FDP-Politiker Benjamin Strasser: „Religionsfreiheit heißt gerade, dass ich meinen Glauben öffentlich zeigen und leben darf“

Der Rechtsanwalt und FDP-Politiker Benjamin Strasser, der seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages ist, sprach aktuell im PRO-Podcast mit dem Titel „Glaube. Macht. Politik.“ darüber, ob die FDP wirklich so kirchenkritisch ist wie ihr Ruf und warum er gerne im Kirchenchor singt. Dabei benannte der 34-Jährige seinen Lieblingsbibelvers aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“

Ende Juni äußerte Benjamin Strasser im Interview mit Herder Korrespondenz (Ausgabe 7/2021), dass seiner Meinung nach das Christentum eine durch und durch liberale Botschaft habe, auch wenn dies in seiner Partei nicht alle so sehen würden.

Der junge FDP-Politiker wuchs im christlichen Glauben im Umfeld der Kirche auf. Dazu sagte er im Herder-Interview:

„Zunächst einmal haben meine Eltern mich katholisch taufen lassen und ich bin in einer ur-katholischen Gegend aufgewachsen.“

Seine Eltern beschrieb er als aktive Kirchenmitglieder. So singe seine Mutter etwa seit 40 Jahren im Kirchenchor. Er selbst sei „Ministrant, Oberministrant, Gruppenleiter“ gewesen und habe mit einer Band „Kinder- und Jugendgottesdienste mitgestaltet“. Heute sei er noch Mitglied im Kirchenchor, auch wenn er es aus zeitlichen Gründen nicht zu jeder Chorprobe schaffe. Über seinen Bezug zur Kirche betonte er:

„Das alles hat mich sehr geprägt. Es hat viel mit Gemeinschaft zu tun, mit gemeinsamer Gotteserfahrung und Gottesbegegnung. Deswegen ist das Katholische immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens.“

Die vermeintlichen Gegensätzlichkeiten von Liberalismus und Christentum liegen seiner Meinung nach in historischen „Machtverhältnissen und Privilegien“ begründet. Vom Weltbild her bestünden aber keine Gegensätze. So habe „Jesus von Nazareth eben keine kollektivistische Weltsicht vorgestellt“. Weiter erklärte Benjamin Strasser:

„Das Christentum lehrt ein Menschenbild, das die einzelne Person und seine Würde in den Mittelpunkt stellt.“

Diesbezüglich hebt der FDP-Politiker hervor, dass Jesus, indem er sich an die Seite der Ausgegrenzten stellte, „damit die Würde eines jeden Einzelnen betont“ habe.

Dass einige in seiner Partei nicht verstehen können, „dass man an ein Wesen glaubt, das man nicht sieht oder spürt“, stellt für Benjamin Strasser kein Problem dar, weil in seiner Partei Toleranz „ein hoher Wert“ sei. Dass er mit seiner religiösen Haltung auch nicht hinter dem Berg halten müsse, erklärt der Rechtsanwalt mit Verweis auf Artikel 4 des Grundgesetzes, der nicht nur die negative Religionsfreiheit schützt, sondern eben auch „diejenigen, die glauben“. Diesbezüglich betont er:

„Religionsfreiheit heißt gerade, dass ich meinen Glauben öffentlich zeigen und leben darf. Nicht-Religiöse müssen akzeptieren, mit anderen Weltanschauungen konfrontiert zu werden.“

Der Staat habe deshalb die Aufgabe, „den Rahmen so zu setzen, dass sich religiöses Leben entfalten kann“.

Zu seinem persönlichen Glauben erklärte Benjamin Strasser, dass er diesen „nicht allein rational erklären“ könne und die Glaubensgemeinschaft für ihn wichtig sei. Auch wenn er mit einigen Dingen in seiner Kirche hadere, bleibt er bewusst Mitglied der Kirche. Dies begründet er damit, dass für ihn ein Austritt aus der Kirche etwas anderes ist als der Austritt aus einem privatrechtlichen Verein bei Unzufriedenheit. Dazu erklärt er weiter:

„Nur, die Kirche ist ja kein Verein. Da geht es um den Glauben, auch um eine bestimmte Form der Liturgie. Da fühle ich mich einfach in der katholischen Kirche heimisch. Besonders die Form der Feier ist es, wo ich mich zuhause fühle.“

Die Kirche mit ihren Ritualen gebe ihm „Halt und eine Stütze“.

Sein Glaube spiele auch für sein politischen Handeln eine Rolle und zwar in Form von grundlegenden Werten, „die ich mitbekommen habe, ohne die es mich auch als Mensch und damit als Politiker nicht gibt“, so Strasser.

 

Im Mai 2020 wurde Benjamin Strasser der neue religionspolitische Sprecher der FDP im Bundestag. Im Interview mit dem evangelischen Pressedienst (epd) berichtete Strasser auf die Frage, was ihn mit diesem Thema verbinde, dass er „selbst gläubiger Katholik“ ist und mit dem christlichen Glauben groß wurde. Dazu sagte er weiter:

„Das prägt mich und mein Glaube ist mir sehr wichtig.“

In seiner Funktion als religionspolitischer Sprecher seiner Fraktion möchte er sich dafür einsetzen, das Verhältnis von Staat und Religion immer wieder neu zu definieren und zu diskutieren.

Quellen: pro-medienmagazin.de, herder.de, evangelisch.de