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Künstler Erwin Hilbert: „Beim Lesen der Bibel wurde ich zum ersten Mal tiefenglücklich“

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Der Kunstmaler, Autor und Musiker Erwin Hilbert, der Wert darauf legt, dass er kein Promi ist, sondern Einer von vielen, sprach im Telefon-Interview mit unserem Redakteur Markus Kosian über den Einfluss des christlichen Glaubens in seinem Leben. Neben seinem persönlichen künstlerischen Wirken war Hilbert über viele Jahre der Privatsekretär von Udo Lindenberg.

In jungen Jahren war Erwin Hilbert in einer Freikirche aktiv, die er nach 18 Jahren Gemeindezugehörigkeit und Mitarbeit mit seiner Familie wieder verließ. Später schnupperte er zwei Semester in die Evangelische Theologie und war zehn Jahre deutschlandweit mit Konzerten und Vorträgen, vorwiegend in der katholischen Kirche, aktiv.

2009 erhielt Hilbert überraschend den David Award (Promikon) für die „Beste christliche Internetseite“. Auf dieser Webseite ist auch seine künstlerische Darstellung „Die 7 Todsünden“ zu sehen.

Als künstlerischer Berater begleitete Erwin Hilbert viele Jahre den Sänger Udo Lindenberg. Er war für ihn ab 1989 bei insgesamt zehn Lindenberg-Alben als Privat-, Studio- und Bühnensekretär tätig und begleitete Lindenberg auch bei dessen Anfängen in der Malerei. Der Panikrocker würdigt dies in einem persönlichen Grußwort zu Hilbert’s Ausstellungen. Der Lindenbergzyklus „DIE 10 GEBOTE!“, der u.a. beim Katholikentag 2018 in Münster zu sehen war, gehen auf Hilbert’s Inspiration zurück.

Mit uns sprach der Künstler im Telefon-Interview über seinen Glauben und seine Werke.

Zu seinem persönlichen Weg im Glauben berichtet der heute 69-Jährige, dass er als Baby evangelisch getauft und später auch konfirmiert wurde. Diesbezüglich berichtete Hilbert:

„Gott hat mich gesegnet.“

In der Zeit seiner Selbstfindung probierte er vieles aus, was andere als „schiefe Bahn“ bezeichnen. Alkohol und Drogenmissbrauch führten ihn zu einem Verhalten gegen die Gebote Gottes. Dazu sagte er:

„Mit 17 Jahren gab es einen geistlichen ‚Urknall‘. (…) Mein Leben war von den Untiefen der Sucht durchkleidet. (…) Ich habe gelebt, was ich wollte.“

Zum Wendepunkt in seinem Leben kam es, als er im Alter von 19 Jahren begann, sich mit der Bibel zu beschäftigen, weil er trotz oder wegen seines hedonistischen Lebensstils nicht zufrieden war. Dazu sagte er:

„Beim Lesen der Bibel wurde ich zum ersten Mal tiefenglücklich.“

In seinem Elternhaus habe es keine Bücher gegeben, nur die Konfirmandenbibel seines Bruders, die er ihm klaute. In seinem „Drogen-Umfeld“ beschäftigten sich Freunde und Bekannte mit Spiritualität und Religionen. Da wollte er gerne mitreden und suchte ein Fundament. Zum Resultat der Bibellektüre erklärte er:

„Ich habe die Bibel genommen, weil ich dachte, dann habe ich auch etwas. Aber die Bibel hat mich genommen.“

Das Lesen der Bibel habe ihn immer weiter in den Bann gezogen, schilderte Erwin Hilbert. Beim Lesen im Matthäus-Evangelium habe er verstanden, dass der Weg ins Himmelreich ein schmaler, während der Weg in den Abgrund ein breiter sei. Auf letzterem sei er unterwegs gewesen. Er sei gefangen gewesen.

Hilbert’s Weg durch die Kirchen begann und er wollte gern Pastor werden. Dabei hat er leider auch schmerzhaft festgestellt:

„Es ist nicht alles Gott, was glänzt.“

Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass ihm dazu die Berufung fehlt. Er sieht sich heute eher als „Multi-Evangelist“. In seinen Bildern, Büchern, Liedern und Skulpturen leuchtet Christus auf eigene Art hervor.

Die Nachfolge Jesu hat Folgen. Die Freude, die dadurch in sein Leben Einzug genommen hat, möchte er „nie verlieren“.

Dennoch war sein Weg zu einem wirklich tragenden Glauben nicht immer gerade, sondern verlief über Umwege. Dazu sagt Erwin Hilbert rückblickend:

„Dann kam ich in die Hände der frommen Leute. Dort erlebte ich viel Gutes, aber auch manche geistliche Enge. Des Öfteren traf ich auf ein Gottesbild, das eng, dominant und menschenbeherrschend war.“

So erlebte er, wie Menschen in einem religiösen Korsett seine geistige und auch geistliche Freiheit einschränkten. Die Welt wurde in schwarz / weiß eingeteilt. Vieles galt als weltlich und böse. Hilbert betont heute:

„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Gott ist ehrenvoll, wert und gar lieblich. Er ist in uns. Am Kreuz versöhnte Jesus uns völlig mit Gott. Uns bleiben die Erinnerungen, aber nicht die Schuld.“

Einen seiner heutigen Lieblingssätze hörte er zum ersten Mal in Rom. Aus Neugierde betrat Hilbert, damals noch als evangelischer Christ, den Petersdom. „Mit Ablassgeldern ist das hier alles erbaut worden“, dachte er wütend. Als er dort einen alten und völlig unscheinbaren Mann im Beichtstuhl sitzen sah, fragte Hilbert ihn, ob er denn hier als „Evangele“ auch beichten könne. Pater Adalbert Heussinger hatte Dienst. Hilbert wusste nicht, dass Heussinger ein hochgeschätzter und langjähriger Beichtvater im Vatikan war, ein Dr. Dr. und Beichtseelsorger von Päpsten, Kardinälen und im Laufe der Jahre von unzähligen Petersdombesuchern. Ihnen allen hatte er Tag für Tag mit Liebe zugehört und väterlich die Vergebung Gottes zugesprochen. Es tröstete Hilbert, als dieser ihm sagte: „Vom Kirchenrecht her dürfte ich Ihnen die Absolution nicht geben, da sie nicht katholisch sind. Aber wir schauen jetzt mal auf Jesus!“ Hilbert betrat zum ersten Mal einen katholischen Beichtstuhl und kniete nieder. Am Ende seiner Beichte sprach Pater Heussinger den Kern- und Leitsatz in Hilbert’s Leben: „Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Diese Absolution, gepaart mit der spirituellen Weite des Paters, ist bis heute der Lieblingssatz, den der Künstler aus Rom mitgenommen hat. Hilbert ist davon überzeugt, dass die Beichte bis heute für Jederfrau und -mann das Liebestor zu einem Neuanfang mit Gott ist und bleibt. Dazu betont er:

„In der Beichte begegnet uns der Himmel.“

Vor einem Beichtzwang allerdings warnt er eindrücklich.

Erwin Hilbert bezeichnet die Darstellung des Christus, „der unsere Sünden am Kreuz getilgt hat“, als das Lieblingsbild seiner Werke. Dieses Bild ist Teil der „7 Todsünden“ und trägt den Titel „Der Sündentilger“. Es erscheint als letztes Bild in dieser Serie. Dazu zitiert er Hermann Hesse’s Gedicht „Der Heiland“:

„Immer wieder wird er Mensch geboren, spricht zu frommen, spricht zu tauben Ohren, kommt uns nah und geht uns neu verloren. Immer wieder muss er einsam ragen, aller Brüder Not und Sehnsucht tragen, immer wird er neu ans Kreuz geschlagen. Immer wieder will sich Gott verkünden, will das Himmlische ins Tal der Sünden, will ins Fleisch der Geist, der ewige, münden. Immer wieder, auch in diesen Tagen, ist der Heiland unterwegs zu segnen, unseren Ängsten, Tränen, Fragen, Klagen mit dem stillen Blicke zu begegnen, den wir doch nicht zu erwidern wagen, weil nur Kinderaugen ihn ertragen.“ Hermann Hesse (1877 – 1962)

Die Vergebung seiner Sünden habe er durch die Heilstat Jesu erfahren, erklärte Hilbert weiter. Dabei merkte er an, dass er sich nach seiner Beichte in Rom befreit fühlte, was auch Auswirkungen auf seine Orientierung im christlichen Glauben hatte:

„Ich bin danach gern katholisch geworden und zwar von ganzem Herzen. Katholisch-Sein heißt für mich auch Evangelisch-Sein, weil katholisch allumfassend bedeutet.“

Sein Konversationspriester Priester Nikolaus Knackstädt habe ihm beim Eintritt in die katholische Kirche gesagt: „Erwin aus dir wird nie ein guter Katholik und das ist ein Kompliment.“ 

Hilbert ist froh darüber, dass Gott stets ein Liebender und dabei immer schön locker ist. Schön und menschenfreundlich wäre es, wenn auch die Kirchen sich dahingehend wandeln. Kirchen sind für Hilbert nur dann glaubhaft und mit Gott authentisch, wenn sie aus Liebenden bestehen. „Pater Heussinger hat mir das vorgelebt“, so der Künstler.

Abschließend betont Erwin Hilbert:

„Nein, ein Prominenter bin ich wahrlich nicht! Ich möchte diesen Stress auch nie am Kopp haben. Lieber halte ich es mit einem Lied von Carl Ocativius Voget:

Auch ich bin einer den die Gnade fand,
auch mich ergriff des guten Hirten Hand.
Sie heilte meinen tiefen Sündenschmerz
und lässt mich ruhn an Gottes Vaterherz.“

 

Foto: Rembrandt artist QS:P170,Q5598, Rembrandt Harmensz. van Rijn – The Return of the Prodigal Son, cropped, CC0 1.0

 

Hinweis:

Erwin Hilbert’s Kunst finden Sie unter www.erwin-hilbert.jimdosite.com

 

Infos zu seiner Musik und seinen Büchern gibt es unter youtube.com/@fe-medienverlag/videos

So stellt Hilbert in Kirchen aus: