Manager Joe Kaeser: „Soziale Verantwortung hat jedes Unternehmen“

Der Unternehmer Joe Kaeser, der von 2013 bis 2021 Vorstandsvorsitzender des Siemens-Konzerns war und heute Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Energy und Daimler Truck ist, erklärte in einem beeindruckenden Gespräch auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg, wie ein Wirtschaften der Zukunft in einer globalisierten Welt mit unterschiedlichsten Interessen gelingen kann. Dabei ging er auch auf die soziale Verantwortung von Unternehmen ein und tangierte damit einen wesentlichen Aspekt des christlichen Menschenbildes.

So wie das Themenspektrum auf dem Evangelischen Kirchentag insgesamt stark politisch gewichtet war (siehe: nzz.ch), stand auch das Gespräch mit Joe Kaeser fast ausschließlich unter politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Dazu, ob seine Sicht der Dinge etwas mit seiner christlichen Prägung zu tun habe, wurde keine Frage gestellt. Lediglich als die Interviewerin bei der Vorstellung von Joe Kaeser bezüglich seiner Herkunft Niederbayern die Vermutung äußerte, dass er katholisch sei, bestätigte der 65-Jährige:

„Ich bin katholisch, genau!“

Dass diese Prägung für ihn von Bedeutung sein könnte, lässt der Unternehmer erkennen, wenn er bei der Frage nach wirtschaftlicher Verantwortung den Blick auf die Schöpfung und auf den Nächsten richtet, in dem er erklärt, dass wir eine „sozial-ökologische Marktwirtschaft“ künftig benötigten und dies „die Maxime für unser Land“ sei. Dazu betonte Kaeser:

„Soziale Verantwortung, gesellschaftliche Verantwortung hat jedes Unternehmen!“

Dabei mahnte der Top-Manager an, dass es entscheidend sei, dass Unternehmen „soziale Verantwortung auch wahrnehmen“ können, in dem sie „die Mittel haben, um diese soziale Verantwortung auch zu finanzieren“. Genau deshalb sei das Model der Marktwirtschaft wichtig. Dazu sagte er:

„Die Marktwirtschaft ist wichtig, aber sie darf nicht so wichtig sein, dass sie nur einzelne Stakeholder fördert, sondern sie muss auch sozial verträglich und ökologisch sein.“

 

 

Seiner Meinung nach gelte es Wohlstand durch ökologische Innovationen zu erzeugen. Deutschland sei gefordert, mit seinen Ingenieuren anderen Nationen zu zeigen, wie das mit erneuerbaren Energien funktionieren könne. In diesem Kontext mahnte Joe Kaeser, der sich vor der letzten Bundestagswahl „sehr stark für das Konzept der grünen Partei ausgesprochen“ hatte, mit Blick auf die reale Umsetzung nun im Gespräch auf dem Kirchentag deutlich ein ganzheitliches Vorgehen mit Maß und Ziel an. Wenn man Dinge „Hals über Kopf vom Zaun“ breche, könne das nicht der Weg sein. Als Beispiel dafür nannte er, wenn „Wärmepumpen mit Braunkohlestrom befeuert“ werden oder die funktionierenden Atomkraftwerke abgeschaltet werden, obwohl die Alternativen noch nicht funktionsfähig sind. Es gehe im Sinne der Ressourcenallokation darum, die richtigen Prioritäten zu setzen. Dazu betonte er:

„Das fehlt mir ein bisschen, dass man über einen langen Zeitraum hinweg diese Priorisierung ganzheitlich macht. Dann, glaube ich, kämen wir einen ganzen Schritt weiter.“

 

Bereits im November 2019 war Joe Kaeser ein Vertreter von führenden Managern aus der Technik-, Chemie- und Pharmabranche, die bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan für eine gerechtere Verteilung von Profiten eintraten. Wie die katholische Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ mit der Headline „Kaeser und der Papst“ dazu berichtete, lobte Papst Franziskus die Ansätze eines „inklusiven Kapitalismus“, mit dem sich die teilnehmenden Spitzenmanager für ein nachhaltiges und soziales Wirtschaftsmodell einsetzen wollen. Im Anschluss an das Treffen erklärte Franziskus: „Ein Blick auf die jüngere Geschichte, insbesondere die Finanzkrise des Jahres 2008, zeigt uns, dass ein gesundes Wirtschaftssystem nicht auf kurzfristigem Gewinn auf Kosten einer langfristig produktiven, nachhaltigen und sozial verantwortlichen Entwicklung und Investition basiert.“

Weiter betonte der Papst, dass Firmenchefs die „edle Berufung“ inne hätten, Arbeitsplätze zu schaffen, den allgemeinen Wohlstand zu steigern und die Güter der Welt für alle zugänglich zu machen.

Kern der Idee eines „inklusiven Kapitalismus“, die 2016 aus einem internationalen Spitzentreffen von Managern und Sozialorganisationen hervorging, ist es, dass erfolgreiche Unternehmer ihre Angestellten und die Gesellschaft im Ganzen stärker an Profiten beteiligen und nicht in erster Linie an die Aktionäre denken. Weiter geht es um ein Gleichgewicht des Wohlstandes sowie ein langfristiges Wirtschaften und Investieren.

Joe Kaeser betonte seinerzeit gegenüber dem Handelsblatt:

„Wenn ich Erfolg habe, kann und muss ich der Belegschaft und der Gesellschaft etwas zurückgeben.“

Quellen: chrismon.evangelisch.de, herder.de, katholisch.de

Anbei das Video zum Gespräch mit Joe Kaeser auf dem Evangelischen Kirchentag: