Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Maischberger - 2019-08-14-7318, CC BY-SA 4.0

Joachim Gauck: „Der Glaube hat mich davor bewahrt, vor den Herrn der Welt meine Knie zu beugen“

Dass für Alt-Bundespräsident und Bürgerrechtler Joachim Gauck der Glaube an Gott ein fester Bestandteil seinen Lebens ist, der ihn in den Höhen und Tiefen des Lebens begleitet, betonte der 83-Jährige in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen (wir berichteten). Dies bekräftigte Gauck nun beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg in einem Podiumsgespräch mit Außenministerin Annalena Baerbock erneut.

Wie einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung zufolge auf dem Kirchentag politische Themen wie Klima, Geschlecht/Gender, Rassismus und Umwelt im Verhältnis zu Themen des Glaubens wie Vergebung, Jesus oder Heiliger Geist viel Raum einnahmen, stand auch das Podiumsgespräch mit Annalena Baerbock und Joachim Gauck unter den Vorzeichen der politischen Dimension und drehte sich um den Ukraine-Krieg. Am Ende der Veranstaltung hatten Zuschauer aus dem Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen, wodurch die Frage nach dem Glauben der beiden Protagonisten in den Raum rückte.

Während Annalena Baerbock, die bereits bei ihrem Amtseid auf den Gottesbezug verzichtete, erklärte, dass sie nicht an Gott glaube, aber wegen der vermittelten Werte Mitglied der evangelischen Kirche sei, hob Joachim Gauck die Lebensbedeutung hervor, die der christliche Glauben für ihn hat. Wie BR24 berichtet, sagte der 83-Jährige:

„Der Glaube hat mich davor bewahrt, vor den Herrn der Welt meine Knie zu beugen. Ich beugte sie vor einer anderen Instanz.“

Damit beschrieb Gauck das Bewusstsein, das auch in der Amtsformel „So wahr mir Gott helfe“ zum Ausdruck kommt.

Diese Kraft, die im Glauben liegt, sieht Joachim Gauck auch im Mut der Menschen begründet, die im Herbst 1989 in der ehemaligen DDR nach einer Zeit der Friedensgebet mit den Montagsdemonstrationen auf die Straße gingen und die friedliche Revolution einleiteten. Im Herbst 2019 sprach Gauck im Interview mit dem Kirchenmagazin 3E darüber, wie der christliche Glaube und die Kirche den Menschen in einem totalitärem System Orientierung und Motivation gaben (wir berichteten).

Rückblickend auf die Erfahrungen in dieser Zeit im Herbst 1989 äußerte Joachim Gauck, dass „in der Kirche Menschen lebten, die länger hofften als andere“. Dazu betonte er:

„Es waren fast überall im Land Christen, die ihren Werten in der Zeit der Diktatur treu geblieben waren und 1989 aufstanden und zeigten, dass sie ihre Angst besiegen und für Demokratie eintreten konnten.“

So sei die Kirche zu DDR-Zeiten „Teil einer Gegenkultur“ gewesen. Auch heute könne der christliche Glaube zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft „eine ganze Menge“ beitragen, merkte Gauck weiter an.

Zu seinem Gottesbild erklärte er gegenüber dem Kirchenmagazin 3E:

„Der Gott, an den wir glauben, ist der Gott, der jedem einzelnen Menschen seine Gegenwart zumutet. Gott ermöglicht uns Menschen einen direkten Zugang zu ihm.“

Zu DDR-Zeiten arbeitete Joachim Gauck als evangelischer Pfarrer. Über seinen Weg zum Pfarrer, berichtete evangelisch.de im Frühjahr 2012, dass Joachim Gauck aus einem nicht sehr religiösem Elternhaus stammte und evangelische Theologie studierte, ohne zunächst das Berufsziel Pfarrer vor Augen zu haben. Der in der NS-Zeit ermordete Theologe Dietrich Bonhoeffer und dessen Vorstellung von einem Gott, der auch aus dem Bösen Gutes entstehen lassen kann, hätten ihn auf dem Weg zum Beruf des Pfarrers, den er bis 1990 ausübte, geprägt.

Quellen: br.de, nzz.ch, jugendopposition.de, jesus.de, evangelisch.de