Astronautenkandidatin Insa Thiele-Eich findet Halt im Urvertrauen, das in Elternhaus und Kirche grundgelegt wurde

Die Meteorologin und wissenschaftliche Koordinatorin am Meteorologischen Institut der Universität Bonn Insa Thiele-Eich will Deutschlands erste Frau im All werden. Sie wurde von der privaten Raumfahrtinitiative „Die Astronautin“ als eine von zwei Kandidatinnen ausgewählt, die als erste deutsche Frau ins All fliegen sollen. In Interviews zu ihrer Mission verriet die evangelische Christin, dass sie „mit viel Urvertrauen“ ins Weltall fliegen wird.

Gegenüber den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück sagte die 38 Jährige Mitte Oktober, dass sie über die Erziehung in Elternhaus und Kirche „ein großes Urvertrauen“ entwickelt habe. Dazu erklärte sie:

„Das hilft mir heute in vielen Momenten – vor allem eben, wenn ich auf Fragen keine Antworten habe.“

Weiter berichtete Insa Thiele Eich, dass bei einigen Astronauten durch den Anblick der Erde aus dem All eine ganz andere Perspektive auf den eigenen Alltag entstehe und viele diesen Blick auf die Erde auch mit Glaubensfragen verbinden würden. Ob dies bei ihr auch so sein werde, wisse sie nicht, so Thiele-Eich. Jedoch habe sie nicht die Erwartung, Gott im Weltall zu finden. Zu ihrem Gottesbild erklärte die Wissenschaftlerin:

„Gott, wie ich ihn verstehe, ist weder speziell im All noch speziell auf der Erde.“

Die Faszination für das Weltall hat die heute 38-Jährige von ihrem Vater, dem Astronauten Gerhard Thiele, mitbekommen. Im Interview, das am 9. November im Konradsblatt veröffentlicht wurde, berichtete die designierte Astronautin, dass ihr ihr Vater im Urlaub am Nachthimmel die Andromeda-Galaxie gezeigt habe. Die Tatsache, dass man diese weit entfernte Galaxie von der Erde aus sehen kann, und die Erkenntnis, dass das Licht „Millionen von Jahre“ unterwegs ist, habe eine große Faszination auf sie ausgeübt und zugleich existenzielle Fragen hervorgerufen, wie „Wo kommen wir her? Warum sind wir hier? Was ist unser Platz im Universum?“.

Ihren Glauben sieht sie angesichts immer neu entstehender Fragen als eine Reise. Zur Grundlage ihres Glauben sagte die Wissenschaftlerin:

„Ich hatte das Glück, in meiner Kindheit ein großes Urvertrauen zu entwickeln – sicher hauptsächlich dank meiner Eltern, aber sicher auch durch das Aufwachsen in einer religiösen Gemeinschaft. „

Ihr Urvertrauen trage sie auch „durch diese Zeit“, in der der geplante Starttermin wegen fehlender finanzieller Mittel zuletzt immer wieder verschoben wurde, und helfe ihr dabei, „diese Spannung auszuhalten, nicht zu wissen, ob ich wirklich fliege“. So verliere sie sich nicht in der Frage, warum es nichts vorwärts gehe.

Im Interview mit dem NDR sagte Insa Thiele-Eich zum Fundament ihres Urvertrauens:

„Wir sind als Kinder in der evangelischen Kirche groß geworden und da auch regelmäßig beim Kindergottesdienst gewesen. Und das spielte beim Legen des Grundsteins des Urvertrauens eine sehr große Rolle.“

Im Erwachsenenalter seien dann auch kritische Anfragen an ihren Glauben hinzu gekommen. Auch wenn ihr Vertrauen nicht grundsätzlich in Frage gestellt wurde, habe es doch einige Punkte gegeben, die der Klärung bedurften bzw. die sie noch nicht abschließend für sich geklärt hat, so z.B. die Frage der Auferstehung. Dazu sagte sie:

„Ich bin erst 38. Ich muss auch noch was zu tun haben. Das wäre langweilig, wenn ich jetzt schon zu Ende wäre.“

Weiter berichtete die Wissenschaftlerin, dass sie den Vers „Gott breitet aus die Mitternacht über das Leere und hängt die Erde an nichts“ aus dem alttestamentlichen Buch Hiob inspirierend findet. Dazu erklärte sie u.a.:

„Wenn man sich gerade an der Schönheit der Erde oder über die Faszination des Universums – und was da alles dahintersteckt – erfreut, dann ist so ein Bild sehr inspirierend, weil darin sehr viele Fragen stecken.“

Fragen, die über den rein naturwissenschaftlichen Blick hinausgehen.

Quellen: konradsblatt.de, domradio.de, ndr.de, manager-magazin.de, brigitte.de