Olaf Scholz: „Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt“

Damit hatten die Genossen wohl nicht gerechnet. Ein Wahl-Werbespot für SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, in dem die vermeintliche religiöse Überzeugung des Laschet-Vertrauten Nathanel Liminski verunglimpft wurde, wurde zum Boomerang.

Dass der Leiter des Katholischen Büros NRW Antonius Hamers die mit dem Wahl-Spot verbundene Verbreitung „anti-katholischer Klischees“ als „sehr befremdlich“ empfindet oder die Deutsche Bischofskonferenz den „Umgang mit der Äußerung einer religiösen Überzeugung“ im Spot als „unangemessen“ bezeichnet, war zu erwarten. Schon bedenklicher mögen die Worte stimmen, die der Religionswissenschaftler Thomas Schirrmacher, der Ko-Direktor des „International Institute for Religious Freedom“ ist, wählte, mit denen er den Spot als gefährlich einstuft: „Wehe religiösen Minderheitenauffassungen in unserem Land, wenn das Schule macht“, sagte er dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel (Ausgabe vom Dienstag). Weltweit leide die Demokratie darunter, dass in Wahlkämpfen immer mehr religiöse Vorurteile genutzt würden.

Dass nun aber auch die säkularen Medien mit Schlagzeilen reagierten wie etwa „Mit diesem Spot stößt die SPD Millionen von Katholiken vor den Kopf“ (welt.de) oder Laschet als Ziel von ‚Negative Campaigning‘ – Die SPD bricht ein Tabu im Wahlkampf“ (tagesspiegel.de) oder „SPD greift in Wahlspot katholischen Mitarbeiter Laschets an – und wird dafür heftig kritisiert“ (stern.de), kam wohl wider Erwarten überraschend.

„Selbst die Grünen, eines übertriebenen katholischen Klerikalismus eher unverdächtig, distanzierten sich von einem solchen Stil“, schrieb der Journalist Lucas Wiegelmann in der Welt. Zuvor hatte der Grünen-Politiker Konstantin von Notz getwittert, dass er einen Angriff aufgrund der Religionszugehörigkeit eines Menschen „unterirdisch“ findet. 

Nun zieht die SPD nach Angaben ihres Kanzlerkandidaten Olaf Scholz ihr umstrittenes Wahlkampf-Video vollständig aus dem Verkehr. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung reagierte Scholz auf die Vorwürfe, dass mit dem Spot religiöse Bekenntnisse für den Wahlkampf missbraucht würden. Die Lesart stimme nicht, „die SPD tritt immer für eine offene und tolerante Gesellschaft ein“, sagte er der Meldung vom Dienstag zufolge. Auf die Frage, warum seine Partei vor einem Christen wegen seines Glaubens warne, erklärte Scholz:

„Das tut niemand. Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt.“

Über seinen Glauben ist vom konfessionslosen SPD-Kanzlerkandidaten öffentlich nicht viel bekannt (wir berichteten). Wie das christliche Medienmagazin rund um die Teilnahme von Olaf Scholz beim Ökumenischen Kirchentag 2021 berichtete, sagte der 63-Jährige bei dieser Veranstaltung nichts zu Glaube oder Kirche. Er betonte aber, dass das Motto des ökumenischen Kirchentages ‚Schaut hin‘ „genau das richtige“ sei.

Als er im März 2018 seinen Amtseid leistete, bat Olaf Scholz nicht um Gottes Beistand und verzichtete auf den Zusatz „so wahr mir Gott helfe“ (Quellen: katholisch.de, evangelisch.de). Nach dem Eigentor mit dem Wahl-Spot bekennt sich Scholz nun zur christlichen Prägung.

Es wäre doch schön, wenn das Wahlspot-Malheur dazu führt, dass in der Gesellschaft eine Diskussion über die christlichen Werte entsteht und Werte wie zum Beispiel Ehe und Familie wieder ins Zentrum rücken.

Quellen: pro-medienmagazin.de (1), tagesspiegel.de, welt.de, stern.de, domradio.de, katholisch.de (1), presseportal.de, katholisch.de (2), pro-medienmagazin.de (2), katholisch.de (3), evangelisch.de

Einen differenzierten Artikel zur Haltung von Nathanael Liminski gibt’s unter folgendem Link: domradio.de

 

Ein Fach, das die christlichen Werte sowie oberste Verfassungs- und Bildungsziele (Art. 7(3) GG + z.B. Art. 131 BV) repräsentiert, ist der schulische Religionsunterricht. Die amtierende Kanzlerin, Angela Merkel, findet ihn „außerordentlich wichtig“: