Journalistin Julia Schnizlein: „Bildung ohne Religion ist unvollständig“

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In der aktuellen Kolumne in der österreichischen Kronen Zeitung plädiert die Journalistin und Theologin Julia Schnizlein für den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach in Schulen.

Gerade weil sie als evangelische Vikarin wisse, was der Religionsunterricht an Schulen leistet und dass er gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist, machen sie pauschale Aussagen wie „Religion ist Privatsache. Ich gönne meinem Sohn lieber Freizeit und hab ihn vom Reli-Unterricht abgemeldet“ nicht nur betroffen, sondern sogar wütend.

Julia Schnizlein betont die Leistung des Religionsunterrichts im schulischen Kontext u.a. wie folgt

„In welchem anderen Fach, wenn nicht in Religion, finden die existenziellen Fragen des Lebens breiten Raum? ‚Wofür lohnt es sich zu leben?‘, ‚Wie finde ich meinen eigenen Weg?‘ oder ‚Wer ist mein Nächster?'“

Und weiter:

Wo, wenn nicht in Religion, lernen die Kinder in einer säkularen Welt noch, was die viel beschworenen christlichen Werte überhaupt sind? Woher sie kommen und was sie für ihr Leben bedeuten können.“

Außerdem werde den Schülern der Zugang zum eigenen Glauben und zugleich der kritische Umgang mit Glaubensinhalten und Religion vermittelt, was für jeden aufgeklärten Religionsunterricht gelte. Diesbezüglich verweist sie darauf, welche Folgen es haben kann, wenn im religiösen Kontext, egal welcher Religion, allzu einfache Antworten jenseits der Vernunft gegeben werden und schlussfolgert, dass wir 

„kein Problem mit zu viel, sondern ja wohl eher mit zu wenig aufgeklärtem Religionsunterricht“

haben könnten.

Weiter warnt sie vor der Gefahr für eine Gesellschaft, wenn Religionsunterricht ausschließlich „hinter verschlossenen Kirchen-, Moscheen- oder Synagogentüren“ stattfinden sollte, weil das „religiösen Fanatikern“ in die Karten spielt.

Dazu betont sie:

„Reli – egal, ob katholisch, evangelisch, orthodox, muslimisch, jüdisch usw., gehört an öffentliche Schulen und muss einem einsehbaren, reflektierten und zeitgemäßen Lehrplan folgen, so, wie das heute üblich ist.“

Eltern, die in ihrer Schulzeit schlechte Erfahrungen mit antiquierten Unterrichtsmethoden gemacht haben, und das als Grund heranziehen, ihre eigenen Kinder vom Religionsunterricht abzumelden, gibt sie zu bedenken, dass sie damit ihren Kindern „keinen Gefallen“ tun.

Damit verweist Julia Schnizlein darauf, dass dem Kind, nicht aus weltanschaulichen Gründen, sondern aufgrund schlechter Erfahrungen, ein Bildungsangebot, nämlich in religiöser Bildung, verwehrt wird. Bezüglich des Mathematikunterrichts käme wohl auch niemand auf die Idee, sein Kind abzumelden, nur weil man selbst mal einen schlechten Mathelehrer hatte. Vernünftigerweise ist das auch nicht möglich.

In ihrem Kommentar verweist dann Schnizlein weiter auf die Gefahren von religiöser Unbildung und schreibt:

„Guter Religionsunterricht ist ein wirksames Mittel gegen jede Form von religiösem Extremismus.“

Die Folge einer Abschaffung führe zu religiösem Analphabetismus, der niemandem nütze, im Gegenteil. Mit Verweis auf den Religionspädagogen Michael Meyer-Blanck beschließt sie ihren Kommentar mit folgenden Worten:

 „Bildung ohne Religion ist unvollständig, Religion ohne Bildung ist gefährlich.“

Den vollständige Kommentar von Julia Schnizlein wurde in der Kronen Zeitung .

Quelle: krone.at

 

In Bayern ist der Religionsunterricht im Gegensatz zum Bundesland Berlin, für das hier eine grundgesetzliche Sonderregelung greift, ordentliches Lehrfach. Und das ist gut so!

In Berlin scheiterte im Jahr 2009 die Initiative „Pro Reli“ mit einem Volksentscheid zur Einführung des Religionsunterrichts als gleichberechtigtes Fach neben dem Ethikunterricht. Prominente Unterstützer von „Pro Reli“, die sich mitunter auch auf Plakaten mit dem Slogan „In Berlin geht es um die Freiheit“ zur Verfügung stellten, waren u.a. Günther Jauch, Angela Merkel, Arne Friedrich, Mariella Ahrens, Eckart von Hirschhausen und  Tita von Hardenberg.

Die SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier, Wolfgang Thierse und Andrea Nahles setzen sich im Gegensatz zum Berliner Landesverband der SPD, der sich wie die Landdesverbände der Linken und der Grünen für die Gegenbewegung „Pro Ethik einsetzte, zugunsten von „Pro Reli“ ein.

Quellen: wikipedia.org, focus.de, faz.net und bild.de

Während die Gegner des Religionsunterrichts sich nicht im Klaren sind, was religiöser Analphabetismus, vor dem aktuell die Journalistin Julia Schnizlein warnt, in seiner Auswirkung für die Gesellschaft bedeutet und in der damaligen Debatte in erster Linie die Verfehlungen der Kirche anprangerten, erinnerte der evangelische Theologe Wolfgang Huber, der bis 2016 Mitglied des Nationalen Ethikrates war, in einer damals stattfindenden Debatte zum Berliner Volksentscheid eindrucksvoll an die Notwendigkeit und den Wert von religiöser Bildung neben moralischer Bildung: