Foto: Axel Malsch, Götz Werner 2007, cropped, CC0 1.0

dm-Gründer Götz Werner hielt Gott für evident

Am 8. Februar verstarb der Unternehmer Götz Werner (1944 – 2022), der Europas größte Drogeriekette dm gegründet hat und 35 Jahre lang deren Geschäftsführer war. Bekannt wurde er auch als Verfechter eines bedingungslosen Grundeinkommen. Einen großen Teil seines Vermögens spendete er an eine wohltätige Stiftung. Zu seinem Tod titelte der Spiegel mit der Headline Der gute Mensch aus Karlsruhe“. Orientierung fand Götz Werner auch im Glauben an Gott. 

Bereits seit Anfang der Neunzigerjahre und verstärkt nach seinem Abschied aus der operativen Verantwortung 2008, setzte sich Werner für das bedingungslose Grundeinkommen ein. Er sah darin einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative zu ermöglichen und die Teilnahme wie die Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen. „Dass er die Vollendung dieser Idee nicht mehr erleben würde, war ihm stets bewusst“, hieß es in der Pressemitteilung zu seinem Tod.

Aus Goethes Vers „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“ machte Götz Werner den seine Unternehmensphilosophie ausdrückenden dm-Slogan „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“.

Im Mai 2015 äußerte sich Götz Werner vor rund 400 Besuchern in einer Diskussionsrunde, die von der BW-Bank organisiert wurde, zu seinem stifterischen Engagement und seinem Lebensethos. Wie das Magazin „Die Stiftung“ berichtete, teilte Werner die Überzeugung mit, dass der liebe Gott kein Schwabe sei, was er wie folgt begründete:

„Die Frage wird daher eines Tages nicht sein, was hast du geschafft, sondern was du mit deinen Fähigkeiten bewirkt hast.“

In diesem Sinne sei es wichtig,  dass Menschen Tätigkeiten ausüben können, für die sie brennen und nicht zwingend den Betrieb ihrer Eltern fortführen. Auch aus diesem Grund habe er sein Unternehmensanteile in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht.

Wer sich über Geld definiert, habe schon verloren, weil Geld nicht mehr als „bedrucktes Papier“ sei, sagte der Drogerieunternehmer einmal. Dazu erklärte er weiter:

„Es ist ein Irrtum zu glauben, Geld hätte Wert. Der Wert ist, was ich in meinem Leben bewirke, und zwar für andere und dadurch für mich.“

Worin seine Orientierung begründet liegt, brachte Götz Werner in einer Umfrage des Magazins Bunte zu Weihnachten im Jahr 2012 zum Ausdruck (Bunte 52/2012), indem er u.a. sagte, dass die Vorstellung, dass es nicht mehr als „eine physische Welt“ gäbe, den einzelnen Menschen und auch die Gemeinschaft nicht weiterbrächten. Diesbezüglich betonte er:

„Die Sinnfrage, der Blick auf das Morgen und Übermorgen und damit nachhaltiges Handeln werden erst möglich, wenn es mehr gibt als die materialistische Welt.

Wer die Welt verstehen wolle, müsse sich „neben der physischen Welt auch mit der seelisch-geistigen Welt beschäftigen“, zeigte sich der erfolgreiche Unternehmer überzeugt.

Zu seinem Glauben äußerte sich Götz Werner im Dezember 2012 im Interview mit der Rheinischen Post. In diesem Interview, in dem er unternehmerischen Aktionismus anprangerte und seine Haltung für ein bedingungsloses Grundeinkommen begründete, antwortete er auf die Frage, ob er sich als einen gläubigen Menschen bezeichnen würde:

„Das würde ich nicht sagen, denn Gott ist für mich eine Tatsache – auch wenn ich es nicht beweisen kann. Ich brauche nicht daran zu glauben, weil Gott für mich ein Evidenzerlebnis ist. Plötzlich weiß man es.“

Schon damals erklärte der dm-Gründer, dass der Einfluss und die Wirkung der Kirchen auf die Gesellschaft nur noch gering sei und die Menschen von heute „buchstäblich auf uns selbst zurückgeworfen“ seien. Dazu betonte Götz Werner:

„Es gibt keine Haltegriffe mehr wie in der Straßenbahn. Wir müssen lernen, uns unserer selbst bewusst zu sein, Christus in uns zu finden.“

Dies funktioniere aber nicht aus eigener Anstrengung, sondern „nur mit Gottes Hilfe“, was er wie folgt weiter beschrieb:

„Gott zeigt einem immer einen Weg; damit kann man rechnen, wenn man Dinge tut, die vernünftig sind, an denen Gott Interesse hat.“

Danach gefragt, ob er mitunter an Gott zweifle, erklärte Werner damals, dass er kritische Fragen an sich, aber nicht an sein Gottvertrauen, stelle.

In einem Interview mit der Zeitschrift „Lebensqualität“ betonte Götz Werner im Frühjahr 2012, dass es für den Menschen bedeutend sei, sich die Frage, warum er überhaupt sei, zu stellen und im Zuge dessen mit seinen ihm gegebenen Talenten verantwortungsvoll umzugehen und sie einzubringen. Dazu begründetet er:

„Denn am Ende kommt das jüngste Gericht – zumindest sollten wir sicherheitshalber davon ausgehen.“

Quellen: spiegel.de (1), bw24.de, spiegel.de (2), rp-online.de, grundeinkommen.ch, suedkurier.de, die-stiftung.de, Bunte 52/2012