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Leah Weigand: „Der Glaube an Gott gibt mir Kraft und Hoffnung“

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Die Dichterin, Autorin und Spoken-Word-Künstlerin Leah Weigand, die nach einer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin 2022 ihr Medizin-Studium begann, verbindet als Poetry-Slammerin ihre Leidenschaft für das Schreiben und die Medizin. Ihr Video zu ihrem Text „Ungepflegt“, mit dem sie tausenden von Pflegerinnen und Pflegern aus der Seele sprach, ging viral. Seit 2017 steht sie auf den Bühnen des deutschsprachigen Raums. Im März 2024 kam ihr erster Gedichtband „Ein wenig mehr Wir: Texte über Menschlichkeit“ heraus, in dem sie für mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft plädiert. Im tiefgründigen Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) sprach sie aktuell über über existenzielle Erlebnisse auf der Station. Dabei äußerte sich die 28-Jährige auch zu ihrem Glauben.

Gegenüber hessenschau.de erklärte Leah Weigand im März 2024 zu ihrem Gedichtband „Ein wenig mehr Wir, dass sie die Menschlichkeit in allen ihrer Texte „als Basis herausgefiltert“ habe. Dabei habe sie entdeckt, dass sie „eine Sucherin der Menschlichkeit“ sei und herausfinden wolle, was Menschlichkeit bedeutet, indem sie der Frage nachgeht, was „das verbindende Element in uns allen“ ist. In ihrem Buch geht es u.a. um Themen wie Freundschaft, Verbundenheit und Nächstenliebe.

Für ihr Wirken bekam Leah Weigand bereits mehrere Auszeichnungen. 2024 wurde die angehende Ärztin mit dem Sonderpreis „Starke Stimme der Pflege“ ausgezeichnet, was sie auf ihrem Instagram-Account bekanntgab (siehe Hier).

 

 

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Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) ging Leah Weigand aktuell auf den Alltag im Pflegedienst ein und sprach dabei auch über den Umgang mit Grenzsituationen auf der Station, die im Klinikgeschäft Alltag sind. Die 28-Jährige beschrieb, dass sie insbesondere bei älteren Pflegekräften „eine sehr herbe, manchmal fast lieblose Sprache“ wahrnehme. Es sei ihrer Meinung aber wichtig, dass man im Klinikalltag als Pflegekraft sehe, dass bestimmte Situationen für die Patienten und ihre Angehörigen „absolut keine Alltagssituationen“ sind. Vielmehr wäre es schön, wenn man die Besonderheit zum Ausdruck bringt, „dass man gerade ein Kind beim ersten Atemzug begleitet hat oder einen alten Menschen beim letzten“ und „dass man mit einem Patienten geweint oder ihn getröstet hat“, so Weigand.

Die Poetry-Slammerin und Pflegerin schilderte an einem Beispiel ihren Umgang mit einem existenziellen Ereignis in der Klinik. Als ein muslimischer Familienvater infolge eines Aneurysmas im Kopf auf der Intensivstation lag und seine Ehefrau für ihn beten wollte, bot Leah Weigand an, sich im Gebet mit der Familie zu verbinden, was sie im NOZ-Interview wie folgt darlegte:

„Da habe ich gesagt, dass ich auch bete, zu meinem Gott. Und dann standen wir zusammen am Bett und ich musste weinen. Plötzlich war eine starke Verbindung da. Da brauchte es gar keine Worte. Es war einfach so ein Zusammen-da-sein und auch ein Zusammen-traurig-sein über die ganze Situation.“

Die sich im Interview auf die Schilderung dieses Erlebnisses anschließende Frage, ob sie an Gott glaube, bejahte Leah Weigand. Weiter sagte sie:

„Ich habe einen Glauben an Gott und das gibt mir Kraft und Hoffnung.“

Wie wichtig diese Ressource im Klinikalltag sein kann, wird deutlich, wenn Weigand erklärt, dass man als Auszubildende im Pflegeberuf relativ ungeschützt mit dem Thema Tod konfrontiert wird. Auch hier berichtete die angehende Ärztin von einem persönlichen Erlebnis während ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Bei einem Nachtdienst wurde ihr mitgeteilt, dass ein Mann auf ihrer Station wahrscheinlich noch in dieser Nacht sterben würde. So sei sie auf die Situation vorbereitet gewesen und habe „viel Zeit bei ihm verbracht“. Der im Sterben liegende Mann habe gewollt, dass sie bei ihm im Zimmer blieb, obgleich sie auch noch andere Patienten zu betreuen hatte. Leah Weigand schilderte mit Blick auf die Bedeutung des Werts der Nächstenliebe weiter:

„Er hat dann immer meine Hand festgehalten und da habe ich gemerkt, wie sehr wir einander brauchen, wir beide, jeder den anderen und bis zuletzt.“

 

Bei ihrem Auftritt in der NDR-Talkshow im Februar 2024 wies Leah Weigand darauf hin, wie wichtig die Sprach- und Kommunikationskompetenz für den Beruf des Krankenpflegers ist. Sie plädierte für bessere Rahmenbedingungen für die Ausübung dieses Berufs und betonte dabei, dass der Beruf als Pflegekraft „der schönste der Welt“ sei. Zur Frage, was sie als angehende Ärztin anders machen wolle, sagte Leah Weigand:

„Ich habe ja immer noch ein Pflegeherz in mir. Mein wichtigstes Ziel wird sein, mit der Pflege auf Augenhöhe zu arbeiten.“

Sie wolle vermitteln, dass nur in der Zusammenarbeit „wirklich gute Arbeit geschehen“ könne.

Quellen: hessenschau.de, leahweigand.de, demenzjournal.com, noz.de, ardmediathek.de

Hinweis: Den Auftritt von Leah Weigand in der NDR-Talkshow zum Nachsehen gibt es;

HIER

Anbei der Poetry-Slam „Ungepflegt“ von Leah Weigand:

HIER