Gefängnisseelsorger ermutigt in JVA mit Evangelium zur Umkehr
Das Evangelium zum 2. Advent (Mt 3, 1-12) mit seiner Aufforderung zur Umkehr hat es in sich. Die Worte von Johannes dem Täufer werden im Gefängnis mitunter wohl eine besondere Wirkung haben. Unser geistlicher Begleiter, der Gefängnisseelsorger Alexander Glinka, spürte heute diese Wirkung bei seinem Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Dortmund. In seiner Predigt nahm er Bezug zum Hollywood-Star Mark Wahlberg, der in Jugendjahren bei einer Haftstrafe mithilfe eines Gefängnisseelsorgers den Perspektivwechsel vollzog. Dazu sagte der Schauspieler einmal:
„Ich konnte mein Leben retten mithilfe eines Priesters.“
Anbei die einleitende Worte von Gefängnisseelsorger Alexander Glinka und anschließende seine Predigt bei seiner Wort-Gottes-Feier am 2. Adventssonntag in der JVA Dortmund:
Beginnen wir unseren Gottesdienst im Zeichen unseres Glaubens: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Vielleicht kennen Sie das: Man ist unterwegs. Mit dem Auto, zu Fuß, mit der Bahn. Und dann merkt man auf einmal: Mist. Falscher Weg. Falsche Abfahrt. Falsche Richtung.
Man muss umdrehen. Nochmal zurück. Das ist im Alltag ärgerlich – aber es passiert. Umkehren ist immer mühsam. Auch im Kleinen.
Noch schwieriger wird es, wenn wir unseren Lebensweg verändern sollen. Ich frage Sie: Was ist leichter? Immer das Gleiche und Gewohnte zu machen? Oder sich zu verändern?
Veränderung macht meistens keinen Spaß.
Außer – wissen Sie wann? Wenn man sich die Veränderung selbst aussucht.
Ich denke nur an den Friseurbesuch: Man geht gerne zum Friseur, weil man seine aktuelle Frisur verändern will. Das ist eine positive Veränderung.
Es gibt aber auch die andere Seite: Die negative oder anstrengende Veränderung. Wenn man merkt: Bestimmte Verhaltensweisen tun mir nicht gut. Bestimmte Gewohnheiten schaden mir oder anderen. Dann muss ich sie verändern, damit ich einen neuen und guten Weg einschlagen kann.
„Jede Veränderung, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt…“
Und mal ehrlich: Niemand mag das, wenn Veränderung von außen diktiert wird. Aber wenn sie in uns selbst wächst, wenn wir merken: So wie bisher geht es nicht weiter, dann sind wir eher bereit, uns auf diese Reise einzulassen.
Und genau darum geht es heute im Evangelium.
Letzte Woche, am 1. Advent, wurden wir aufgerufen, wachsam zu sein. Der 2. Advent steht unter einem anderen Motto: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Wir lernen heute Johannes den Täufer kennen. Er ist ein Rufer. Er bereitet das Volk auf Jesus vor.
Er ruft den Menschen zu: Denkt über euer Leben nach!
Anbei die Worte der Predigt von Alexander Glinka:
So wir haben gerade im Evangelium eine Predigt gehört. Eigentlich müsste ich jetzt Nichts mehr sagen: Weil Johannes der Täufer hat schon alles gesagt… Denn seine Botschaft ist klar: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Darum will ich mich heute kurzhalten.
„Kehrt um! Verändert euch!“ Das hören wir ständig von allen Seiten.
Du musst besser werden. Du musst dich ändern. Du bist noch nicht gut genug. Ehrlich: Das kann einen kaputt machen.
Ich möchte heute etwas besonderes betonen:
Wir sollen nicht alles an uns verändern, sondern nur das, was schlecht tut.
Wir alle hier in der Kirche haben gute und schlechte Eigenschaften. Jeder bringt Gutes mit. Schon jetzt.
Gerade hier im Gefängnis, in der Justizvollzugsanstalt, wird oft nur auf das Schlechte geschaut.
- Nur negativ.
- Nur Vergleich.
- Nur Neid.
Und das nicht nur unter den Inhaftierten, sondern auch bei den Mitarbeitenden.
- Strenge Blicke.
- Bewertungen
- Jeden Tag geht einer mit dem anderen ins Gericht.
Wenn man Schlechtes sucht, dann findet man Schlechtes. Bei den anderen – aber auch bei sich selbst. Und jetzt möchte ich Ihnen etwas zeigen (zeigt Bild von Action-Star Mark Wahlberg, das unter folgendem Link zu sehen – siehe HIER).
Vielleicht kennen einige von Ihnen diesen Mann: Mark Wahlberg. Heute ein berühmter Schauspieler. In seiner Jugend war er auf einem ganz anderen Weg: Gewalt, Drogen, sogar Gefängnis. Dort hat er einen irischen Priester getroffen. Er sagt heute offen: Ohne Umkehr, ohne Glauben, wäre er nicht da, wo er jetzt ist:
- Familienvater
- Erfolgreich im Beruf.
- Und einer, der versucht, nach dem Glauben zu leben.
Seine Geschichte zeigt: Ein Mensch ist nicht festgelegt auf seine Vergangenheit. Umkehr ist möglich. Auch heute. Auch bei uns. Ich glaube, genau hier hat Johannes eine gute Botschaft für uns: Kehrt um!
Kehrt um von den negativen Gedanken. Geht zurück auf den Weg des guten Denkens.
Anstelle von ständiger Kritik: Lob.
Anstelle von: „Guck mal, wie schlecht der ist.“ lieber: „Guck mal, was ich alles habe – und sei dankbar sein.“
Stellen wir uns unser Inneres vor wie einen Baum. Wenn ich meinen Gedankenbaum mit negativen Samen säe und mit „negativem Wasser“ gieße – dann können auch nur bittere Früchte wachsen.
Und dann passt das Wort aus dem Evangelium: „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“
Das klingt hart. Aber es heißt auch: Das, was schlecht ist, was nur kaputt macht, darf abgeschnitten werden: Damit das Gute wachsen kann.
Ich bin überzeugt: Hier im Raum hat jeder von uns gute Eigenschaften. Jeder. Ohne Ausnahme.
Heute ruft uns die Adventszeit auf, uns wieder zu erinnern: Wir sind nicht nur unsere Fehler. Wir sind mehr als unsere Schuld. In jedem von uns steckt Gutes.
Nur: Wir müssen wieder auf diesen Weg zurück. Kehrt um! Vermehrt das Gute. Lasst das Schlechte los.
Dafür gibt es den Advent: als Zeit der Besinnung. Eine Zeit im Jahr, in der wir neu überlegen können: Wie will ich sein? Was soll in mir wachsen? Welche Früchte sollen mein Leben prägen
Nutzen wir diese Zeit. Für unsere Gedanken. Für unser Herz. Für einen neuen Anfang mit Gott.
Amen.
Anbei zwei Sendebeiträge zur Umkehr des Hollywood-Stars Mark Wahlberg, auf den Alexander Glinka in seiner Predigt Bezug nimmt:



