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Yemisi Ogunleye: „Gott ist für mich wie ein Freund, der mit mir durchs Leben geht“

Nachdem die Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye durch zwei Knieoperationen jeweils für anderthalb Jahre mit dem Leistungssport pausieren musste, gelang der 24-Jährigen in dieser Saison eine stetige Steigerung ihrer persönlichen Bestleistung, so dass sie die Norm für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft, die aktuell in Budapest stattfindet, schaffte und nun eine der Medaillenhoffnungen im deutschen Team ist. Grundlage in ihrem Leben ist für die gläubige Christin ihre Beziehung zu Gott, zu der sie aktuell im Interview mit der Süddeutschen Zeitung Rede und Antwort stand.

Mit der Headline „Yemisi Ogunleye: Von der „Ersatzbank“ mitten in die Weltklasse“ titelte die Online-Plattform leichtathletik.de, nachdem die 24-jährige Kugelstoßerin ihre persönliche Bestleitung im Mai zunächst von 18,20 beim Wettkampf in Darmstadt auf 18,53 Meter beim Wettkampf in Halle an der Saale steigern konnte und schließlich beim Pfingstsportfest in Rehlingen ihren Bestwert gar auf 19,31 Meter weiter anhob.

Wie leichtathletik.de berichtet, erklärte Yemisi Ogunleye anschließend, dass sie beim Stoß auf ihre persönliche Bestleistung, „all meine Selbstzweifel, Ängste und Sorgen, die einen als Leistungssportler auf diesem Weg begleiten, in diesen Stößen rausgelassen“ habe und dass sie eine große Dankbarkeit dafür empfinde, „diesen Sport überhaupt mit solch einem tollen Trainerteam ausüben zu dürfen“.

In der Zeit ihrer Verletzungen, in der sie „eher gedacht“ habe, ihre Karriere beenden zu müssen, half ihr die Orientierung im christlichen Glauben. Rückblickend empfindet sie die damals gemachte Erfahrung sogar als wertvoll, weil sie dadurch darüber nachdachte, was wirklich wichtig im Leben sei, und erkannte, dass es nicht bedeutend sei, ihr Leben „von Leistungen im Sport oder von Medaillen abhängig zu machen“. Vielmehr gehe es darum sich gewiss zu sein: „Ich bin gut, so wie ich bin.“

Dies Grundhaltung begründet die 24-Jährige mit ihrem Glauben, was sie wie folgt darlegt:

„Ich glaube an Gott und darf ihm auch vertrauen, dass alles zu seinem Zeitpunkt zusammenkommt.“

 

Dass für sie die Beziehung zu Gott das Fundament ihres Lebens ist, bringt Yemisi Ogunleye in ihrer Beschreibung ihres Profils auf Instagram zum Ausdruck, indem sie erklärt: „not I, but Jesus in me.“

In einem Insta-Post erklärte sie Ende Juli 2023 mit Bezug auf die Bibelstelle Lukas 1,37, dass im Leben mit Gott das Unmögliche möglich werden kann. Aufgrund ihrer Verletzungen und der Zweifel der Ärzte, ob sie jemals wieder Leistungssport betreiben könne, hätte sie vor einigen Jahren selbst ungläubig gelächelt, wenn ihr jemand die Teilnahme an Weltmeisterschaften prophezeit hätte. Zum ihrer Meinung nach dafür entscheidenden Parameter schrieb sie:

„Glaube und Geduld haben sich in diesen herausfordernden Jahren als Schlüssel erwiesen.“

 

 

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Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach Yemisi Ogunleye aktuell ausführlich über die Bedeutung ihres Glaubens, der ihr bereits in der Kindheit vermittelt wurde. Ihre Mutter habe sie und ihren Bruder sonntags „immer mit in die Kirche genommen“. Damals habe sie noch keinen persönlichen Zugang zu Gott und Kirche gehabt, schilderte die heute 24-Jährige. Erst in der Jugendzeit begann das Thema Glaube für sie relevant zu werden. Dazu sagte sie:

„Ich glaube, wenn die Jugendphase kommt mit all ihren Herausforderungen, fragt man sich oft, worin der Sinn des Lebens liegt, wohin die Reise geht oder auch nicht. Da ist der Glaube für mich eine große Stütze geworden.“

Damit der Glaube ein tragfähiges Fundament werden konnte, traf sich Yemisi Ogunleye mit anderen Jugendlichen zum Gottesdienst und anschließendem Austausch „über Fragen des Lebens“. Dabei diskutierten sie über Bibelstellen und gingen der Frage nach, was „Gott zu unseren Fragen“ sagen würde. Dabei hätten sie sich „gegenseitig immer wieder gestärkt“, berichtete Ogunleye rückblickend. Später sei sie selbst Jugendleiterin in ihrer Gemeinde gewesen und wolle auch heute für die Fragen anderer Menschen offen sein und ihnen „eine Stütze im Leben sein“. Zu ihren Erfahrungen in der Kirche erklärte sie, dass sie „extrem dankbar“ sei, dass sie Kirche als Ort erlebte, an dem man in schwierigen Lebenssituationen aufgefangen und nicht verurteilt wurde. Dabei brachte sie zum Ausdruck, dass Kirche anders sei als das Bild, das Außenstehende „manchmal von Kirchen“ haben würden. In ihrer Gemeinde konnte sie ein tragfähiges Gottesbild entwickeln, was Yemisi Ogunleye gegenüber der SZ wie folgt beschreibt:

„Dadurch habe ich meine Beziehung zu Gott auch so erlebt, dass Gott nicht jemand ist, der mich dort oben verurteilt, sondern wirklich wie ein Freund mit mir durchs Leben geht.“

Zudem sieht sie Gott als jemanden, „der einen Plan für mein Leben hat und mir die Kraft dafür gibt, Herausforderungen zu überwinden“. In Verbindung mit dem Glauben schöpft sie auch im Sport Zuversicht, merkte die Kugelstoßerin weiter an. So gewannen Gedanken an ein Karriereende in der Zeit, als sie jeweils für ein Jahr „wegen Kreuzband-, Meniskus- und Knorpelschadens“ ausfiel, nie die Oberhand. Auch gegenüber der SZ erklärte Ogunleye, dass sie heute sogar dankbar für diese Zeit sei, „weil sie mir so viel gelehrt hat, was ich sonst nicht so realisiert hätte“. Mit Blick auf die Dinge, die das Leben wertvoll machen, betont die 24-Jährige:

„Da spürt man eine ganz andere Dankbarkeit und, ja, auch einen anderen Glauben.“

Im Rückblick auf die gemachten Erfahrungen ist sich Yemisi Ogunleye heute gewiss, dass „Selbstbewusstsein nicht angeboren ist und sich auch nur durch Herausforderungen entwickelt“.

Quellen: leichtathletik.de, instagram.com, sueddeutsche.de