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Hotelmanager Bodo Janssen: „Gott und den Nächsten zu lieben ist der Sinn des Lebens“

Der Hotelmanager und Autor Bodo Janssen, Chef der Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG, vollzog im Laufe seines Lebens einen Wandel vom getriebenen Manager mit hedonistischem Lebensstil hin zum wertvollen Unternehmer. Ausgangspunkt für den Perspektivwechsel im Leben des heute 48-Jährigen waren gleich zwei existenzielle Ereignisse, die ihm letztendlich den Weg ins Kloster ebneten. Dort fand er neue, tragende Orientierung, die heute auch seinen Führungsstil prägt.

Im Alter von 18 Jahren muss Bodo Janssen eine traumatische Erfahrung durchleben. Am 6. Juni 1998 wird der Sohn des millionenschweren Bauunternehmers Werner Hermann Janssen in Hamburg entführt. In den acht Tagen der Entführung wurde er von den Entführern gefoltert und erniedrigt. Acht Scheinhinrichtungen muss er über sich ergehen lassen, bis es am 13. Juni 1998 einem Sondereinsatzkommando der Polizei, kurz nach der Lösegeldübergabe, gelingt, Bodo Janssen zu befreien.

Gegenüber dem Magazin Business Insider erklärte Janssen im Januar 2019, dass dieses schlimme Erlebnis rückblickend „die wichtigste Erfahrung meines Lebens“ war. Die lebensverändernde Neuausrichtung in seinem Leben trat aber erst einige Jahre nach diesem traumatischen Erlebnis ein. Unmittelbar nach der Entführung lenkte er sich erneut mit einem ausschweifenden Lebensstil ab und mutierte zum Dauergast auf VIP-Parties.

Erst ein zweites existenzielles Ereignis ließ ihn die Tiefendimension des Lebens erkennen. Im Jahr 2005 steigt er in das Familienunternehmen Upstalsboom ein. Als sein Vater zwei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, übernimmt Bodo Janssen im Jahr 2007 die Geschäftsführung. Als die Geschäfte stagnieren und eine regelrechte Kündigungswelle eintritt, will er im Jahr 2010 durch eine Mitarbeiterbefragung den Gründen für die schlechte Lage auf den Grund gehen. Das Ergebnis ist niederschmetternd, denn er selbst ist das Problem. Auf der Webseite „Der Upstalsboom-Weg“ schildert der Unternehmenschef rückblickend:

„‚Wir brauchen einen anderen Chef als Bodo Janssen‘, war nur eine von vielen kritischen Stimmen aus der Mitarbeiterschaft, die mich sehr betroffen gemacht haben; die Mitarbeiter fühlten sich schlecht geführt. Die Erkenntnis, dass der ‚Fisch am Kopf (also bei mir) anfing zu stinken‘, war sehr ernüchternd und schmerzhaft.“

Anlässlich dieser vernichtenden Ergebnisse entscheidet sich Bodo Janssen für den Weg ins Kloster. Innerhalb von eineinhalb Jahren sei er regelmäßig ins Benediktinerkloster im unterfränkischen Münsterschwarzach gegangen, „um von Pater Anselm Grün und dem „Team Benedikt“ für mich neue Sichtweisen zu verstehen“. Parallel dazu beschäftigte er sich mit seinem Team im Unternehmen Upstalsboom mit den Erkenntnissen der positiven Psychologie und Neurobiologie, schreibt Janssen auf der Webseite „Der Upstalsboom-Weg“. Dazu betont er:

„Im Spannungsfeld zwischen Spiritualität und Wissenschaft haben wir begonnen, unseren eigenen Weg zu gehen – den Upstalsboom Weg.“

Dieser Weg basiert insbesondere auf dem Wert des Vertrauens und der inneren Stärkung der Mitarbeiter. Im Zuge seiner im Kloster gemachten Erfahrungen baute Janssen sein Unternehmen radikal um. Er investierte in die persönliche Entwicklung seiner Mitarbeiter, half ihnen, Sinn und Freunde in ihrer Arbeit zu finden und entwickelte mit ihnen zusammen eine neue Unternehmensphilosophie.

Nicht mehr der erzielte Gewinn sollte im Vordergrund stehen, sondern der Sinn, den das Unternehmen erfüllte. Die Folge: Mit steigender Zufriedenheit der Mitarbeiter sank der Krankenstand von 8% auf 3%. Das Unternehmen erhielt fünfmal mehr Bewerbungen als zuvor. Innerhalb von drei Jahren verdoppelte sich der Umsatz, die Markenbekanntheit hatte sich binnen 18 Monaten verzehnfacht. [Quelle: erf.de]

Janssen erkannte, dass die Wirtschaft den Menschen zu dienen habe und nicht umgekehrt. Im Kloster traf er eine Grundsatzentscheidung für sein Leben. Waren für ihn zuvor die Menschen in seinem Umfeld, die er für die Gewinnmaximierung instrumentalisierte, nur Mittel zum Zweck, beschloss er nach der Reflexion mit seinem Mentor Anselm Grün, diese Beziehung für die Zukunft umzukehren. Gegenüber dem Magazin Business Insider erklärte Bodo Janssen:

„Von jetzt an setze ich als Mensch und Unternehmer mich dafür ein, dass Menschen für sich das finden, was sie glücklich macht. Ich bin das Mittel zum Zweck.“

Heute arbeitet Janssen mittlerweile jeden Tag daran, seinen Mitarbeitern zu innerer Stärke zu verhelfen. Die Hamburger Morgenpost titelte im Juni 2021: „Plötzlich Vorzeige-Chef! Seine Mitarbeiter machten aus ihm einen anderen Menschen“.

Die christliche Online-Plattform jesus.ch schreibt aktuell in einem Artikel mit dem Titel „Bodo Janssen: Ich war der Chef, den niemand wollte“, dass seine Klosterzeit der Auftakt zu einer völlig neuen Lebens-, Führungs- und Arbeitsweise war und das er im Kloster einen Führungsstil erfuhr, der weit von dem entfernt war, was er bis dato unter klassischem Management verstanden hatte.

Bei der Auseinandersetzung mit der Frage, wie er künftig seine Mitarbeiter halten kann, lässt er sich von der Gemeinschaft der Klosterbrüder inspirieren und erkennt, dass Gemeinschaft „Gottes Masterplan“ ist. Immer mehr sucht er Rat in der Bibel und entdeckt dabei, dass sie alles enthält, was er für ein gelingendes Leben braucht. Besonders prägend war für ihn die Geschichte von Marta und Maria (siehe Video unten).

Hinweis: Mehr über den damit verbundenen Wertewandel bei Upstalsboom gibt es unter der-upstalsboom-weg.de und werteundwandel.de oder handelsblatt.com.

Mit Anselm Grün veröffentlichte Bodo Janssen im Ariston Verlag das Buch „Stark in stürmischen Zeiten – Die Kunst, sich selbst und andere zu führen“.

Im Zuge der Reflexion seines Verhaltens mit Unterstützung der Mönche, sei das Trauma der Entführung einer der wichtigsten Aspekte gewesen. Gegenüber dem Magazin Business Insider erklärte Bodo Janssen:

„Mein Mentor, Pater Anselm Grün, sagte, es gehe darum, wie bei einer Auster aus einer Wunde eine Perle zu machen. Also habe ich mir die Frage gestellt, wofür die vergangenen Erlebnisse gut waren. Mein heutiges Verhalten findet seinen Ursprung ganz klar darin.“

Auf der Suche nach Erkenntnis ging er mit Pater Anselm Grün das Trauma seiner Entführung bis ins Detail durch. Daraus ergaben sich für ihn wegweisende Lebensperspektiven. Eine Lehre, die er aus der lebensbedrohlichen Situation gezogen hat, schildert der Unternehmer gegenüber Business Insider wie folgt:

„Wir Menschen glauben, unser Glück in der Zukunft zu finden. Wir zahlen auf dieses Konto ein, in dem Glauben, dass es uns später einmal besser geht, ohne zu wissen, ob dieses Konto jemals zur Auszahlung kommt. Wir rennen dem Glück hinterher und sind niemals zufrieden.“

Aus dieser Erkenntnis leitete er für sich ab, dass das Entscheidende für sein Lebensglück im Hier und Jetzt liegt und nicht in der Zukunft, von der er gar nicht wissen könne, ob er sie überhaupt erlebe.

Sein Leben bis zur Entführung und auch noch einige Zeit danach war vor allem von materiellen Errungenschaften geprägt, anhand derer er seinen Wert bemessen hatte. Mit Blick auf die Entführung zog er in der Reflexion im Kloster die Erkenntnis, „dass man sein Glück nicht auf etwas aufbauen sollte, das einem genommen werden kann.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt, den er im Kloster gewann, war die Einsicht, sein Glück nicht abhängig von einzelnen Menschen zu machen.

Nach dieser Erfahrung, die letztendlich ihren Ausgangspunkt im traumatischen Ereignis der Entführung hatte, ist Janssen heute auch dankbar für die Entführung, wie er mitunter in seinen Büchern mitteilt. Im Interview mit dem Handelsblatt erklärte er im Juni 2016:

„Dadurch, dass mir diese Menschen mein Leben nehmen wollten, haben sie mir mein neues Leben geschenkt. Denn erst durch die Entführung habe ich erfahren, was mich wirklich glücklich macht. Das hat mich komplett befreit.“

 

Ein wichtiger Bezugspunkt ist für Bodo Janssen dabei der Glaube an Gott. Gegenüber dem Handelsblatt betonte er:

„Spiritualität ist für mich die Art und Weise, wie ich das, was mir als Mensch wichtig ist und mich begeistert, im Alltag leben kann.“

Pater Anselm Grün gab ihm den Rat, statt immer mehr, mal weniger zu machen und in die Stille zu gehen. Diese Erfahrung wird zu einer Kraftquelle, die sein Leben revolutioniert. In seinem Buch „Stille – Weil nur in ihr Veränderung entsteht“ beschreibt Janssen die Kraft, die in der Stille liegt. Insbesondere wenn er vor schwierigen Entscheidungen steht, gewinnt er Kraft und Orientierung aus seinem täglichen Morgenritual: Er steht früh auf und zieht sich zur Meditation zurück. Er kehrt ein in die Stille. In ihr gewinnt er die Klarheit, Stärke und Einsicht, um den Herausforderungen des Alltags ruhig und gelassen zu begegnen. Dabei schreibt er die Gedanken, die ihm im Raum der Stille kommen, nieder.

Gegenüber „Kirche im NDR“ erklärte Bodo Janssen:

„Stille ist die Stimme Gottes.“

 

Wie die christliche Online-Plattform jesus.ch berichtet, interpretiert Bodo Janssen ie Maxime der Benediktiner „Der Weg zu Gott führt über Selbsterkenntnis“ für sich wie folgt:

„Wenn ich an mir arbeite, komme ich dem näher, wie Gott mich gemeint hat.“

So habe er ein neues Verständnis dafür entwickelt, was es heißt, an Gott zu glauben. Dazu sagt der Ehemann und dreifache Vater:

„Gott und den Nächsten zu lieben ist der Sinn des Lebens.“

 

Dass sich aus diesem christlichen Doppelgebot der Liebe tatsächlich sein Leben speist, zeigt die gelebte Dankbarkeit und Vergebung, die ins Leben von Bodo Janssen eingetreten ist, was zwei Ereignisse verdeutlichen.

Als 18 Jahre nach seiner Entführung einer der Entführer ihn über ein soziales Netzwerk kontaktiert und um Vergebung bittet, nimmt Janssen diese Bitte an. Gegenüber dem Magazin Business Insider erklärte er:

„Ich hatte ihm schon lange vergeben, habe ihm aber auch noch mal geschrieben, dass ich ihm und seiner jungen Familie alles Gute wünsche. Es war für mich tatsächlich ein Bedürfnis, diesem Menschen seine Last zu nehmen. Das zu schreiben, war einer der größten Momente meines Lebens.“

Als sein Vater 2007 mit dem Flugzeug verunglückt, ist Dankbarkeit für ihn der Schlüssel, um mit diesem Schicksalsschlag umzugehen. Diesbezüglich schilderte Bodo Janssen im November 2020 im Interview mit „Kleine Zeitung“:

„Zuerst ist die Trauer, aus der Trauer der Wandel in Dankbarkeit für das, was ich durch ihn lernen durfte. Dann die Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die daraus entstehen.“

Diese Denkweise habe er vom österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl (1905 – 1997) übernommen. Fazu führte Janssen fort:

„Ich habe selbst die Freiheit, zu entscheiden, hadere ich damit oder treffe ich nach einer bestimmten Zeit die Entscheidung, zu sagen: Was mache ich jetzt daraus?“

Dieses Vorgehen führte bei Bodo Janssen zu einer Wertekultur, die ihn und sein Unternehmen verwandelte und auch die Basis für sein soziales Engagement ist, das sich u.a. in der Initiative „Der Norden tut Gutes“ oder der Bau von Schulen in Ruanda (Friesenherz grenzenlos – Moin Moin to Ruanda) zeigt.

Quellen: jesus.ch, businessinsider.de, mopo.de, handelsblatt.com, spiegel.de, welt.de, hotelier.de, der-upstalsboom-weg.de, erf.de, ndr.de, radiokirche.net, kleinezeitung.at

Anbei ein Video-Clip, in dem Bodo Janssen über die Veränderung seines Führungsstils spricht:

 

Anbei ein Clip aus unserem Interview mit Pater Anselm Grün, dem Mentor von Bodo Janssen, über den Wert von Gemeinschaft und die christliche Botschaft der Verwandlung: