Foto: Manfred Werner (Tsui), ROMY 2012 25 Uschi Glas, CC BY-SA 3.0

Uschi Glas lebt mit der Initiative ‚brotZEIT‘ Barmherzigkeit

Die Schauspielerin Uschi Glas ist Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereines brotZeit e.V.. Im Podcast „Pausengong“ der KEG Bayern sprach die 78-Jährige mit Pfarrer Rainer Maria Schießler über ihre Initiative. Dabei brachte sie den Wert der Barmherzigkeit zum Ausdruck.

Auf der Homepage von brotZEIT wird folgendes berichtet: „Vier Kinder werden von zuhause gut versorgt. Das fünfte nicht. So die traurige Erkenntnis der IGLU-Studie. Und die Allensbach Studie zeigt, dass 62 % der Eltern mit der Zubereitung eines Frühstücks überfordert sind. (…) Jedes fünfte Kind kommt morgens hungrig in die Schule. Doch bereits für zehn Euro pro Schulwoche wird ein Kind am Morgen satt. Mit einem kostenlosen Schulfrühstück von brotZEIT, zubereitet von engagierten Frühstücks-Senioren.“

Die Projekte „Brot geben“ und „Zeit geben“ ergaben bei der Gründung 2009 den Vereinsnamen. Die Initiative brotZEIT vereint Werte wie etwa Nächstenliebe, Gemeinschaft, Weitergabe von Lebenserfahrung, Respekt vor der älteren Generation und Förderung von Chancengerechtigkeit und ist eine große Mission für ganz Deutschland geworden.

Alles begann, als die Schauspielerin Uschi Glas von der erschreckenden Tatsache erfährt, dass viele Kinder in Deutschland zuhause nicht ausreichend versorgt werden. Sie lässt ihrer Überzeugung, dass kein Kind in Deutschland hungrig zur Schule gehen sollte, Taten folgen und gründet am 16.2.2009 gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Unternehmensberater Dieter Hermann, und dem Münchener Rechtsanwalt Harald Mosler sowie weiteren Personen brotZeit.

Die Schauspielerin, die 1966 als Apanatschi in Winnetou und das Halbblut Apanatschi bekannt wurde, ihren endgültigen Durchbruch 1968 als Barbara in der Filmkomödie Zur Sache, Schätzchen hatte und zuletzt in den erfolgreichen Kinofilmen „Fack ju Göhte 1-3“ als ausgebrannte Lehrerin glänzte, sprach aktuell im Podcast „Pausengong“ mit dem Bestsellerautor und Münchner Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler über ihr Engagement für brotZEIT.

Von der Tatsache, dass auch im reichen München viele Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, erfuhr Uschi Glas 2009 im Radio, als sie mit ihrem Mann durch München fuhr. Zu ihrer Motivation hier anzupacken, berichtet Uschi Glas, dass ihr soziales Engagement immer schon wichtig war und sie sich bis dahin schon für Frauenhäuser in München, für Mutter-Kind-Schutz oder für die SOS-Kinderdörfer engagiert hat. Dass es Not gebe sei ihr klar gewesen, aber dieser Radiobericht, in dem dargestellt wurde, dass jedes vierte Kind in Deutschland mit Hunger in der Schule sitzt, und der Hunger als „massiv“ benannt wurde, habe sie tief berührt. Ihre Gefühlslage schildert sie rückblickend wie folgt:

„Das hat mich mitten ins Herz getroffen, dass ich zu meinem Mann gesagt habe: ‚Wenn das stimmt, dann muss man sich doch nur schämen.'“

In der Folge habe sie dann mit ihrem Mann begonnen zu recherchieren. Auf den Radiobericht bezugnehmend schrieben sie 135 Grundschulen an und stellten fest, dass dieses Phänomen „massiv“ existent ist. Diese Rückmeldung ließ ihr keine Ruhe, so dass sie mit ihrem Mann entschied, aktiv zu werden. Zu ihrer Motivation, selbst aktiv zu werden und die Verantwortung nicht bequem an die Politik abzugeben, erklärt die Schauspielerin:

„Ich sag immer, solange man etwas nicht weiß, ist man tatsächlich unschuldig. Aber in dem Moment, wo man es weiß, und man nichts macht, macht man sich schuldig.“

Diese Worte von Uschi Glas verbindet Pfarrer Schießler mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, in dem Jesus die Barmherzigkeit als Schlüssel zur Gottesnähe beschreibt (vgl. Lukas 10,25-37). Dazu interpretiert der Münchner Pfarrer von St. Maximilian: „Ich stehe ganz unter dem Eindruck vom Gleichnis vom barmherzigen Samariter. (…) Da ist diese Verantwortung so perfekt umgedreht. Zuerst steht nur die Frage „Wer ist mein Nächster?“. Und Jesus dreht diese Frage einfach um: ‚Die Frage ist, wem bin ich Nächster?‘ Das heißt, dass nicht der andere der Handelnde ist, sondern ich bin der Handelnde und ich bin für ihn zuständig. Er begegnet mir und ich muss jetzt etwas tun.“

An Uschi Glas gerichtet sagt Schießler: „Sie haben eigentlich genauso gedacht wie dieser Samariter, der zu dem Überfallenen hingegangen ist und nicht weitergeritten ist.“

Auch Uschi Glas schaute nicht weg. Zu ihren ersten Schritten, die sie damals gegangen ist, berichtet sie, dass sie zusammen mit ihrem Mann sich mit vier Schulleitern in München zusammengesetzt hat und dann die Idee entstand, dass sie Zwieback und Wasser an die Schulen bringen. An diesen vier Schulen haben sie dann mit sog. „Notfallboxen“, die u.a. mit Zwieback, Butterkeksen, Müsliriegel, Knäckebrot gefüllt waren, hungrige Schülerinnen und Schüler in 54 Klassenzimmern versorgt. Diese anfängliche Aktivität organisierten sie immer mehr und holten sich Mitwirkende und Förderer ins Boot. Besonders genial war der Einfall, Senioren, denen mitunter zuhause die Decke auf den Kopf fällt, entscheidend an der Aktion zu beteiligen. Von den älteren Menschen würden die Kinder „so behütet in Empfang genommen“ und das Frühstück sehr liebevoll zubereitet, so dass nicht nur der Hunger der Kinder gestillt wird, sondern sie auch erfahren, welche Qualität es hat gemeinsam Mahl zu halten, schildert Glas weiter.

Aus einem Handeln aus Barmherzigkeit ist mittlerweile eine große Mission für ganz Deutschland geworden.

 

Im Interview mit dem Magazin Chrismon, in dem sie ausführlich über ihren evangelischen Glauben sprach, erklärte Uschi Glas im Oktober 2014:

„Den Sinn meines Lebens kann ich auch spüren, wenn ich für mein „brotZeit“-Projekt eine Grundschule besuche. Deutschlandweit bekommen von uns jeden Morgen 5000 Schüler ein Frühstück.“

Dass sie sich in ihrem Handeln von christlichen Werten leiten lässt, brachte Uschi Glas beeindruckend zum Ausdruck, als sie anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums im Jahr 2017 einen Schuber für eine individuelle Sammlereditionen der Lutherbibel 2017 gestaltete (wir berichteten). Seinerzeit sagte sie in einem Video zum Reformationsjubiläum zur Motivation ihres sozialen Engagements:

„Die Arbeit, die ich mache, ist begründet in Nächstenliebe.“

Für die Gestaltung der Lutherbibel wählte Uschi Glas einen Vers aus Psalm 139, der Gott als den Allwissenden und Allgegenwärtigen mit folgenden Worten bezeugt: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“

Wie das christliche Internetportal jesus.de (SCM-Verlag) berichtete, legte die Schauspielerin im Zuge ihre Gestaltung der Lutherbibel ihre Einstellung zu Jesus Christus, der das Bild vom guten Hirten selbst gebrauchte, wie folgt dar:

„Jesus ist für mich ein großes Vorbild, weil er die Idee von der Nächstenliebe verkündete. Für mich heißt das: Jeder kann etwas bewirken, ob arm, ob reich, ob jung, ob alt, ob begabt oder nicht. Denn jeder kann seinem Nächsten mit Liebe begegnen.“

Quellen: youtube.com (KEG Bayern), brotzeitfuerkinder.com, chrismon.evangelisch.de, youtube.com, jesus.de, promisglauben.de

Mehr Infos zu brotZEIT gibt’s unter:

www.brotzeitfuerkinder.com

Anbei der beschriebene Pausengong-Podcast mit Uschi Glas:

 

Hier das Video, in dem Uschi Glas Auskunft zur Frage gibt, was sie mit der Lutherbibel verbindet: