Astrophysiker Heino Falcke: „Achtung, ich bin gläubiger Christ!“

Der Astrophysiker Heino Falcke, dem im Jahr 2019 mit einem internationalen Forscherteam das erste Foto eines Schwarzen Lochs im All gelang, ging im Interview mit der Tageszeitung Die Welt der Frage nach, inwieweit die biblische Weihnachtsgeschichte vom Stern von Bethlehem einen wahren Kern hat. Dabei erklärte der 56-jährige Professor der Radboud-Universität Nijmegen auch, wie Glaube und Naturwissenschaft zusammengehören.

Für Heino Falcke könnte die Weihnachtsgeschichte um die Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern über Bethlehem folgten, „einen wahren Kern“ haben, weil es zur Zeit der Geburt Jesu „eine Reihe von seltenen Konjunktionen“ gegeben habe, so etwa „die Begegnung der sogenannten Königsplaneten Jupiter und Saturn“. Die Weisen aus dem Morgenland könnten Männer „mit einer hohen astrologischen und mathematischen Bildung“ gewesen sein, die diese Konjunktionen berechnen konnten. Auch wenn so eine Annahme historisch nicht überprüfbar sei, imponiert Falcke vielmehr die Demut, die die Menschen damals „generell“ beim Anblick des Sternenhimmels hatten. Daraus schlussfolgert er:

„Sie hatten das Gefühl, dass sich dahinter etwas Großes verbirgt, das das Menschsein übersteigt. Da macht man sich schon mal auf den Weg.“

Im Welt-Interview danach gefragt, was er als Naturwissenschaftler beim Blick in den Himmels sehe, antwortete Heino Falcke:

„Achtung, ich bin gläubiger Christ.“

Das Universum sei für ihn „Ausdruck einer Schöpferkraft“. Dazu erklärt er:

„Wie aus wenigen Naturgesetzen ein Universum mit Sternen und Planetensystemen entstehen kann, das ist schon ein Wunder.“

Als Naturwissenschaftler kann er erkennen, dass die Welt „ein fein austariertes System [ist], das auf wenigen Naturgesetzen beruht“, wozu die Relativitätstheorie, die Grundgleichung der Thermodynamik und die Quantentheorie gehören.

Gott kommt in diesem Kontext für ihn ins Spiel, wenn er aufgrund seiner Forschung ins Staunen gerät und feststellt, dass sich mit stetigem Forschen immer wieder neu aufkommende Fragen entstehen. Dazu betont Falcke:

„Wir erforschen die Welt tiefer und tiefer, um dann festzustellen: Das Geheimnis bleibt.“

Auch Naturwissenschaftler, die nicht an Gott glauben, würden feststellen, dass es einen Anfang gegeben haben muss und dass bei der Suche nach dem Ursprung von allem irgendetwas „immer schon da“ sei. So komme letztlich keine Theorie „ohne einen philosophischen, abstrakten Gottesbegriff“ aus.

Für Heino Falcke sind die Naturgesetze „gottgegeben“. Auf die Frage nach deren Ursprung, auf die die Naturwissenschaft keine Antwort geben kann, findet der Astrophysiker eine für ihn plausible Antwort in der Bibel, wo es zu Beginn des Johannes-Evangeliums heißt: „Am Anfang stand das Wort und das Wort war Gott selbst“, erklärt Falcke.

Sein Glaube hat für ihn auch Auswirkungen auf sein Wirken als Wissenschaftler, was Heino Falcke wie folgt auf einen Nenner bringt:

„Als Naturwissenschaftler gläubig zu sein, schafft viel Freiheit.“

Weiter schildert er:

„Für mich ist der Glaube die Befreiung aus einer Einengung. Er lässt mich ohne Angst in die Weite schauen und gleichzeitig fühle ich mich zu Hause.“

Genau dies ist für ihn in der Weihnachtsgeschichte erfahrbar, wenn sich der allmächtige Gott im Jesuskind „nahbar und ohnmächtig“ zeigt. Dazu erklärt Falcke:

„Diese Spannung zwischen dem Weiten der Schöpfung und dem Ohnmächtigen des Kindes –das macht für mich den christlichen Glauben aus.“

Im Umgang mit dieser Spannung hilft ihm die Glaubensgewissheit und das Gebet, was der 56-jährige Forscher wie folgt beschreibt:

„Ich tue, was in meiner Macht steht, dann lege ich die Dinge in Gottes Hand.“

Zudem bete er „für andere Menschen in Leidenssituationen“ und dies tue er „unverschämt hartnäckig“.

Auch wenn er nicht alles verstehen kann, zweifelt Heino Falcke an der Existenz Gottes nicht. Dies erklärt er damit, dass er die tragende Verbindung zu Gott schon früh in seinem Leben erfahren konnte:

„Schon in meiner Jugend war Gott für mich eine Entdeckung. Ich habe erfahren dürfen, dass Gott Liebe ist.“

Das Arbeiten als Naturwissenschaftler stand seinem Glauben dabei nicht im Weg, im Gegenteil habe sich sein Glauben sogar verstärkt, je mehr er sich in seinem wissenschaftlichen Tun „mit den Geheimnissen des Universums“ beschäftigte. Mit Blick darauf gibt Heino Falcke zu bedenken, dass der Ursprung jeder wissenschaftlichen Erkenntnis eine Annahme ist, was er im Welt-Interview wie folgt darlegte:

„Muss man nicht generell gesprochen an etwas glauben, bevor man es beweisen will?“

Quelle: welt.de

Zur Person: Heino Falcke ist Professor für Astrophysik und Radioastronomie am Institut für Mathematik, Astronomie und Teilchenphysik (IMAPP) der naturwissenschaftlichen Fakultät der Radboud Universität in Nimwegen und Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Er ist Träger des Spinoza-Preises, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Niederlande, sowie des Akademiepreises der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt die Einstein-Medaille der Einsteingesellschaft in Bern, die Henry-Draper-Medaille der amerikanischen National Academy of Science und ist Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften. Die Internationale Astronomische Union (IAU) benannte am 6. April 2019 einen Asteroiden nach ihm: (12654) Heinofalcke.

Anbei ein inspirierendes Gespräch zwischen Theologie und Naturwissenschaften, das Frank Vogelsang, Ingenieur und evangelischer Theologe, mit Heino Falcke führte: