Symbolbild - Image by Gerd Altmann from Pixabay

KI-Experte plädiert für „Harmonie zwischen Wissenschaft und Glauben“

Der KI-Experte Prof. Dr. Christoph Benzmüller sprach aktuell im Interview mit dem  Magazin „Leben im Erzbistum Bamberg“  über sein Computerprogramm, das im Jahr 2013 den ontologischen Gottesbeweis des Logikers Kurt Gödel nachvollzog.

Den Versuch, mithilfe der Vernunft die Existenz Gottes zu erfassen, unternahmen große Denker wie Anselm von Canterburry (1033-1109), Thomas von Aquin (1225-1274), Blaise Pascal (1623-1662) und zuletzt Kurt Gödel (1906-1978), der einer der bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts war. Gödel unternahm den Versuch, die Existenz Gottes nach den strengen Regeln der Logik zu beweisen. Während alle bisherigen Gottesweise aufzeigten, dass die Existenz Gottes entweder wahr oder falsch ist, verwendete Gödel 1970 eine Logik, nach der Gott zudem auch möglich und sogar notwendig sein könnte. Die Details seiner Beweisführung sind kompliziert, aber am Ende stellte Gödel fest, dass die Aussage „Gott existiert“ nicht nur möglich, sondern auch notwendig und deshalb wahr ist.

Gut 30 Jahre später stieß der KI-Experte Prof. Dr. Christoph Benzmüller, der an der Universität Bamberg den Lehrstuhl für AI Systems Engineering (KI-Systementwicklung) leitet, auf die Gödelsche Beweisführung, die so komplex ist, dass bis dato niemand zeigen konnte, ob sich nicht doch ein Fehler eingeschlichen hat. Dies motivierte Benzmüller zur Entwicklung eines Computerprogramms, das die Folgerichtigkeit von Gödels Aussage überprüfen kann. Dieses Programm, das er über Monate hinweg entwickelte, stellte fest, dass Gödels Beweisführung widerspruchsfrei ist. Im Zuge dessen berichteten Medien mit Headlines wie „Mathematiker bestätigen Gottesbeweis“ (Spiegel Wissenschaft, 9.9.2013), „Ist Gott real? Forscher beweisen seine Existenz mit Gödels Theorie und Mac Books“ (International Business Times, 29.10.2013), „Informatiker beweisen: Gott existiert“ (Quart d’heure, 30.10.2013).

Zuletzt berichtete der Astrophysiker und Naturphilosoph Prof. Dr. Harald Lesch im Rahmen der TerraX-Doku mit dem Thema „Gibt es Gott?“ über Benzmüllers Computerprogramm zur Überprüfung von Gödels Theorie. Anbei das Video zur Sendung mit Beginn an der entsprechenden Stelle:

 

 

Zum Gödelschen Gottesbeweis erklärte Prof. Benzmüller im Rahmen dieser TerraX-Doku, dass durch Gödels Theorie nicht eine reale Existenz Gottes bewiesen wird, sondern „die Möglichkeit abstrakter Theorien über das Göttliche, die widerspruchsfrei sind“.

 

In der aktuellen Ausgabe des Magazins „Leben im Erzbistum Bamberg“ sprach der Prof. Christoph Benzmüller erneut über den Gödelschen Gottesbeweis und seine Sicht zum Thema „Glaube und Naturwissenschaft“.

Benzmüller erklärte zum Ergebnis seiner Untersuchung des mathematischen Gottesbeweises von Kurt Gödel mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, „dass die Begrifflichkeit, die Gödel eingeführt hat, durchaus in sich stimmig ist und alle seine angedeuteten Beweisschritte formal korrekt sind“. Damit könne man aber nicht „mit absoluter Sicherheit die reale Existenz Gottes“ ableiten. Vielmehr ergebe sich „die spannende Frage“, was eine Existenzaussage in der Mathematik mit Existenzaussagen mit theologischer Relevanz zu tun habe. Dies sei dann wiederum ein Thema für Theologen und Philosophen.

Ganz in diesem Sinne rät Benzmüller ein Zusammenwirken von Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften an. Danach gefragt, ob er einen Widerspruch zwischen Naturwissenschaft und Glauben sehe, betont der KI-Experte:

„Ich würde lieber zu einer Harmonie zwischen Wissenschaft und Glauben tendieren.“

Weiter erklärt er:

„Ich bin in dieser Frage sehr in mir selbst ruhend. Ich denke, dass die Existenz des Göttlichen als das abstrakt Perfekte im Einklang mit wissenschaftlicher Erkenntnis steht.“

Die mathematische Auseinandersetzung mit Gott habe seine persönliche Einstellung zur Gottesfrage „eher nicht“ geändert. Bei der Beschäftigung mit Gödels Gottesbeweis habe er „eher versucht, mich von meinem eigenen katholischen Gottesverständnis zu distanzieren“, um nicht dem Vorwurf eines missionarischen Anspruchs ausgesetzt zu sein. Vielmehr habe er „für jedes Ergebnis“ offen sein wollen. Dabei gestand er aber:

„Gleichzeitig ist mir bei der Suche nach der Frage ‚Gibt es Gott?‘ eine positive Antwort durchaus sympathisch.“

Die Gottesfrage sei seiner Meinung nach eine interdisziplinäre und sollte auch „über die Grenzen der Religionen hinweg“ gestellt werden. So würden seine Forschungen zur Frage, ob man sich mit formaler mathematischer Herangehensweise mit dem Göttlichen auseinandersetzen kann, auf großes Interesse „vom Vatikan bis zum Hinduismus in Indien“ stoßen.

Die Redakteure des Magazins „Leben im Erzbistum Bamberg“ konfrontierten Prof. Benzmüller mit der Antwort von ChatGPT zur Frage nach der Existenz Gottes, die da lautet: „Die Frage ist komplex und kontrovers. Es gibt keine wissenschaftliche Möglichkeit, diese Frage definitiv zu klären.“ Danach gefragt, ob er dieser Antwort zustimme, erklärte der IT-Professor, dass dies eine „schwierige Frage“ sei und seiner Meinung nach ChatGPT „sicher nicht zuerst“ eine Antwort liefern werde. Vielmehr verwies Benzmüller darauf, dass „gewisse Fragen aber auch für uns Menschen in Interaktion mit Computern immer unzugänglich“ bleiben könnten. Dazu betont er abermals:

„Was wir anstreben können und sollten, ist eine Harmonie zwischen Wissenschaft und Glauben.“

Quellen: leben.erzbistum-bamberg.de, zdf.de, youtube.com

Anbei der „Servus KI! Podcast“, in dem Prof. Dr. Christoph Benzmüller über die Themen „ChatGPT, KI & Gott“ sprach.

Darin betonte er, dass er skeptisch sei,  dass wir „so etwas wie Bewusstsein in Maschinen erlangen werden“. Zudem ging er auch auf sein Computerprogramm zu Gödels Theorie ein.