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Pater Christoph Kreitmeir: „Die christliche Auferstehung ist DIE Quelle echter Zuversicht“

In seiner Predigt zum Ostersonntag 2025 (Lesung: Kol 3, 1-4; Evangelium: Joh 20, 1-18) widmet sich unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter der Überschrift „Die Apostolin der Apostel – Liebe gibt Zeugnis“ der besonderen Rolle von Maria Magdalena.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat: 

 

 

Jede und jeder von uns kennt ganz besondere Momente in seinem Leben, die ich „Wow-Momente“ nennen möchte. Man erlebt etwas, das einem Gänsehaut macht, den Mund öffnet und „wow“ sagen lässt

So etwas durfte ich vor vielen Jahren erleben. Mit Freunden besuchte im französischen Burgund die berühmte Basilika „Sainte-Marie-Madeleine“ in Vezelay. Diese Kirche entlockte mir und uns mehrere solche Bekundungen der Bewunderung. Als wir dann aber eher zufällig einige Treppenstufen hinunter in ein Gewölbe gingen, sahen wir eine Gittertüre in der Wand und dahinter einen goldenen Schrein mit den Rippenknochen einer Frau. Es stellte sich dann heraus, dass dies der Überlieferung nach Reliquien der berühmtesten Frau im Gefolge Jesu sind, die Kreuzfahrer vom heiligen Land in ihre Heimat mitbrachten.

Diese Frau heißt Maria Magdalena. Sie ist die erste Auferstehungszeugin, wie wir gerade im Evangelium gehört haben.

Ich war ganz verwundert, so einen Schatz gefunden zu haben, ganz unerwartet, in der Tiefe eines Gewölbes.

Diese Maria Magdalena wird nicht nur in allen vier Evangelien erwähnt, sondern auch in einigen apokryphen gnostischen (außerhalb des Kanons anerkannter Schriften, esoterisch angehaucht) Texten, wo sie eine herausragende Rolle gegenüber den anderen Jüngern hatte. Die kirchliche Tradition wusste das zwar, drängte sie aber wegen der Männerdominiertheit in den Hintergrund. Papst Franziskus ernannte Maria Magdalena 2016 ganz offiziell zur „apostola apostolorum“, zur Apostelin der Apostel, und rehabilierte sie und die Stellung der Frau in der Kirche (Mehr Infos dazu unter deutschlandfunk.de und wikipedia.org).

Zurück zu unserem damaligen „Wow-Erlebnis“ in Vezelay. Wir suchten gar nicht Besonderes in dieser Basilika und fanden in einer Art Grab einen ganz besonderen Schatz. Maria Magdalena suchte in den frühen Morgenstunden ihren geliebten Rabbuni Jesus in dessen Grabstelle und fand ihn nicht mehr. Das war sicherlich kein „Wow-Erlebnis“, sondern ein Schock.

Anders als die Männer, die sich aus Angst und Trauer über den brutalen Tod ihres Meisters, eingeschlossen hatten, ging sie auf die Suche und kehrte mit dieser Botschaft des leeren Grabes zu Petrus und Johannes zurück. Diese versicherten sich dieser schockierenden Tatsache, indem sie selbst dort hingingen. Sie kehrten dann mehr oder weniger durcheinander wieder zurück in ihre vermeintliche Sicherheit, Maria Magdalena aber blieb am Grab ihrer Hoffnung und drückte ihr Leid aus, sie weinte.

Die geistige Welt, die Welt Gottes, die in unsere Welt immer wieder hineinwirkt, schenkte ihr dann wunderbare Begegnungen, die sie und dann später alle glaubenden Christen veränderte.

Zuerst waren es Engel und dann Jesus selbst, die sie fragten, warum sie denn weine? Jesus fragte dann sogar noch: Wen suchst du? Sie antwortete und dabei ging ihr auf, wer ihr da wirklich begegnete. Zuerst erkannte sie ihn nicht, denn er muss in seinem Auferstehungsleib irgendwie verändert ausgesehen haben. Aber das Gespräch, vor allem die Art und Weise des Miteinanderredens öffnete ihr die Augen und dann das übervoll-liebende Herz.

Jesus sandte sie zu den Jüngern zurück und ihre Worte „Ich habe den Herrn gesehen!“ strahlen ein Selbstbewusstsein aus, welches sie nie mehr verlor.

Ihre Spuren verloren sich aber leider in der Geschichte. Ab und zu leuchtet sie wieder auf, wie zum Beispiel durch die besondere Wertschätzung von Papst Franziskus. Der 22. Juli ist für die gesamte Kirche nun ihr Festtag (siehe HIER). Mittlerweile gibt es in einigen Kirchen nicht mehr nur 12 Apostelleuchter, sondern 13. Der dreizehnte ist ihrer.

Dieses dreizehnte Licht ist so wichtig geworden, denn die vor allem von Männern dominierte Kirche ist an ihre Grenzen gestoßen. Das Weibliche, das Liebende, das Suchende, das beharrliche nach Liebe Suchende und Findende ist von entscheidender Bedeutung geworden. So war es am Anfang bei Maria Magdalena, wurde dann schändlich mehr und mehr unterdrückt, und so muss es wieder werden. Die Rehabilitation Maria Magdalenas durch Papst Franziskus ist dabei ein wichtiger Baustein.

Ostern ist das Fest der Zuversicht, einer Zuversicht, die nicht bei den Enttäuschungen und Beschwernissen stehen bleibt, sondern sich suchend, tastend und ausprobierend auf den Weg macht. Dadurch ändert sich der Blickwinkel: Es wird eine Zukunft geben, sogar über den Tod hinaus!

Die christliche Auferstehung ist DIE Quelle echter Zuversicht. Deshalb singen wir ja an Ostern: Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist mein Zuversicht.“ (Gotteslob, Nr. 336; Text: nach Christian Fürchtegott Gellert 1757, Melodie: Albert Höfer 1859)

Amen.