Arne Friedrich: „Kirche ist nicht nur der Sonntagmorgen“

Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich, der von 2002 bis 2011 insgesamt 82 Länderspiele für die Deutsche Nationalmannschaft absolvierte, nahm an einer Diskussionsrunde zur Zukunft der Kirche teil, die am 15. Oktober in der evangelischen Grunewald-Gemeinde in Berlin stattfand. Dort plädierte der ehemalige Weltklasse-Verteidiger, der in seiner aktiven Zeit für Hertha BSC Berlin, den VfL Wolfsburg und für den US-Proficlub Chicago Fire spielte, für mehr Empathie und Menschlichkeit in den Kirchen.

Wie die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ und katholisch.de berichten, erklärte Arne Friedrich, dass er sich von der Kirche „mehr Herzlichkeit und weniger Tradition“ wünscht. Der 44-Jährige begründete, dass sich seiner Meinung nach die Menschen dann in der Kirche wohlfühlen würden, wenn sie merkten, dass es dort Empathie und Menschlichkeit gebe. Veranschaulichend erklärte der evangelische Christ weiter:

„Der Pastor steht nicht auf einem Podest, sondern nimmt dich in den Arm und bietet dir einen Kaffee an.“

Während der Gesprächsrunde betonte Friedrich, dass ihm der Glaube in seinem Leben sehr viel bedeute und dass er regelmäßig eine Freikirche besucht. Dort erlebe er „mitreißende Gospelmusik“ und „rappelvolle“ Gottesdienste mit 200 bis 300 Menschen. Auch die traditionellen Kirchen müssten seiner Meinung nach mehr Angebote für junge Menschen schaffen. Dabei sei die Frage, wie man es schafft, „die älteren Herrschaften zu halten, aber auch die Jüngeren in die Kirche zu locken“, so der 44-Jährige. Ihn selbst nerve an der evangelischen Kirche unter anderem „die Musik von vor 100.000 Jahren“. Leben sei Veränderung, sagte Friedrich mit Blick auf einem sturen Festhalten an Traditionen. Dabei gab er jedoch zu verstehen, dass er selbst sehr überzeugt davon sei, dass an der Grundlehre der Kirche nicht gerüttelt werde. Vielmehr gelte es, neue Formate zu finden. Dazu betonte er:

„Kirche ist nicht nur der Sonntagmorgen.“

Friedrich verwies auf die Gemeinschaft und auf lebendige Gottesdienste, die Kirche seiner Meinung nach ausmachen. Dabei hob der 82-malige Nationalspieler die Rolle hauptamtlicher Personen hervor. Wie es im Fußball Trainer brauche, so brauche es in der Kirche Menschen, die die Mannschaft zusammenstellen, schilderte Friedrich.

In der Gesprächsrunde zur Zukunft der Kirche ging Arne Friedrich auch darauf ein, dass er seinen Glauben schon als aktiver Fußballprofi praktizierte. So habe er sich zu seiner Zeit bei Hertha BSC Berlin mit anderen Spielern und dem heutigen Militärbischof der EKD und Sportbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bernhard Felmberg, regelmäßig zu einem Bibelkreis getroffen. Weiter berichtete Friedrich, dass er in seiner Zeit in der US-amerikanischen Major League Soccer (MLS) erlebt habe, wie vor einem Spiel die Akteure beider Mannschaften gemeinsam in der Kabine beteten.

 

Bereits zu seiner aktiven Zeit als Fußball-Profi bekannte sich Arne Friedrich, der im Juni 2013 nach anhaltenden Rückenproblemen seine Fußballkarriere beendete, ganz selbstverständlich zu seinem Glauben. Im Februar 2013 sprach der evangelische Christ im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit ausführlich über seinen Glauben. Die Frage, ob er religiös sei, bejahte Arne Friedrich und fügte hinzu:

„Ich bezeichne mich definitiv als Christ.“

Der Fußball-Star berichtete, dass er schon in seiner Jugend „oft in der Kirche“ gewesen sei. Auch wenn er damals noch keinen richtigen Zugang zum Glauben hatte, habe ihn „irgendetwas“ immer wieder zur Kirche gezogen. Im Laufe der Zeit habe sich das „intensiviert“, so dass er seinen Glauben dann auch im Fußballbusiness praktizierte. So habe er beispielweise bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 mit seinem Teamkollegen Cacau sich über den Glauben ausgetauscht, zusammen in der Bibel gelesen und füreinander gebetet. Zur Bedeutung des Glaubens in seinem Leben sagte Arne Friedrich:

„Ich habe durch den Glauben einen Anker im Leben, der mir Ruhe gibt, vor allem in schwierigen Situationen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Der Glaube sei ihm so wichtig geworden, dass er lieber ohne Fußball leben wolle als ohne seinen Glauben, merkte der Weltklasse-Verteidiger im damaligen Zeit-Interview an.

Weiter schilderte Arne Friedrich, dass er als Christ nicht frei von Sünde sei, aber durch das Evangelium einen Bezugspunkt habe. Dazu sagte er:

„Im Prinzip bauen wir alle Mist, ob Christ, Muslim oder was weiß ich. Es geht um die Message des Glaubens, das ist mir sehr wichtig.“

 

Einige Jahre zuvor setzte sich Arne Friedrich mit anderen Prominenten wie u.a. dem TV-Moderator Günther Jauch in der Initiative „Pro Reli“ für den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach an Berliner Schulen ein, damit auch in Berlin nicht mehr die Sonderregelung des Artikel 141 GG gilt, sondern auch die Berliner Schüler die freie Wahl zwischen Ethik- und Religionsunterricht haben. Damals bekannte Arne Friedrich:

„Der Glaube an Gott ist der Eckpfeiler meines Lebens.“

Quellen: tagesspiegel.de, katholisch.de, zeit.de, wikipedia.org, youtube.com

Anbei das Statement von Arne Friedrich aus dem Jahr 2009 zur Einführung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach im Sinne des Art. 7 (3) GG auch in Berlin:

HIER

Der Volksentscheid „Pro Reli“ scheiterte damals knapp. Aktuell ist die Einführung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach in Berlin wieder ein Thema. Mehr dazu gibt’s unter: katholisch.de und rbb24.de