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Benjamin Heisenberg über seinen Großvater Werner Heisenberg: „Er war wie viele Wissenschaftler, gar nicht so ungläubig“

Der Filmregisseur, Autor und bildender Künstler Benjamin Heisenberg, der der Enkel des Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg (1901 – 1976) ist, sprach aktuell im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen über seinen neuen Roman „Lukusch“, in dem immer mal wieder Bezüge zum Übernatürlichen auftauchen.

Die Frankfurter Allgemeine titelte zum Interview mit der Schlagzeile „Benjamin Heisenberg – Flirt mit dem Übernatürlichen“. Danach gefragt, wie ernsthaft die im Roman auftauchenden Bezüge zum „Übernatürlichen, mit Telepathie und Parapsychologie“ seien, erklärt Benjamin Heisenberg, dass ihn „diese Phänomene immer in ihrer Beziehung zu Psychologie und Religion beschäftigt“ haben. Eigene „einschlägige“ Erfahrungen hätten ihn „als total rational und wissenschaftlich erzogener Mensch“ dazu inspiriert, „ein bisschen über diesen Horizont hinauszusehen“.

In diesem Kontext betont der 48-Jährige, dass er in der Schweiz lebe, wo seiner Meinung nach „das Bewusstsein für die Anteile des Lebens, die weit über ein wissenschaftliches Weltbild hinausgehen, stärker verbreitet ist als in Deutschland“.

Damit konfrontiert, dass seine Aussage angesichts der Tatsache, dass sein Großvater „immerhin der weltberühmte Physiker Werner Heisenberg“ ist, erstaunlich sei, verweist Benjamin Heisenberg auf das berühmte Zitat „Der erste Schluck aus dem Glas der Erkenntnis macht atheistisch, aber am Boden des Glases findet man Gott“, das seinem Großvater zugesprochen wird. Dieser habe also „auch erstaunlich spirituelle Dinge“ von sich gegeben, weshalb sein Enkel zu der Schlussfolgerung kommt:

„Ich glaube, er [Werner Heisenberg] war also, wie viele Wissenschaftler, gar nicht so ungläubig.“

 

Benjamin Heisenberg ist Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentags, das Zeit, Ort und Programm der Kirchentage bestimmt und die Vorbereitungsgruppen für die einzelnen Themen, die sogenannten Projektleitungen, beruft.

Im Februar 2016 sprach er im Interview mit Anna Miller, das bei reformiert.info erschienen ist, über die Bewegründe für diese Tätigkeit und positionierte sich dabei auch zu seinem Glauben. Zur Gretchenfrage erklärte Heisenberg, dass er „kein regelmäßiger Kirchgänger“ sei und auch „keine starke kirchliche Bindung“ habe, auch wenn er getauft und konfirmiert ist. Seinen Glauben beschrieb er wie folgt:

„Mein Glaube ist privat, sozusagen hausgemacht.“

Die Kirchen und den Kirchentag sieht er als „gute Orte“ für gesellschaftliche Debatten. So könnten insbesondere in Zeiten von Fundamentalismus „die liberalen Gläubigen und die Kirche viel zur Vermittlung beitragen“ und „ein Lebensmodell vorleben, das offen ist, aber gleichzeitig auch Anbindung an Gott hat“. Dieses Angebot sei „gar nicht so trivial“, so Heisenberg.

Auch wenn man sicher ohne Glauben leben könne, gibt Heisenberg zu bedenken, dass der Glauben „eine unglaubliche Kraft“ sowie „ein Anstoß, sich mit den großen Lebensfragen auseinanderzusetzen“, sein könne. Dies begründet er mit Blick auf seine eigene Biographie. In seiner Kindheit sang er im Würzburger Dom im katholischen Knabenchor, was er genauso wie die Begegnung mit seinem „sehr lustigen, weltoffenen“ Dorfpfarrer als prägend beschreibt. In der Zeit, als er Kunst studierte, habe er sich dann „herzlich wenig“ mit Spiritualität auseinandergesetzt. Seine Frau habe ihm „dem Glauben wieder nähergebracht“ und des Weiteren habe die Teilnahme am Kirchentag dazu geführt, „mir neue Fragen zu stellen“.

Dies hat auch Auswirkung auf sein künstlerisches Schaffen. So erklärte Benjamin Heisenberg:

„Ich mache keine religiösen Filme, aber meine Filme stellen in gewissem Sinne religiöse Fragen.“

Quellen: faz.net, kirchentag.de, reformiert.info