Pater Christoph Kreitmeir: „Die Liebe lässt sich auch durch den Tod nicht aufhalten“

In seiner Auslegung der Lesungen und des Evangeliums zum Ostersonntag (Apg 10, 34-43, Kol 3, 1-4 und Joh 20, 1-18) betont unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir die liebende Hoffnung, die mit Ostern verbunden ist. Dabei berichtet er, was die Osterbotschaft für ihn persönlich im Leben bedeutet.

 

Anbei die Osterpredigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Ich kann mir eine Welt ohne den Glauben an die Auferstehung nicht mehr vorstellen. Wirklich nicht!

Denn ohne diese Hoffnung auf ausgleichende Gerechtigkeit, auf die Erfüllung meiner Sehnsucht, auf neues und ganz anderes Leben, auf die Geborgenheit in Liebe und Frieden ist es für mich in dieser Welt, wie wir sie tagtäglich erleben, zunehmend unerträglich.

Ich weiß, ich gelte mit diesem Glauben langsam als Außenseiter, als einer von dieser zwielichtigen Organisation Kirche, die nicht mehr aus den Negativschlagzeilen herauskommt, als einer von den Ewiggestrigen.

Das ist mir aber zunehmend egal, denn:

Mein Glaube an die Liebe Gottes ist für mich überzeugender als dieser ewige Egoismus oder das Nachlaufen von täglich sich ändernden Parolen und immer unerträglicher werdenden Selbstdarstellungen von jeder und jedem überall.

Viele Menschen strömen nicht mehr in die Kirchen, sondern in die Handystores, um das neueste Smartphone zu ergattern, um dann in der banalen Gegenwartskultur sich zu Tode zu langweilen.

Mein Glaube ist gar nicht langweilig, er erfüllt mich tagtäglich positiv mit Resilienz, einer seelischen Widerstandskraft, die mich an der Seite von Kranken, Sterbenden und deren Angehörigen große und größte Zumutungen aushalten lässt.

Der slowenisch-kroatische Theologe Peter Kuzmic prägte einen Satz, den ich sehr gut verstehen und erspüren kann. In ihm ist gläubige Weisheit, die mich innerlich erreicht: „Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“

Mein Glaube lässt mich hinter die eiskalte Wand des Todes schauen und dahinter Licht und Leben erahnen, manchmal sogar erspüren.

Mein Glaube kommt nicht aus dem Wolkenkuckucksheim, er ist mutig, er hat langen Atem und lässt sich immer wieder neu beschenken von einer Kraft und Wirklichkeit, die wir Gott oder Heiligen Geist nennen.

Ganz entscheidend wichtig ist für meinen Glauben Jesus Christus, der tagtäglich hier im Krankenhaus mit den Kranken mitleidet, mitträgt, mitfühlt und durch das Schwere und Bittere hindurch das Leichte und Süße wahrnehmen lässt. ER ist selbst durch das alles hindurch gegangen und hat es dadurch erlöst.

Ihn sucht und findet Gott sei Dank immer wieder meine Seele, wie es auch die liebende Maria von Magdala tat. Frühmorgens, als es noch dunkel war, machte sie sich zu seinem Grab auf. Sie suchte ihn, sie wollte ihm nahe sein.

Jeder und jede von uns, die einen lieben Menschen durch den Tod verloren haben, kennt diese Sehnsucht und dieses Suchen.

Die Liebe lässt sich auch durch den Tod nicht aufhalten.

Und jede und jeder von uns kennt auch das Gefühl der Leere, wenn man den geliebten Menschen im Grab nicht mehr finden oder spüren kann.

Bei Maria ist es nicht nur die innere Leere, sondern das Grab ihres geliebten Meisters ist wirklich leer. Nachdem sie die Zuständigen – die Jünger – darüber unterrichtet hatte und diese sich selbst davon überzeugten, kehrt ihr sehnendes Herz wieder zurück zum Grab und sie weint aus tiefsten Herzen.

Und dann geschehen Dinge, die sich wundersam und wunderbar anhören, die ich in meinen reiferen Jahren aber immer mehr glaube. Die geistige Welt bricht in diese Welt herein. Engel erscheinen nicht nur, sondern sie versuchen Maria von Magdala mit Erklärungen zu trösten. Dies hilft aber nur bedingt. Sie ist weiter sehnsuchtsvoll auf Empfang.

Und dann geschieht das, was manche Menschen, vor allem ganz tief Liebende auch schon erfahren durften: Der Vermisste, der Geliebte erscheint. Unerwartet und ganz anders als einem bisher bekannt.

Das Sich-Vertraut-machen mit dieser neuen Realität lässt einen die Gegenwart nicht nur ertragen, sie wird dadurch mit Gnade erfüllt.

Die liebende Hoffnung der Maria von Magdala lies sie die Musik hinter dem Schweigen und der Leere hören und ihr mutiger Glaube, der aus der beglückenden Erfahrung mit dem auferstandenen Geliebten genährt wurde, lies sie in der Gegenwart nach dieser Musik tanzen. Maria ist die erste Auferstehungszeugin. Sie wird deshalb auch die „apostola apostolorum“, die Apostelin der Apostel genannt. Das von ihr Erfahrene befähigt sie, nicht nur neu und gestärkt zu leben, sie wird zu einer Verkünderin der Frohen Botschaft.

Ich kann mir eine Welt ohne den Glauben an die Auferstehung nicht mehr vorstellen. Wirklich nicht!

Ich weiß, ich gelte mit diesem Glauben langsam als Außenseiter, aber das ist mir egal. Ich kenne meinen Herrn, ich liebe ihn, ich suche ihn und finde ihn Gott sei Dank immer wieder in den leeren Gräbern der Trostlosigkeit und den schönen Gärten des Trostes.

„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“

Amen.

Hier ein schöner Song, der die Worte von Pater Christoph Kreitmeir schön nachklingen lässt: