Foto: NWO, HeinoFalcke2011, cropped, CC BY-SA 4.0

Astrophysiker Heino Falcke: „Ich glaube, dass Gott nicht nur etwas ist, sondern jemand“

Der Radioastronom Heino Falcke hat ein fesselndes Buch geschrieben über die Entstehung des ersten Fotos von einem Schwarzen Loch und seinem Glauben an Gott.

Prof. Dr. Heino Falcke, geboren 1966 in Köln, ist einer der weltweit führenden Astrophysiker und Professor an der Radboud-Universität Nijmegen. Zudem leitete er den wissenschaftlichen Beirat des Event-Horizon-Telescope-Projektes, mit dem es am 10. April 2019 gelang, das erste Bild eines schwarzen Lochs aufzunehmen. Dafür wurde ihm und dem EHT-Team 2020 der Breakthrough Prize in Fundamental Physics verliehen. In den Niederlanden erhielt er schon 2011 den Spinozapreis – die höchste wissenschaftliche Auszeichnung des Landes. Am 6. April 2019 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (12654) Heinofalcke.

Falcke wohnt in Frechen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Als Prädikant der Evangelischen Kirche im Rheinland hält er zudem Gottesdienste in der Evangelischen Kirche Frechen.

Nun machte der 54-Jährige die beiden Dimensionen, die sein Leben ausmachen, Glaube & Naturwissenschaft zum Thema seines Buches „Licht im Dunkeln“, das von der Entstehung des ersten Bildes von einem Schwarzen Loch und von seinem Glauben an einen Gott, der offenbar Ordnung mitten im Chaos schuf, handelt.

Bereits vor zwei Jahren sprach Heino Falcke in der ERF-Sendung „Gott sei Dank“ voller Leidenschaft über schwarze Löcher und präsentierte zu der Zeit schon ein Modell von einem schwarzen Loch, das einer seiner Studenten gerechnet hatte und das dem im April 2019 fotografierten, tatsächlichen schwarzen Loch sehr nahe war.

Bereits damals betonte er, dass er es nicht nachvollziehen könne, warum die beiden Bereiche Glaube und Naturwissenschaft im Widerspruch zueinander stehen sollten. Dabei betonte er:

„Viele der großen Wissenschaftler, die unsere Wissenschaft geprägt haben, hatten eine sehr intensive Beziehung zu Gott und waren sehr gläubig.“

Diesbezüglich benannte er beispielhaft Johannes Kepler und Max Planck als gläubige Wissenschaftler.

Seinen Astrophysiker-Kollegen Harald Lesch zitierend erklärte Falcke, dass er nicht glaube, dass die Dimensionen „Glaube, Liebe und Hoffnung“, die uns Menschen ausmachten, bloß eine Illusion seien, sondern dass „Glaube, Liebe, Hoffnung von Anfang an da waren in diesem Urknall“ und im Universum fehlen würden, wenn es die Erde und den Menschen nicht mehr gäbe.

Weiter brachte er zum Ausdruck, dass die Bibel ernst zu nehmen sei und nicht wortwörtlich. Es gelte beim Bibellesen zu erfassen, was in dem Text wirklich stehe und was damit ausgesagt sei und was da auch nicht stehe. So stünde auch wissenschaftliche Erkenntnis dem Glauben nicht im Weg, im Gegenteil entdecke man seinen Glauben dadurch neu.

Zu seinem Gottesbild sagte Heino Falcke:

„Ich glaube, dass Gott nicht nur etwas ist, sondern jemand.“

Mit Verweis auf die alttestamentliche Geschichte von „Jona und dem Wal“ erklärte der Physik-Professor, dass er daran glaube, dass Gott überall erfahrbar sei, auch in schwarzen Löchern, und uns Menschen wie Jona nachgehe.

Zudem erklärte der renommierte Astrophysiker mit Blick auf die Erde, die nur ein Sandkorn im Universum sei, und mit Blick auf den Menschen, der wiederum nur ein Sandkorn im Universum sei:

„Für mich ist es wichtig zu glauben, dass da ein Gott ist, der hinter und in diesem Weltall steckt und für den jeder einzelne Mensch wichtig ist.“

Genau das würde er vermissen, wenn er seinen Glauben nicht hätte, so Heino Falcke.

 

Wie Jörn Schumacher in einem ausführlichen Artikel zum neuen Buch von Heino Falcke im christlichen Medienmagazin Pro aktuell berichtet, nimmt der 54-Jährige auch in seinem Buch Bezug auf den mutmaßlichen Konflikt zwischen Glaube und Wissenschaft, über den man immer wieder lese. Dazu betonte Falcke:

„Dies ist ein Mythos, den das Zeitalter der Säkularisierung seit dem 19. Jahrhundert nur allzu gern propagiert. Historiker sehen dies heute sehr viel differenzierter.“

So sei Wissen im Mittelalter vor allem in den Klöstern betrieben worden. Weiter hebt er erneut hervor:

„Viele bedeutende Wissenschaftler waren theologisch geschult und tiefgläubig und standen oft im Dienst der Kirche.“

In seinem Buch beschreibt er dann auch, wie wissenschaftliche Erkenntnis und der biblische Schöpfungsbericht zusammengehen und dass der Atheismus seiner Meinung nach „eine legitime Überzeugung“ sei, die sich aber eben auch niemals wissenschaftlich begründen lasse.

Bedenkenswert sei jedoch, dass Schwarze Löcher Grenzen der Erkenntnis aufzeigen, was Heino Falcke u.a. zu folgender Schlussfolgerung bewegt:

„Wer es wagt, über die Grenzen der Physik hinaus zu fragen, kommt an Gott nicht vorbei.“

Diesbezüglich erklärt er beispielsweise, dass jeder Mensch die „großen Fragen“ nach dem Woher, Wohin und Warum mit sich herumtrage und auch im Bereich der Liebe eine andere Form der Erkenntnis eine Rolle spielt als die wissenschaftliche, was Falcke wie folgt beschrieb:

„Die Frage, ob ich geliebt werde oder was ich wert bin, erschließt mir die Sprache der Mathematik nicht.“

Wie in der ERF-Sendung „Gott sei Dank“ erklärt er auch in seinem Buch „Licht im Dunkeln“, dass er an einen personalen Gott glaubt, den er  „allein im Gebet, im Feiern der Gemeinschaft, im Schauen auf Jesus und in der Größe und Schönheit des Weltalls“ sehen könne.

In seinem wissenschaftlichen Tun sehe er auf das All und auf das, was dahinter liegt. Das hindert Heino Falcke eben gerade nicht am Glauben, sondern bringt ihn zu einem noch größeren Staunen, das in seinem Glauben eine Antwort findet, was er in seinem Buch wie folgt beschreibt:

„Schaue ich auf den Menschen Jesus Christus, entdecke ich die menschliche Seite von Schöpfung und Schöpfer. So finde ich für mich einen Gott, der Anfang und Ende umfasst, dem ich nichts mehr beweisen muss und nichts mehr beweisen kann und bei dem ich jetzt schon zu Hause bin.“

Mehr dazu gibt’s in der sehr gelungenen Rezension im christlichen Medienmagazin Pro, die Falcke’s Werk ‚Licht im Dunkeln‘ als „wertvolles Buch“ beschreibt, das sowohl das Verständnis von Schwarzen Löchern näherbringt als auch die vernunftbegründete Suche nach Gott.

Quelle: pro-medienmagazin.de

Die Idee zu diesem Buch entstand, als Heino Falcke nach der Veröffentlichung des ersten Bildes eines schwarzen Lochs im April 2019 mit dem Wissenschaftsredakteur Jörg Römer vom Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL sprach. Er hatte ihn interviewt, später begleitete er den Astrophysiker und Radioastronomen bei einigen Vorträgen. Irgendwann saßen beide in einem vietnamesischen Restaurant in Hamburg und diskutierten über Gott, das All und schwarze Löcher. Beide verbindet Neugier und Faszination für die Astronomie.

 

Hier die beschriebene ERF-Sendung „Gott sei Dank“ mit Heino Falcke vom 16.09.2018:

 

 

Dass Glaube eine andere Form der Erkenntnis als Wissenschaft liefert, zeigt sehr schön unser Interview-Clip mit Pater Anselm Grün: