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Weltwoche-Chef Roger Köppel: „Der Glaube ist die Urkraft des Lebens“

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Der Schweizer Journalist und Medienunternehmer Roger Köppel, der seit 2001 Chefredakteur und Verleger des Wochenmagazins Die Weltwoche ist, widmete am 24. August seinen Blog „Weltwoche daily“ dem Thema Glauben.

Sein Statement eröffnete der 57-Jährige mit dem Hinweis, dass jeder Tag „eine neue Chance“ darstellt. Dabei betonte er weiter:

„Jeder Tag ist vor allem ein Geschenk des Himmels.“

Daraufhin verwies Köppel auf den Wert der Dankbarkeit „für jede Sekunde, die man leben darf“. Die Entstehung des Lebens und Entwicklung zum „vollständigen Menschen“ schilderte er als „wunderbar“. Dabei zeigt er sich davon beeindruckt, „dass auch die klügsten Köpfe, die schlausten Hirne hinter dieses Weltgeheimnis des Lebens nicht kommen können“.

Mit Blick darauf wolle er mit der heutigen Sendung zum Thema „Glauben als Urkraft des Lebens“ eine Lanze für den Glauben brechen, wozu der Schweizer Journalist anfügt:

„Der Glaube ist etwas ganz Zentrales.“

Ihm sei lange Zeit seines Lebens das Wort Glaube „immer etwas suspekt“ gewesen, weil er diesen Begriff mit strenger Frömmigkeit und enger Religiosität in Verbindung gebracht habe, die auf ihn elitär und von oben herab schauend daherkam. Insbesondere dieser Eindruck der Frömmelei verbunden mit einer skeptischen Haltung seiner Familie habe ihm „lange Zeit“ den Weg zum Glauben versperrt. Heute habe er einen anderen Blick auf den Glauben, was er wie folgt darlegt:

„Ich glaube man muss das Thema Glauben in seiner faszinierenden Bedeutung erfassen.“

Wenn Menschen heute meinen, dass Glauben nur etwas für diejenigen ist, die wenig Wissen haben, belegt Köppel diese Haltung mit Begriffen wie „Hybris“, „Machbarkeitswahn“, „Wissenschaftsgläubigkeit“ und „Arroganz“. In diesem Kontext stellt der Weltwoche-Chef klar, dass er alles andere als gegen die Wissenschaft eingestellt ist. Diese habe nur in ihrer Methode der Beschreibung der materiellen Wirklichkeit „etwas Werkzeughaftes“ an sich. Dazu erklärt er weiter:

„Das Wissen, das wissenschaftlich ermittelt wird, hat die Qualität einer Straßenlaterne, die uns zuleuchtet, aber uns eben nicht das Herz erwärmt.“

In seinem Beitrag möchte er dagegen die Qualität des Glaubens aufzeigen. Die Bedeutung des Glaubens, nicht im religiösen Sinne, beschreibt Köppel mit folgenden Worten:

„Glaube ist das, was unser Innerstes anspricht, unser Herz, unser Gemüt. Wir glauben dort, wo wir das Wichtigste in unserem Leben behandelt sehen.“

Und weiter:

„Der Glaube kommt immer dann ins Spiel, wenn wir mit Leidenschaft, mit Überzeugung, mit Innigkeit etwas wirklich wollen, wenn wir feststellen, dass unser Lebenszentrum und auch unser Leidenszentrum um irgendetwas kreist.“

Inhalt dessen sei seiner Meinung nach der Glaube. Diesbezüglich kommt Köppel zum Schluss:

„Der Glaube, das Geglaubte ist das Wichtigste im Leben eines Menschen.“

Die Glaubensfähigkeit habe „eine eigene Wahrheits- und Seins-Qualität“, die den Menschen auszeichne und über sich hinaus wachsen lasse, was man beispielsweise in künstlerischen, literarischen oder architektonischen „Glaubensleistungen“ erkennen könne, wie etwa die eines Mozarts, Beethovens oder Karl May. Dazu führt Köppel weiter aus:

„Künstler, Architekten, Journalisten, Handwerker, die an etwas glauben und sich demütig in den Dienst dessen stellen, woran sie glauben, und dadurch sich auch in die Lage bringen, anderen Menschen einen Nutzen zu machen, ist etwas, was wir uns beim Thema Glauben vor Augen führen müssen.“

Ohne Glauben sei das Leben seiner Meinung nach „eine ziemlich trübselige Sache“ und eine „graue, lauwarme Angelegenheit“, weil erst dort, wo der Mensch mit Glaubensfähigkeit an eine Sache herangeht, er „ganz bei sich“ sei, was wiederum mit dem Erleben von Intensität, kindlicher Freude und Unmittelbarkeit verbunden sei.

Die mit dieser Erkenntnis verbundene Frage stellt sich für Köppel dahingehend, woran nun in gesunder Weise geglaubt werden kann. Denn Glaube könne auch mit Vorurteilen, Aberglauben oder „fürchterlichen Ideologien“, die zum Beispiel im 20. Jahrhundert erlebbar waren, einhergehen. In diesen Fällen würden sich die Gläubigen an „irdische, menschengemachte Heilslehren“ bzw. „weltliche Religionen“ festhalten. In diesem Kontext sei es seiner Meinung nach bezeichnend, dass „die Nazis und die Sozialisten“ Gott und das Jenseits für tot erklärt hätten und den Mensch zum „Maß aller Dinge“ erhoben und ihre Ideologie zum Paradies auf Erden, „ohne jede Demut“ und mit dem Menschen „auf dem Thron Gottes“ dargestellt hätten. Die „Selbstvergottung“ und der „Machbarkeitswahn“ habe zur „zerstörerischten Konsequenz“ geführt. Dies sei ein Glaube der zum Fanatismus ausartet, so Köppel weiter. Diese Gefahr sehe er auch bei heute immer mehr auftretenden „moralisierenden Gutmenschen“, die „vom Höchsten reden“, aber letztlich sich selbst meinen würden.

So stelle sich die Frage:

„Wie können wir sicherstellen, dass diese menschliche Glaubensfähigkeit, die so etwas Wichtiges für uns ist und die so Gutes auch bewegen kann, nicht ins Böse ausartet, sondern ins Gute kanalisiert wird?“

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Glauben sei die Frage entscheidend, wie der Mensch sein Verhältnis „zu höchsten Idealen, zu wirklich wertvollen, höchsten Dingen“ interpretiert. An diesem Punkt können wir in unseren Breiten nicht umhin, „uns mit dem Christentum auseinanderzusetzen“, betont Roger Köppel. Im Gegensatz zu Ideologien der Selbstvergötterung sieht Köppel im Christentum eine „Genialität“. Als Mensch, der nicht aus einem religiösen Kontext heraus stamme, betont der 57-Jährige:

„Ich glaube, dass das Christentum eben auch eine Antwort war auf dieses ewige Risiko der menschlichen Selbstvergottung, auf diese Verführungskraft des Glaubens, dass der Mensch über Gott spricht und sich selbst meint.“

Der christliche Glaube impliziere, dass „der Mensch und sein Hirn“ nicht das Maß aller Dinge ist, sondern dass Gott, der Allmächtige, die höchste Instanz ist und bleibt. Dies sei verbunden mit einer Haltung der Toleranz, Demut und Bescheidenheit, zeigt sich Köppel überzeugt.

Im christlichen Glauben erkenne er eine Begeisterung, Leidenschaft und Freude über „das Wunder des Lebens“ bzw. „das Mysterium der Existenz“. Dieses könne man zwar nicht durchschauen, aber mit einer „Glaubensgewissheit empfinden und spüren“. Was er an dieser Stelle am christlichen Glauben so schätzt, bringt Köppel wie folgt auf den Punkt:

„Der christliche Glaube hat im Grunde hier die Bescheidenheit, die Freiheit (…). Er ist ein Glauben, der diese Begeisterung und auch die Bereitschaft, dafür aufs Ganze zu gehen, verbindet mit einer, ja nennen wir sie, demokratischen Demut, mit der Einsicht in die eigene Fehlbarkeit.“

Es gelte andere Meinungen zuzulassen und dabei zu wissen:

„Jeder Mensch hat von Gott seinen gleichen Wert.“

Mit mahnendem Blick auf die Ideologien des 20. Jahrhunderts betont der Chef der Weltwoche:

„Wenn man sich von diesen Fundamenten verabschiedet, wenn man sozusagen die disziplinierenden Bahnen der christlichen Lehre verlässt, die unsere Glaubensfähigkeit, unseren Glaubensenthusiasmus kanalisiert, dann laufen wir Gefahr aus der Spur zu geraten.“

Dies könne in den Abgrund führen, „nicht nur uns, sondern auch andere“, so Köppel weiter.

Seine Ausführungen mit Blick auf einen gesunden Glauben resümierend hält der Schweizer Journalist fest:

„Der Glaube als Urkraft des Lebens ist etwas Großartiges und führt uns zu den faszinierendsten Fragestellungen, die es überhaupt gibt.“

Quellen: weltwoche.ch, youtube.com

Die beschriebene Folge von „Weltwoche daily“ zum Nachsehen gibt es

HIER