Manager Martin Richenhagen: „Eine Wirtschaft mit christlichen Werten ist möglich und erfolgreich“

Der deutsch-amerikanische Top-Manager Martin Richenhagen gilt als der erfolgreichste deutsche Manager in den USA. Vor kurzem hat er sein Buch Der Amerika-Flüsterer: Mein Weg vom deutschen Religionslehrer zum US-Topmanager“ (Edel-Verlag) veröffentlicht. Darin nimmt er auch Stellung zu seinem Glauben und zur Bedeutung von christlichen Werten. 

Richenhagen, der 1952 in Köln geboren wurde, studierte zunächst Theologie und arbeitete als Lehrer für katholische Religion und Französisch am Gymnasium der Stadt Frechen, wo er im Religionsunterricht jungen Menschen Werte mit Gottesbezug vermittelte. Wie auf Wikipedia zu lesen ist, entschloss sich Martin Richenhagen nach seiner Verbeamtung als Studienrat auf Anraten des ehemaligen BDI-Präsidenten Thumann, im Jahr 1985 in die Wirtschaft zu wechseln. Nach Geschäftsführertätigkeiten bei Firmen in Deutschland und in der Schweiz ging er im Jahr 2004 in die USA, wo er 16 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2020 CEO der AGCO Corporation war, dem drittgrößten Landmaschinenhersteller weltweit.

In seinem Buch zeichnet Richenhagen seinen spannenden Weg vom Religionslehrer aus Deutschland in die amerikanischen Chefetagen und ins Weiße Haus nach, wo er jahrelang Präsident Barack Obama beriet. Dabei nimmt er auch Bezug zu seinem Glauben und teilt mit, dass er heute „einiges an der Kirche als nicht ganz so vernünftig“ ansieht, wie zum Beispiel den Umgang mit geschiedenen Menschen, die wiederverheiratet sind. Den Glauben, den er als Kind eingehämmert bekam, habe er im Laufe der Jugendzeit abgelegt. So sei er „überzeugter Existenzialist“ geworden, woraus schlussendlich sein „heutiger Glaube“ entstand. Diesbezüglich schreibt Richenhagen in seinem Buch:

„Inzwischen bin ich quasi ein Freidenker, der aber auch an einen Gott glaubt – und zwar aus einem einfachen Gedankengang heraus, der mehr ein Negativbeweis ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles, was wir hier erleben, reiner Zufall ist.“

Weiter betont er:

„Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Leben absolut keinen übergeordneten Sinn hat.“

In den monotheistischen Religionen erschließe sich dieser Sinn. Dabei sei „das ganze Drumherum, das sich im Laufe der Geschichte ergeben hat“, für ihn „nicht so wichtig“. Vielmehr betont der ehemalige Top-Manager:

„Mein sehr reduzierter Glaube fußt nur auf einer festen Überzeugung: dass es einen höheren Sinn gibt und geben muss.“

In diesem Kontext bringt Martin Richenhagen zum Ausdruck, dass er die Hoffnung habe, dass sich dieser Sinn ihm irgendwann oder vielleicht erst nach dem Tod erschließt.

Wenn er heute einen Gottesdienst besuche, nehme er auch an der Kommunion teil, während er das Sakrament der Beichte heute nicht mehr beanspruche. Als wichtig empfindet er die Vermittlung des Glaubens an Kinder. So habe auch er seinen drei Kindern das Angebot des Glaubens weitergegeben, so dass sie sich „mit dem christlichen Glauben und den zugrunde liegenden Werten auseinandergesetzt“ haben. Dies empfindet er heutzutage sogar als „immer wichtiger“ werdend.

 

Im Interview mit katholisch.de berichtet Martin Richenhagen aktuell, dass er in einer sehr katholischen Familie groß wurde, wo es bei Familientreffen „oft um die Themen Glaube und Kirche“ gegangen sei. Um mitreden zu können, habe er Theologie, Philosophie und Romanistik studiert und habe dann als Studienrat in Frechen „sehr viel Religion unterrichtet“, was ihm „eigentlich auch Spaß gemacht“ habe. Im Theologie-Studium habe ihn die Auseinandersetzung mit dem Theologen Hans Küng „sehr geprägt“, den er später auch „mehrmals getroffen“ habe. Dessen Idee vom Weltethos, „einer Sammlung ethischer Normen, die über religiöse und kulturelle Grenzen hinaus gelten“, wäre für die Wirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft relevant, so Richenhagen.

Weiter brachte der Manager zum Ausdruck, dass er es wichtig findet, das christliche Menschenbild in der Wirtschaft zu leben. Danach gefragt, wie man religiöse Werte in einer von Wettbewerb und Umsatzmaximierung bestimmten Wirtschaft leben könne, erklärt Richenhagen:

„Man muss eine solide ethische Grundlage haben und das in eine moderne Unternehmenskultur übersetzen, die dann auch gelebt wird.“

Dabei hob er die Verantwortung für die Mitarbeiter und die Gesellschaft hervor, die er als Unternehmer gelebt habe, was er mit Beispielen beschrieb. Weiter erklärt er:

„Wohltätigkeit geht also mit wirtschaftlichem Handeln einher. Im Alltag kann man viel machen, um christliche Werte zu leben und Gutes zu tun – und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich sein.“

Zu Grundwerten wie etwa Frieden, Freiheit, Bildung und Grundabsicherung von Menschen sollten sich seiner Meinung nach Unternehmen bekennen und danach „konkrete Maßnahmen und Unternehmensstrategien ableiten“ und darauf aufbauend „ethisch vernünftig handeln“. Abschließend betont Martin Richenhagen:

„Eine Wirtschaft mit christlichen Werten ist möglich und erfolgreich – und jeder Einzelne kann daran teilhaben.“

Quellen: Richenhagen, Martin: „Der Amerika-Flüsterer: Mein Weg vom deutschen Religionslehrer zum US-Topmanager“ (Edel-Verlag), wikipedia.org, katholisch.de