Harald Lesch ist überzeugt, „dass vor 2000 Jahren etwas Göttliches auf der Welt geschehen ist“
Der Astrophysiker und Naturphilosoph Prof. Dr. Harald Lesch sprach im Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ über die unendlichen Weiten des Sternenhimmels. Dabei ging er auch auf den Stern von Bethlehem ein, der für ihn als gläubigen Christen eine besondere Rolle spielt. Vor 2.000 Jahren sei etwas Göttliches geschehen, zeigte sich der 64-Jährige überzeugt.
Erst kürzlich schrieb der Astrophysiker Prof. Dr. Heino Falcke in seiner Kolumne im Kölner Stadtanzeiger, dass er beim Stern von Bethlehem von einer konkreten Erscheinung ausgeht, weil es zur Zeit von Jesu Geburt „einige interessante Konjunktionen“ gegeben habe, die noch heute nachvollzogen werden können (wir berichteten).
Auch Harald Lesch brachte im Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ zum Ausdruck, dass er bei der Beschreibung des Sterns von Bethlehem eine konkrete Erscheinung für möglich hält und dass ihn vielmehr der Inhalt der Geschichte berührt. So habe es um das Jahr 6 v. Chr. herum [Anmerkung: Zeitraum, in dem Jesus Christus tatsächlich geboren wurde] eine „Planentenkonjunktion“ gegeben, die der Evangelist Matthäus mit dem Stern von Bethlehem beschrieben haben könnte. Lesch erklärte, dass die heute nachvollziehbare Konjunktion „nur für kurze Zeit“ bestehen konnte, dass sie sich aber in jenem Jahr dreimal ereignet habe: Zum Beginn des Jahres, dann wieder Anfang Oktober an Jom Kippur, dem jüdischen Friedensfest, und letztmalig Anfang Dezember. In Anbetracht der Tatsache, dass die Nächte damals ohne elektrisches Licht sehr dunkel waren und besonders helle Erscheinungen am Himmel „atemberaubend“ gewesen seien, vermutet der 64-jährige Astrophysiker, dass die Sterndeuter aus dem Morgenland bei der ersten Erscheinung des Jahres aufmerksam auf ein mögliches, besonderes Ereignis geworden sein könnten. So hätten die Sterndeuter im alten Babylon damals schon berechnen können, dass diese Erscheinung in diesem Jahr noch zweimal wiederkommen würde. Bei der zweiten Erscheinung dieser Planetenkonjunktion zum Jom-Kippur-Fest Anfang Oktober hätten sich die Weisen aus dem Morgenland auf den Weg machen können und so Anfang Dezember, als das Licht zum dritten Mal zu sehen war, diesem nach Bethlehem folgen können. Seine Deutung fasste Harald Lesch wie folgt prägnant zusammen:
„Das erste Zeichen hieß ‚Achtung‘, das zweite war die Aufforderung, sich zu bewegen, und beim dritten Zeichen sollte das Ziel erreicht sein.“
Auch wenn er die Geschichte um die Weisen im Morgenland im Matthäus-Evangelium „für symbolisch aufgeladen“ halte, zeigt sich der gläubige Christ, der sich einmal als Protestant vom Scheitel bis zur Sohle bezeichnete, mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte im Ganzen gewiss:
„Der grobe historische Rahmen hat gestimmt, ganz sicher.“
So habe es zum Beispiel die in der Weihnachtsgeschichte beschriebene Volkzählung unter dem römischen Kaiser Augustus gegeben, merkte Lesch an. Weiter betonte er, dass er er fest davon überzeugt sei, dass vor 2.000 Jahren etwas Göttliches auf der Welt geschehen sei. Dazu erklärte er:
„Da kam eine Idee auf, die sich bis heute gehalten hat. Und diese Idee heißt: Fürchte dich nicht. Du bist aufgehoben in einer Welt, die dich will. Und zwar ganz egal, wie du bist. Und das finde ich eine starke Aussage.“
Dabei zeigt sich Lesch gewiss, dass man eine Geschichte wie die Weihnachtsgeschichte gar nicht erfinden könne, was er wie folgt darlegt:
„Eine Religion, die mit einem kleinen Baby beginnt, hat doch eigentlich gar keine Chance: Die ganze Welt ist Mord und Totschlag – und mittendrin liegt ein hilfloses Kind in der Krippe.“
Wenn die Weihnachtsgeschichte erfunden sei, dann habe der Autor „wirklich alles gegeben, um das Menschsein in seiner grundlegendsten, seiner verwundbarsten Form darzustellen“, so Lesch.
Wie so viele Naturwissenschaftler, die sich zum Glauben an Gott bekennen, musste sich auch Lesch im Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ der Frage nach der Vereinbarkeit seines Glaubens mit seinem Tun als Naturwissenschaftler stellen. Lesch betonte, dass die Frage nach Gott bei seinem physikalischen Arbeiten nicht relevant sei. Vielmehr ist diese Frage für ihn mit Blick auf das Woher und auf das Warum des Lebens von Bedeutung, was er wie folgt durchblicken ließ:
„Wie ich mit den Menschen umgehe, da kann es schon einen Unterschied machen, ob ich an Gott glaube oder nicht.“
Eine Aussage, die es im Jahr des 75. Bestehens des Grundgesetzes mit dessen Präambel, die auf die Verantwortung vor Gott und den Menschen verweist, zu reflektieren lohnt.
Quelle: zeit.de
Hinweis:
Im Sommer 2022 sprach Harlad Lesch im Interview mit uns über den Zusammenhang von Physik und Meta-Physik sowie seinen persönlichen Glauben an Gott, der ihn durchs Leben begleitet und trägt.
- Anbei das Video, das mittlerweile fast 200.000 Mal aufgerufen wurde: