Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga: „Gott ist für mich wie die Luft, die ich atme“

Die simbabwische Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga, die als bedeutende Regisseurin des jüngeren afrikanischen Kinos gilt und 2020 in die 100-Women-Liste der BBC aufgenommen wurde, erhielt vor kurzem den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die 62-Jährige betont in ihrem Schaffen „das Prinzip von Glauben und Handeln“. Im Interview für die Rubrik „Fragen an das Leben“ in der Januarausgabe des Magazins Chrismon erklärt Tsitsi Dangarembga, dass sie aus einer engen Beziehung zu Gott heraus ihr Leben gestaltet.

Wie auf der Homepage des Friedenspreises zu lesen ist, verbindet Tsitsi Dangarembga in ihrem künstlerischen Werk ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick, was sie zu einer weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur macht.

In ihrer Romantrilogie beschreibt die Schriftstellerin und Filmemacherin am Beispiel einer heranwachsenden Frau den Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe. Dabei zeigt sie soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen. In ihren Filmen thematisiert sie Probleme, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen.

Neben ihrem künstlerischen Wirken setzt sie sich seit Jahren für die Kulturförderung in ihrem Land ein. Dabei liegt ihr die Öffnung der Kultur für Frauen besonders am Herzen. Zudem setzt sie sich für Freiheitsrechte und politische Veränderungen in Simbabwe ein. Gegenwärtig richtet sich ihr friedlicher Protest gegen Korruption, für den die 62-Jährige auch in Kauf nimmt, von der Regierung gerichtlich verfolgt zu werden. Orientierung findet Dangarembga dabei in ihrem Glauben. Dazu erklärt sie:

„Wenn ihr wollt, dass euer Leiden aufhört, müsst ihr handeln. Handeln kommt aus der Hoffnung. Dies ist das Prinzip von Glauben und Handeln.“

Dass Gott ihr ständiger Begleiter ist und ihr Kraft schenkt, berichtet Tsitsi Dangarembga aktuell im Interview mit dem Magazin Chrismon. Darin beschreibt sie ihre enge Beziehung zu Gott, die seit Kindheitstagen gewachsen ist. Mit ihren Eltern besuchte sie in ihrer Kindheit die evangelisch-methodistische Kirche. Heute ist sie mit ihrem deutschen Mann Mitglied der lutherischen Kirche. Zweifel im Glauben, die sie in jungen Jahren hatte, konnte sie überwinden, als ihr, inspiriert von Worten ihrer Mutter, klar wurde, dass Gott „eine logische Notwendigkeit“ für den Ursprung des Menschen und der ganzen Schöpfung sei. Zu ihrer Vorstellung von Gott erklärt die Schriftstellerin:

„Heute ist Gott für mich wie die Luft, die ich atme, er ist mir immer nah, ich spreche viel mit ihm.“

Dabei sei Gott nicht nur in schlechten Zeiten in ihrem Leben präsent, weil so auch „keine Beziehung“ funktioniere. Dazu betont die Friedenspreisträgerin:

„Ich erzähle ihm [Gott] auch von dem Schönen, dem ich begegne.“

Durch die Gewissheit, dass es Gott gibt, ist für sie der Gedanke an den Tod „ganz bestimmt nicht“ mit Angst verbunden. So fühle sie auch die Nähe ihrer verstorbenen Eltern. Weiter ist sie sich gewiss:

„Der Tod ist bloß ein Übergang. Wir wissen nicht, was kommt, aber, wie das Leben auch, ist der Tod für mich ein weiteres Abenteuer.“

Für ein lebenswertes Leben hält Tsitsi Dangarembga unbedingt Humor für notwendig, der die Kraft gebe, mit schwierigen Situationen umzugehen. Dazu erklärt die Autorin:

„Humor und Hoffnung sind enge Verwandte. Sie lassen uns spüren, dass ein dunkler Moment nicht das Ende der Geschichte ist.“

 

Mit ihrer Art zu leben und zu handeln, imponiert und inspiriert Tsitsi Dangarembga auch ranghohe Kirchenvertreter wie den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). So erklärte Bischof Georg Bätzing in seiner Weihnachtspredigt, dass er „lange gezweifelt“ habe, ob der Theologe Paul Tillich vor mehr als 60 Jahren mit seiner Beschreibung der Selbstliebe als die ‚Annahme des Unannehmbaren‘ nicht „stark überzogen“ habe, bis er im Herbst die Dankesrede von Tsitsi Dangarembga in der Frankfurter Paulskirche zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels gehört habe, in der diese dafür plädierte, „die Welt neu zu denken, um sie friedvoller, menschlicher und schöpfungsnäher zu gestalten“. Weiter führte der DBK-Vorsitzende aus, dass sich die afrikanische Autorin und Filmemacherin im Zuge dessen für eine neue Aufklärung ausgesprochen und der westlichen Maxime „Ich denke, also bin ich“ das Leitbild afrikanischer Ubuntu-Philosophie „Ich bin, denn du bist“ gegenüberstellte. Dieses Denkmuster habe ihm „neu die Augen geöffnet für die besonderen Schwierigkeiten einzelner und der Lebbarkeit menschlicher Gemeinschaft in einer einseitig individualistisch geprägten, auf Selbstbewusstsein, Rationalität und Sinneserfahrung gestützten Lebensart“, so Bätzing.

In ihrer Dankesrede betonte Tsitsi Dangarembga selbst:

„Was wir tun können, ist, unsere Denkmuster zu verändern, Wort für Wort, bewusst und beständig, und daran festzuhalten, bis wir Ergebnisse sehen in der Weise, wie wir Dinge tun und welche Folgen sich daraus ergeben.“

Eine beeindruckende Frau!

Quellen: friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de, herder.de, chrismon.evangelisch.de, bistumlimburg.de