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Atheist Bernhard Hoëcker über Glauben: „Finde es grundsätzlich gut“

Der Komiker Bernhard Hoëcker, der seit 2015 Teil der ARD-Show „Wer weiß denn sowas?“ ist, bekennt sich seit einigen Jahren zum Nicht-Glauben. Kürzlich sprach er im Interview mit der Bild am Sonntag (BamS) über sein ambivalentes Verhältnis zu Gottglauben und Kirche.

Hoëcker berichtete im BamS-Interview von seiner sorgenfreien Kindheit, in der er im katholischen Glauben erzogen wurde, als Messdiener tätig war, viel gelesen habe und „nie einen betrunkenen Vater nach Hause tragen“ musste. Insbesondere das Engagement als Ministrant erkennt er als attraktiv an, wenn er mit Blick auf Jugendliche von heute äußert:

„Das ganze Land ist immer noch voller Messdiener.“

Eine rückläufige Tendenz sieht der 52-Jährige in der Ursache, „weil sich die Kirche wirklich Mühe gibt, möglichst unattraktiv zu sein“. Dazu schildert Hoëcker, dass er ein Einbremsen jugendlichen Engagements selbst in der Kirche erlebte, was er wie folgt beschreibt:

„Sobald es etwas gibt, das schön ist, sagt die Kirche: ‚Nee, keine gute Idee, lass uns das mal ändern!'“

Als er als Jugendlicher einmal an Weihnachten „eine tolle, stimmungsvolle Mitternachtsmesse“ miterlebt habe, sei dies vom zuständigen Pfarrer „einfach mal verboten“ worden. Auch den Umgang „mit den ganzen Skandalen“ sieht Hoëcker als problematisch.

Er selbst sei inzwischen aus der Kirche ausgetreten. Dazu begründete der Comedian:

„Ich bin Atheist.“

Auf die Nachfrage, ob es einen Anlass für seinen Kirchenaustritt, der „irgendwann gegen 2006, 2007“ erfolgte, gab, erklärte Bernhard Hoëcker:

„Ich habe zuerst gemerkt, dass ich nicht mehr glaube. Wobei ich es grundsätzlich gut finde, dass es so etwas gibt.“

Dabei ließ er erkennen, dass er das soziale Engagement von Menschen der Kirche nicht abgeschafft wissen möchte. So sei er „für die Einführung einer Ethiksteuer“, die jeder zu leisten hätte und die dann einer Organisation zugute kommt, „die sich um die ethische, moralische und soziale Gestaltung der Gesellschaft kümmert“. Der 52-Jährige  zeigt sich an dieser Stelle als Mensch, der nicht nur redet, sondern handelt. So lasse er sich von seinem Steuerberater „jedes Jahr ausrechnen, wie viel Kirchensteuer ich gezahlt hätte und verteile das Geld dann an verschiedene Einrichtungen“.

 

Am 05.05.2019 sprach Bernhard Hoëcker in der Berliner Distel mit Gregor Gysi auch über sein ambivalentes Verhältnis zu Gottglauben und Kirche. Über seine Kindheit berichtete er:

„Ich bin katholisch aufgewachsen und jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Ich habe nur positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht und zwar durch die Bank. Das war total schön.“

Auf einem Pfarrfest im Karneval habe er auch seinen ersten Auftritt gehabt. Weiter schilderte der Comedian rückblickend:

„Ich bin zur Kommunion und dann auch zur Firmung gegangen. Ich war in der katholischen Jugend aktiv und hab wirklich meine gesamte Jugend in der katholischen Kirche verbracht.“

So habe er gar keine Zeit gehabt auf dumme Gedanken zu kommen, wie zum Beispiel darauf, Drogen zu konsumieren, führte er mit einem Augenzwickern weiter aus. Als er begann sich mit Astrologie und „Wahrnehmungsverzerrung unseres Gehirns“ zu beschäftigen, kamen bei ihm die Zweifel am Glauben an Gott auf. Wenn man auf den Glauben an Gott „dieselben wissenschaftstheoretischen Kriterien“ wie etwa an den Glauben an Außerirdische oder an eine Hohlwelttheorie anwende, sei Gott weg, zeigte sich Hoëcker überzeugt. Es bleibe dann nur noch die Entscheidung „Ich glaube“ möglich (Anmerkung der Redaktion: Ist das beim Nichtglauben anders?). Seinen Weg zum Nichtglauben beschrieb der Comedian wie folgt weiter:

„Dann ist mein Glaube verschwunden, wie so eine Welle, die an den Strand geht. (…) Und irgendwann stellt man fest: Es ist weg. Und so war das bei mir auch. Er war einfach weg.“

Auf die Nachfrage von Gregor Gysi, ob er dann ausgetreten sei, erklärte Hoëcker, dass er erstmal in der Kirche geblieben sei, was er wie folgt begründet:

„Ich finde es grundsätzlich gut, dass es so etwas wie eine Kirchensteuer gibt.“

Allerdings hätte er eine allgemeinere Form dieser Steuer lieber und plädierte auch in diesem Gespräch für eine Ethiksteuer für „Organisationen, die sich um die ethische Bildung in einer Gesellschaft bemühen“. Dass die Kirche auch für ihn nach wie vor so eine Organisation ist, lässt Bernhard Hoëcker erkennen, wenn er direkt nach seinem Plädoyer für eine Ethiksteuer berichtet, dass seine Kinder auf eine katholische Schule gegangen sind und er „das ja auch nicht wirklich abgelehnt“ habe. Diesbezüglich teilte er mit:

„Meine Frau ist ja auch katholisch und wenn sie daran glaubt, ist das für mich ja auch in Ordnung.“

Für ihn sei es dann aber „einfach zu viel“ geworden, woraufhin sein Kirchenaustritt erfolgte, was Hoëcker folgendermaßen mitteilte:

„Dann bin ich ausgetreten und dabei ist es jetzt erstmal geblieben.“

Zu den Ausführungen von Bernhard Hoëcker merkte Gregor Gysi an: „Das ist ganz interessant, weil ich ja mal gesagt habe: Ich glaube nicht an Gott, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft. Das ist so ein bisschen ähnlich mit dem, was Sie sagen.“

Fazit: Die Biographie von Bernhard Hoëcker zeigt in jedem Fall, dass eine Ethiksteuer, die optional an die Kirche fließt, nicht die schlechteste Wahl ist.

Quellen: bild.de, pro-medienmagazin.de, youtube.com