Martina Gedeck: „Alle Lebewesen sind Teil des göttlichen Ganzen“

Die Schauspielerin Martina Gedeck, die im Oscar-prämierten Erfolgsfilm ‚Das Leben der Anderen‘ die weibliche Hauptrolle spielte, begeisterte am 13. Dezember 2024 bei einer Konzertlesung im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen das Publikum. Dabei las sie auch aus der Bibel. Schon vor einigen Jahren outete sich die Schauspielerin als Bibel-Fan.

Zu ihrem Auftritt im BASF-Feierabendhaus schrieb die Regionalzeitung ‚Die Rheinpfalz‘: „Was für ein Abend! Die famose Schauspielerin Martina Gedeck liest im BASF-Feierabendhaus aus der Bibel (…).“

Die 63-Jährige, die im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt wurde, erklärte bereits vor Jahren, dass die Bibel für sie relevant ist. Wie news.de berichtet, sagte Martina Gedeck gegenüber der Zeitschrift ‚freundinDONNA‘, dass sie keinen Computer bräuchte, wenn sie einmal von der Außenwelt abgeschnitten wäre. Dazu begründete die gebürtige Münchnerin:

„Ich würde mir ein Buch wünschen. Die Bibel. Da stehen die vielschichtigsten und spannendsten Geschichten drin.“

Außerdem genießt sie die Stille. Zur Orientierung, die sie in Momenten der Ruhe erfahre, erklärte die Schauspielerin:

„Wenn ich länger in Stille und Einsamkeit bin und aus dem normalen Alltagsleben herausgehe, dann fängt plötzlich aber die Stille an, zu mir zu sprechen.“

Dann kämen Gedanken, die sie sonst nicht habe, fügte Gedeck an.

 

Im Jahr 2012 kam Martina Gedeck im Magazin Chrismon im Dialog-Gespräch mit dem Theologen und ehemaligen Rastvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, auch auf ihren Glauben zu sprechen. Damals überzeugte die begnadete Charakterdarstellerin im Kinofilm „Die Wand“ als eine Frau, die durch eine gläserne Wand von der Außenwelt abgetrennt ist. Im Laufe des Gesprächs zu diesem Film mit Nikolaus Schneider berichtete Martina Gedeck, dass sie neben eines Buchs des mittelalterlichen Mystikers Meister Eckhart (1260 – 1328) auch die Bibel in der Tasche habe. Der Bezug zum Glauben habe sie aber erst „in den letzten 15, 20 Jahren“ entwickelt, schilderte Martina Gedeck in diesem Gespräch im Jahr 2012. Als sie jünger gewesen sei, habe ihr weder ein Erwach­sener dazu etwas sagen können noch sei ihr das vorgelebt worden. Weiter berichtete sie:

„Ich habe mich schon als Kind mit Welten außerhalb ­unserer sichtbaren Welt beschäftigt. Ich wollte dann zunächst Geisteswissenschaftlerin werden. In den 70er Jahren hat man ja eher von der Religion abgewandt erzogen. Aber die Gottesfrage hat mich immer begleitet.“

Nikolaus Schneider erklärte in diesem Gespräch, dass der Film „Die Wand“ auf die Frage, wie man mit seiner ungesicherten Existenz zurecht komme, als Lösung „Verantwortung und Liebe“ aufzeigt. Diese beiden Faktoren seien „tief religiös“ und würden dabei helfen trotz Angst und Verzweiflung weiterzuleben. Dazu erklärte der evangelische Theologe weiter: „Die Verantwortung, die ich in der Welt übernehme, und die Liebe zu Gott und den Menschen – das sind die Punkte, die mich leben lassen.“

Martina Gedeck schilderte, dass sie in der Intensität, mit der Menschen in den sozialen Medien interagieren, „eine Art Verunsicherung“ erkenne, dahingehend, dass die Menschen damit zum Ausdruck bringen wollen, dass sie „noch da“ seien. Dazu begründete sie:

„Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Leute nicht mehr ­wissen, was Leben, was Gott eigentlich ist.“

Mit Blick auf den Wert des Betens erklärte die Schauspielerin im Chrismon-Gespräch mit Nikolaus Schneider im Jahr 2012:

„Die wenigsten Menschen haben sich damit beschäftigt, was Glaube und Religion sein können. Sie versuchen es gar nicht. Dabei ist eine persönliche Auseinandersetzung ein Geschenk.“

In dieser Auseinandersetzung müsse man es aushalten können, „dass man erst mal keine Antworten kriegt oder scheitert“, fügte Gedeck an.

Damit das Gebet Wirkung erzielen kann, betont die Schauspielerin Beständigkeit als Voraussetzung. Mit Bezug auf das Gebet, das Jesus gelehrt hat, sagte sie:

„Das Vaterunser zum Beispiel ist ein Wortraum. Wenn du sprichst, fängt er an, seinen Reichtum zu entfalten, du kannst plötzlich hineingehen in dieses Gebet, und es gibt dir unglaublich viel.“

Dies sei jedoch nicht der Fall, wenn man das Vaterunser „einmal in zehn Jahren“ spreche, erklärte die Schauspielerin damals weiter.

 

Am 28. September 2024 gab Martina Gedeck bei der Premiere von Arrigo Boitos Oper „Mefistofele“ am 28. September ihr Debüt an der Dresdner Semperoper. In der Neuinszenierung dieser Oper des Italieners Arrigo Boito (1842 bis 1918) nach Motiven des Goe­the’schen Faust-Stoffs spielte Martina Gedeck im Laufe des Oktobers 2024 in insgesamt sieben Aufführungen die Rolle als „eine Frau“, die dem Teufel entgegentritt. Im Interview mit der katholischen Sonntagszeitung sprach die 63-Jährige Ende September 2024 über ihre Rolle. Dabei bezog sie auch Stellung zu ihrem Glauben.

Gedeck schilderte zum Inhalt von Arrigo Boitos einzige vollendeter Oper, dass Mefistofele eine Figur ist, die „von Gott abgefallen ist und Gott und damit das Göttliche, das Leben selbst und alles dem Leben Zugewandte negiert“. In dieser Oper stehe nicht Faust, sondern Mephisto als Nihilist im Zentrum. Im Grunde sage dieser aus, „dass es die Zerstörung ist, die ihn interessiert“. Dieser zerstörerischen Kraft begegne sie in der Neuinszenierung an der Semperoper mit ihrer Rolle als Gegenkraft. Mit der Neuentwicklung dieser Rolle wolle die Regisseurin Eva-Maria-Höckmayr den Kampf zwischen dem zerstörerischen und dem lebenszugewandten Prinzip verstärken. So verkörpere ihr Part „das empathische, das göttliche Prinzip, das auf seine Weise arbeitet“. Die Regisseurin habe mit der konkreten Verkörperung verdeutlichen wollen, dass es „ein solches dem Leben zugewandtes Prinzip“ gebe, so Gedeck. Zu ihrer Rolle erklärte sie weiter:

„Und ‚die Frau‘ im Stück macht mit Goethes Worten und durch ihre Präsenz und ihre Taten deutlich, dass es einen Lebenssinn gibt, und dass es möglich ist, ihn zu finden und zu leben.“

Die Wirkmacht des Teufels / des Bösen habe immer „etwas mit dem eigenen Ego“ und dem damit verbundenen Streben nach immer mehr zu tun, schilderte die Schauspielerin gegenüber der katholischen Sonntagszeitung. Zu einem möglichen Ausweg erklärt Martina Gedeck:

„Das Erlösende wäre – um es ganz einfach zu sagen –, die Schönheit der Welt und des Lebens wahrzunehmen und sich nicht in dieses Hamsterrad zu begeben.“

In diesem Hamsterrad stecke auch Faust fest, wenn er „von hier nach da, von da nach dort, von dieser Frau zu jener, von Reichtum zu Weltherrschaft“ hetze und deshalb nicht mehr in der Lage sei, „die Schönheit des Augenblicks“ wahrzunehmen, so die Schauspielerin.

Zu ihrem Gottesbild ließ Martina Gedeck wissen:

„Alle Lebewesen sind Teil des göttlichen Ganzen.“

Damit dieses Ganze auf der Welt heil bleibe, seien Beziehung notwendig, „die jeder zu den Menschen und zu den Dingen aufbaut“, zeigte sich die 63-Jährige überzeugt. Dazu betonte sie:

„Als Mensch hat man eine Verantwortung sich und anderen gegenüber.“

Wenn die Menschheit dies aus den Augen verlieren würden, sei sie letztendlich verloren, fügte Martina Gedeck an.

Quellen: rheinpfalz.de, news.de, jesus.ch, chrismon.de, semperoper.de, die-deutsche-buehne.de, dnn.de, katholische-sonntagszeitung.de