Prof. Scherer: „Wenn Christen ausblenden, dass es intersexuelle Menschen gibt, läuft da was grundfalsch“
Der Biologe Siegfried Scherer, der seit 1991 Professor für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München in Freising-Weihenstephan und geschäftsführender Direktor des Zentralinstituts für Lebensmittel- und Ernährungsforschung (ZIEL) ist, erklärte aktuell im Interview mit dem christlichen Medienmagazin PRO auf sachlicher Ebene, dass Fortpflanzungsbiologen genau zwei Geschlechter unterscheiden: weiblich und männlich. Dabei unterscheidet er klar zwischen biologischem und sozialem Geschlecht und gibt auch einen Tipp für Christen, die nicht wahr haben wollen, dass es Intersexualität gibt.
Prof. Scherer legte im PRO-Interview dar, dass Fortpflanzungsbiologen zwei Geschlechter unterscheiden: weiblich und männlich. Dabei gebe es Aberrationen, Abweichungen und Mutationen, was aber nichts daran ändert, dass es in der Fortpflanzungsbiologie genau zwei Geschlechter gibt. Denn das biologische Geschlecht sei von Anfang an durch die Geschlechtschromosomen X und Y festgelegt: XX für weiblich, XY für männlich. Danach gefragt, ob die Frage, wie viele Geschlechter es gibt, innerhalb der Biologie umstritten sei, antwortet Professor Scherer:
„Nein. Schlicht und ergreifend nein. Es gibt zwei biologische Geschlechter und es ist bis heute kein drittes biologisches Geschlecht im Sinne der Fortpflanzungsbiologie bei den Säugern beschrieben worden.“
Zu Fällen von Intersexualität erklärt der Biologe, dass diese Menschen Träger von sehr seltenen Mutationen sind, manchmal auch Chromosomen-Anomalien. Durch Erbgutfehler ist die embryonale Ausbildung der primären Geschlechtsorgane gestört. Intersexualität betreffe etwa 0,5 bis 1 Prozent der Menschen, wobei aber die Störung in der Sexualentwicklung nicht zu einem weiteren biologischen Geschlecht führen würden. Vielmehr beziehe sich die Bezeichnung „divers“ auf die Soziologie, aber nicht auf die Biologie. Es gelte klar zu unterscheiden, dass Soziologen vom „sozialen Geschlecht“ sprechen. Beim Begriff „divers“ handele es sich biologisch gesehen nicht um ein weiteres Geschlecht. Vielmehr sei dies ein Sammelbegriff für zahlreiche Abweichungen in der Sexualentwicklung.
Zum Umstand, dass Menschen sich nicht wohl mit ihrem Geschlecht fühlen, erklärt Scherer, dass es „eine große Bandbreite an Ursachen [gibt], warum ein Mensch sich nicht identifizieren kann mit seinem biologischen Geschlecht“.
Wichtig ist ihm, dass eine Störung der Sexualentwicklung nicht als außergewöhnlich betrachtet wird oder der betroffenen Mensch gar abgewertet wird. Er sei als unfruchtbarer Mann selbst betroffen.
Scherer empfindet es als „nicht hilfreich, von Krankheit zu sprechen“, wenn eine Störung in der Sexualentwicklung vorliegt. Vielmehr gelte es „sehr feinfühlig und ohne Tabuisierung“ mit diesen Phänomenen umzugehen, den betroffenen Menschen zu helfen und sie als Gesellschaft zu integrieren. Dabei betont der Biologe aber:
„Es ist wenig sinnvoll, soziologische Begriffe mit biologischen Begriffen zu verwechseln.“
Wenn Christen allerdings in Intersexualität eine Sünde sehen, erkennt Scherer eine Fehlinterpretation dessen, was die Bibel aussagt. Als Christ hat er folgende Sicht auf das Thema:
„Wir leben nicht in einer perfekten Welt, sondern in einer gefallenen Schöpfung. Das sehen wir unter anderem in der Genetik in allen Bereichen unserer Gene – und eben auch in der Sexualentwicklung. Dass ich mich nicht fortpflanzen kann, das gehört nicht zur guten Schöpfung Gottes, sondern es ist eine der Konsequenzen unserer gefallenen Welt.“
Zu engstirnigen Auffassungen im christlichen Milieu hat Prof. Scherer eine klare Haltung:
„Wenn Christen ausblenden, dass es zum Beispiel intersexuelle Menschen gibt, und wenn sie diese gar als Sünder betrachten, dann läuft da was grundfalsch.“
Quellen: pro-medienmagazin.de, instagram.com
Das PRO-Interview mit Prof. Siegfried Scherer zum Nachlesen gibt es
Zu seinem christlichen Glauben legt Siegfried Scherer auf seiner Webseite u.a. folgendes dar:
„Als überkonfessionell orientierter Christ glaube ich gemäß der Heiligen Schrift an Jesus Christus, durch den Gott das Universum ins Dasein gerufen hat. Gott ist nach dem Glauben der christlichen Kirchen Schöpfer, Erhalter, Erlöser und Vollender der Welt und des Menschen und damit auch Urheber der Naturgesetze, die durch ihn Bestand haben.“
In folgendem Clip legt Prof. Scherer den Kategorienfehler dar, wenn die Evolutionstheorie und der Glauben an Jesus Christus gegeneinander ausgespielt werden: