifen“ könne. Dabei nahm er Bezug auf die Wertevermittlung seiner Kindheit und sagte:
„Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschlingt er alles. (…) Es steht nicht umsonst in den großen, alten Büchern. Der Mammon ist eine der größten Gefahren für Menschen.“
In allen heiligen Schriften aller Religionen stehe geschrieben, was Geld mit den Menschen mache. Deshalb gelte es für jeden einzelnen darüber zu reflektieren, inwieweit der Mammon über ihn besitzt ergreift. Davon sei er nicht ausgeschlossen und das sei ihm auch bewusst, brachte Streich weiter zum Ausdruck.
Zur aktuellen Pressekonferenz, in der Christian Streich verriet, dass er gerne Kirchen besucht, schrieb rblive.de: „Ob er ein paar der über 90 Kirchen in Leipzig als Gläubiger oder eher als Tourist aufgesucht hat, man weiß es nicht. Es blieb keine Zeit, um das Thema zu vertiefen.“
Eine spannende Frage für eine der nächsten Pressekonferenzen.
Quellen: rblive.de, kicker.de, zeit.de, stern.de, youtube.com
Hier nochmal ein Auszug aus der legendären Pressekonferenz mit Christian Streich im Sommer 2017, als er sich zum 222-Millionen-Transfer von Neymar äußerte: „Der Gott des Geldes verschlingt alles!“