Hochschullehrer Zierer sieht „Ehrfurcht vor Gott“ als wichtigstes Bildungsziel einer modernen Gesellschaft
Im Interview mit uns betonte kürzlich der erfolgreiche Unternehmer Prof. Dr. Claus Hipp, der als Pionier der Nachhaltigkeit und Bio-Pionier bezeichnet wird, den Wert einer ganzheitlichen Bildung für Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu erklärte er:
„Nicht derjenige mit der besten Fachausbildung ist wichtig, sondern der gebildete Mensch.“
In diesem Kontext hob der Bio-Pionier die Bedeutung des schulischen Religionsunterrichts hervor, den er für „sehr wichtig“ für die Bewältigung der Herausforderungen der Zukunft empfindet, was er wie folgt begründet:
„Wir Menschen brauchen die Orientierung an Gott, vor allem auch die jungen Leute.“
Anbei der Kurzclip zu diesem Statement:
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2018 benannte der chinesische Top-Manager Jack Ma mit Blick auf die Herausforderungen durch KI als entscheidende Schlüsselqualifikationen künftiger Bildung: Werte, Glauben, unabhängiges Denken, Teamwork und Fürsorge / Nächstenliebe (siehe HIER).
Ganz in diesem Sinne formuliert die Bayerische Verfassung in Art. 131: „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“ Dazu werden folgende Bildungsziele als herausragend wie folgt betont: „Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewußtsein für Natur und Umwelt.“
In einer Zeit, in der beim Amtseid die Hälfte der Kabinettsmitglieder mittlerweile ohne den Bezug „So wahr mir Gott helfe“ auskommt (siehe HIER), haben der Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer Klaus Zierer und der Gymnasiallehrer Thomas Gottfried ein beachtliches Buch veröffentlicht mit dem Titel „Ehrfurcht vor Gott – Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft“.
Dazu fand am 12. August in der Bibliothek des Literaturhauses München die Vorstellung dieses besonderen Buches durch den bayerischen Staatsminister Joachim Herrmann statt. Der Landesvorsitzende der KEG Bayern, Martin Goppel, moderierte die Podiumsdiskussion mit Joachim Herrmann, Pfarrer Rainer Maria Schießler, Klaus Zierer und Thomas Gottfried. Dabei bestand folgender Konsens:
„Schule muss wieder mehr Herz und Charakter bilden.“
Und:
„Werte(verstehen) und Ehrfurcht vor Gott sind Basis von Bildung und Erziehung.“
In der Berichterstattung von katholisch.de zu dieser Buchpräsentation war folgendes zu lesen: ‚Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will die „Ehrfurcht vor Gott“ stärken. Dieses 1946 in der bayerischen Verfassung festgeschriebene „oberste Bildungsziel“ sei heute noch gültig, sagte Herrmann am Montag in München. Es sei überkonfessionell zu verstehen und schließe die Achtung der Menschenwürde sowie der religiösen Überzeugungen anderer ein. Insofern sei es auch für die Demokratie von größter Bedeutung.‘ (Quelle: katholisch.de)
Anbei die Pressemitteilung der KEG Bayern zur Buchpräsentation:
Der bayerische Staatsminister Joachim Herrmann, als Bayerischer Innenminister auch zuständig für die Verfassung, stellte heute in der Bibliothek des Literaturhauses München das neue Buch des Augsburger Schulpädagogen Klaus Zierer und seines Mitarbeiters Thomas Gottfried vor.
Der bayerische Landesvorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft, Martin Goppel, moderierte das Podiumsgespräch, an dem auch Deutschlands bekanntester Gemeindepfarrer Rainer Maria Schießler teilnahm; der SPIEGEL -Bestseller-Autor und Geistliche Beirat der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) Bayern hatte das Geleitwort verfasst.
Das oberste Bildungsziel „Ehrfurcht vor Gott“ steht an erster Stelle des staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags (vgl. Art. 131 Abs. 2 BayVerf). Es findet sich in vielen deutschen Länderverfassungen, wird aber von immer weniger Menschen verstanden. „Das müssen wir durchsetzen, das müssen wir leben“, so Staatsminister Joachim Herrmann. Weiter erklärte er:
„Die Bürgerinnen und Bürger, gleich welcher Religion, müssen wissen und verstehen, was in Kirchen, Synagogen und Moscheen passiert. Der interreligiöse Dialog ist die Voraussetzung für gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt.“
Nach Professor Zierer soll diese Neuerscheinung dazu beitragen, nicht nur bei Lehrerinnen und Lehrern, sondern bei allen an Bildung und Schule Interessierten Verständnis für dieses Bildungs- und Erziehungsziel zu wecken. Der Erziehungswissenschaftler betonte:
„Werteorientierung und Persönlichkeitsbildung brauchen ein religiöses Fundament, sonst sind sie der Beliebigkeit des Zeitgeistes ausgeliefert.“
Dem entspricht aus schulpraktischer Sicht die Erfahrung, „dass immer mehr Kinder und Jugendliche ohne spirituelle Wurzeln und Orientierung aufwachsen“, berichtet der Gymnasiallehrer Thomas Gottfried. Dazu erklärte er weiter:
„Ehrfurcht vor Gott bietet Halt und Sicherheit.“
Im Zentrum des neuen Werkes steht die Frage, wie sich dieses Bildungsziel in einer offenen Gesellschaft verwirklichen lässt, die von Säkularisierung, Pluralisierung und Individualisierung geprägt ist. Die Autoren gehen von der aktuellen Relevanz der Gottesfrage aus und wenden sich mit Hilfe der hermeneutischen Methode zunächst der Bayerischen Verfassung zu, die eine Gesellschaftsordnung mit Gottesbezug darstellt. Vor diesem Hintergrund definieren die Schulpädagogen ausführlich die Begriffe „Gott“ und „Ehrfurcht“, bevor sie das Erziehungsziel begründen und im Hinblick auf eine wertorientierte Persönlichkeitsbildung entfalten.
Unter Rückgriff auf die Ergebnisse der aktuellen Hattie-Studie, die Klaus Zierer erst jüngst in einer Übersetzung für den deutschen Sprachraum erschlossen hat, wird im Buch zunächst fachübergreifend die Unterrichtsqualität als Schlüssel für eine erfolgreiche Erziehung zu Ehrfurcht vor Gott nachgewiesen und anschließend auf das Leitfach „Religionslehre“ eingegangen. Dass Ehrfurcht vor Gott nicht nur im Einklang mit, sondern als Voraussetzung für weltanschauliche Neutralität und Religionsfreiheit steht, wird im Schlusskapitel dargelegt.
„Ehrfurcht vor Gott“ hat überhaupt nichts mit Missionierung oder Überwältigung zu tun“, hob Pfarrer Rainer Maria Schießler hervor. Gleichzeitig dürfe Kindern und Jugendlichen Religion nicht vorenthalten werden. Der Münchner Stadtpfarrer und Bestsellerautor betonte:
„Kinder sollen in Freiheit und ohne Zwang ein Lebensangebot bekommen, über das sie ohnehin später selber entscheiden werden.“
Weiter sagte er:
„Ehrfurcht vor Gott ist kein Appell, sondern ein Geheimnis der Liebe“.
Es eröffne Freiheit, biete Zusammenhänge und stifte Gemeinschaft.
Die Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern unterstützte das Buchprojekt von Anfang an, wie Landesvorsitzender Martin Goppel mit folgenden Worten unterstreicht:
„Schule ist nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum. Wir sind es unseren Kindern schuldig, ein stabiles Sinnangebot zu machen und sie damit zu stärken, auf einer festen Wertegrundlage als starke Persönlichkeiten ihr Leben zu meistern. Ehrfurcht vor Gott schränkt unsere Erzieher und Lehrer nicht ein, sondern gibt eine Leitidee vor, an der sie sich frei und individuell ausrichten können.“
Hinweis zum Buch:
Zierer, Klaus; Gottfried, Thomas (2024). Ehrfurcht vor Gott. Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft, Münster-New York: Waxmann, 119 Seiten, ISBN 978-3-8309-4890-2
Foto zur Buchpräsentation von KEG Bayern:
Foto (v.l.n.r.): Thomas Gottfried, Martin Goppel, Joachim Herrmann, Klaus Zierer