Foto: PromisGlauben e.V.

Harald Lesch: „Ohne den Menschen würde dem Universum Glaube, Hoffnung und Liebe fehlen“

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Bei hochsommerlichen Temperaturen trafen wir den Astrophysiker, Naturphilosophen und Fernsehmoderator Prof. Harald Lesch am 18. Juli im Klostergarten des Instituts für Lehrerfortbildung in Gars am Inn zum PromisGlauben-Interview. Dabei wollten wir von ihm erfahren, wie er dazu kommt, zu sagen: „Es gibt keine Alternative zu Optimismus und Gottvertrauen.“

Der gelernte Astrophysiker verriet uns, dass er sich heute mehr in der Naturphilosophie als in der Naturwissenschaft zu Hause fühlt. Dazu betonte er u.a.:

„Naturwissenschaft steht heute sicherlich nicht unbedingt im Zentrum meines Lebens.“

Kein Verständnis hat er, wenn Glaube und Naturwissenschaft gegeneinander ausgespielt werden. Wenn dies geschehe, sei er immer „etwas sprachlos“, weil er einfach „die Differenz, die da aufgemacht wird“, nicht verstehen könne. Dabei sagte er u.a.:

„Wie viel von unserer unmittelbaren Lebenserfahrung ist denn wissenschaftlich durchdrungen?“

Mit Blick auf den Philosophen Ludwig Wittgenstein gibt Harald Lesch zu bedenken:

„Selbst wenn alle Fragen der Wissenschaft beantwortet wären, wäre nicht eine einzige existenzielle Frage meines Lebens betroffen.“

Da habe Wittgenstein recht, fügte Lesch an.

Auf die Frage, was vor dem Urknall war, könne er vom Standpunkt der empirischen Wissenschaft aus nur sagen: „Keine Ahnung.“

Zu Bildern, die vor kurzem mit dem James-Webb-Weltraumteleskop aufgenommen wurden und auf denen, Galaxien und Sterne bei ihrer Entstehung kurz nach dem Urknall zu erkennen waren, schilderte der Astrophysiker, dass das Universum selbst eine Entwicklung durchlaufen hat. Dabei betont er:

„Was wir sehen im Universum, ist ein kontinuierliches Werden. (…) Das ist so schöpferisch.“

Dies zu sehen, bringt ihn ins Staunen.

Der Mensch zeichnet sich für ihn im ganzen Universum durch eine Besonderheit aus, was er wie folgt darlegt:

„Ohne den Menschen würde dem Universum Glaube, Hoffnung und Liebe fehlen.“

Zu diesen Gedanken wurde er inspiriert, als er einmal in Sankt Michael in München eine Predigt hielt, zu der er das Hohe Lied der Liebe aus dem Neuen Testament (1 Kor 13) auswählte.

Im Zuge dessen nahm Harald Lesch im Interview mit uns auch Stellung zu seinem persönlichen Glauben. Er schilderte seinen personalen Zugang zu Gott, berichtete, wie er zum Glauben gekommen ist und was ihn im Leben trägt und wichtig ist. Lesch legte seinen vernunftbegründeten Zugang zu seinem Christ-Sein dar und hob hervor, dass für ihn der rote Faden des Evangeliums in Jesu Botschaft „Fürchte dich nicht“ besteht. Dies sei für ihn „die größte Zusage, die ich überhaupt bekommen kann“ und so fürchte er sich auch nicht. Weiter erklärte er, warum man Gott erfinden sollte, wenn es IHN nicht geben sollte.

Auf die Frage, warum Gott das Leid zulässt, nahm Lesch Bezug auf die Willensfreiheit des Menschen und die Gesetzesmäßigkeit, nach der die Welt funktioniert. Mit Blick auf die Leiderfahrungen, die Menschen durchleben müssen, berichtete er sehr berührend von einer persönlichen Leiderfahrung im Zuge derer er Gottes Nähe erfuhr.

 

Anbei das Video zu unserem Interview mit Prof. Harald Lesch über Glauben, Wissenschaft und sein Christ-Sein: