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zum 100. Geburtstag von Hans Scholl: „Ob es gut oder böse war, daß ich zur Welt kam, weiß ich nicht, jedenfalls war’s notwendig“

„Es lebe die Freiheit!“ – mit diesen Worten ging der Medizinstudent Hans Scholl, der prägendes Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ war, am 22. Februar 1943 in den Tod. Wenige Stunden zuvor hatte der Volksgerichtshof den 24-Jährigen zum Tode verurteilt. Sein tiefer Glaube ließ ihn zum Nazi-Gegner werden (wir berichteten). Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Der evangelische Theologe Dr. Robert M. Zoske hat über Hans Scholl promoviert und ist Autor des aktuellen Titels „Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose. Eine Biographie“. Er betont in einem Artikel zum 100. Geburtstag von Hans Scholl u. a.:

„Hans Scholl verstand sich als Werkzeug Gottes in einem Kampf zwischen Himmel und Hölle, Christ und Antichrist. Er fühlte sich ‚klein und schwach‘, aber er wollte ‚das Rechte tun‘ – und tat es.“

Hans Scholl stehe für „die Ermutigung, daß der christliche Glaube Kraft gibt: Kraft zur Individualität, Kraft zu Widerstand und zum Freiheitskampf“, so Dr. Zoske.

Resümierend hält der evangelische Theologe fest, dass sich auf die Weiße Rose des Hans Scholl – im Rahmen von Grundgesetz und UN-Menschenrechten – Individualisten, Freiheitsenthusiasten und Nonkonformisten berufen können sowie, „alle, die beherzt und unangepaßt sind, die quer oder auch queer denken“. Es bleibe die Ermutigung:

„jedes, jede und jeder kann dem Gewissen, kann Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Am 12. August 1941 schrieb Hans Scholl in einem Brief an seine Freundin Rose Nägele:

„Ob es gut oder böse war, dass ich zur Welt kam, weiß ich selbst nicht, jedenfalls war’s notwendig.“

77 Jahre später gibt es keine Zweifel daran, dass Hans Scholl „in seinem Mut, seinem Glauben, seiner Zielstrebigkeit, in seinem Freiheitsdrang und in seiner Sensibilität eine Ausnahmeerscheinung“ war, so Scholl-Biograph Robert Zoske.

Am 22. Februar 1943 eröffnete der Präsident des Volksgerichtshofes Roland Freisler, die Hauptverhandlung gegen Hans Fritz Scholl, Sophia Magdalena Scholl und Christoph Hermann Probst. Ihnen wird Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung vorgeworfen. Doch statt ängstlich vor dem tobenden Freisler zu kauern, bleiben die Angeklagten „von ihren Idealen erfüllt ruhig, gefasst, klar und tapfer“, so der anwesende Gerichtsreferendar Leo Samberger. Keine drei Stunden später verkündet Freisler „im Namen des deutschen Volkes“ die Todesurteile für die Geschwister Scholl und Probst.

Im Stadelheimer Gefängnis verabschieden sich die Geschwister getrennt voneinander von ihren Eltern. Vom evangelischen Gefängnisseelsorger Karl Alt lässt sich Hans Scholl das „Hohelied der Liebe“ und den 90. Psalm vorlesen. An seine Eltern schreibt er:

„Ich bin ganz stark und ruhig. […] Ich danke Euch, dass Ihr mir so ein reiches Leben geschenkt habt. Gott ist bei uns.“

Hans Scholl – Vorbild und Verpflichtung!

„Sein Glaube ließ ihn mutig bekennen, treu beten, fröhlich glauben, brennend lieben und bewusst widerstehen“, so Robert Zoske.

Quellen: evangelisch.de (1), deutschlandfunk.de, jungefreiheit.de und evangelisch.de (2)