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Pater Christoph Kreitmeir: „Gott ist stärker als der Tod und das Böse“

Heute feiern Christen weltweit die Auferstehung Jesu Christi. In seiner Auslegung zum Osterevangelium (Joh 20, 11-18) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir das völlig Neue, das durch die Auferstehung erfahrbar wird.

 

Anbei die Worte von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Für mich ist diese kurze Szene, die wir soeben gehört haben, ein Schlüsselmoment zum Verständnis der Auferstehung, die nur der Evangelist Johannes erzählt:

Maria aus Magdala fragt einen vermeintlichen Gärtner nach dem Leichnam Jesu. Als dieser sie mit ihrem Namen anspricht erkennt sie Jesus an seiner Stimme und der Art, wie er „Maria“ zu ihr sagt. Im vorher fremd erscheinenden Gärtner zeigt sich der Auferstandene. Sie greift nach ihm, doch Jesus wehrt ab: „Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“

„Lass mich los“ — als könnte Maria den festhalten, der Grab und Tod überwunden hat. Jesus meint da etwas ganz anderes:

„Maria, halt nicht fest an dem, was gewesen ist. Du willst, dass die Vergangenheit ewig währt. Doch ich muss in die Zukunft, muss dir vorausgehen zu Gott. 

Die Aufer­stehung dreht die Zeit nicht vor die Kreuzigung zurück, sondern es beginnt etwas völlig Neues, eine ganz neue Zeit.“

Maria wird in ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen eine Erkenntnis zugemutet: Die Abkehr vom äußeren Festhalten. Der Abschied von ihrem lieb gewordenen Jesusbild. Das neue Leben entzieht sich der Berührung. Es lässt sich nicht festhalten.

Diese Erkenntnis gilt auch uns:

Als Christen sind wir nicht fixiert auf das, was gewesen ist.

Mag ich auch noch so viel falsch gemacht haben, mag die Vergangenheit auch noch so düster gewesen sein – weil mit der Auferstehung Jesu etwas ganz Neues begon­nen hat, darf auch ich immer wieder neu beginnen. Und auch anders herum: Mag die Vergangenheit auch noch so schön gewesen sein, mag sie mich festhalten im Dort-verbleiben-wollen, es geht nicht. Vergangenheit ist Vergangenheit. Wir leben aber in der Gegenwart auf Zukunft hin.

Maria von Magdala zeigt uns ein Umkehren aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Und als sie die festhalten wollte, wurde sie vom Auferstandenen zur Umkehr in die Zukunft gerufen. Ab diesem Zeitpunkt kann Maria im Grab das Vergangene zurücklassen. Die vormals in Trauer und Verzweiflung Umhersuchende ist nun von der Hoffnung auf Leben erfüllt. Diese Hoffnung kann aber nur wachsen, wenn Menschen nicht am Überkommenen festhalten, sondern sich der Anrede Gottes öffnen, sich dadurch überraschen lassen und einen neuen Aufbruch wagen.

An Maria können wir beispielhaft sehen, wie Osterglaube wachsen muss. Ohne Veränderungen, ohne mehrfache Umkehr ist dieser Glaube nicht zu gewinnen. Ohne eine vielfältige Abkehr von Fixierungen auf Gewohntes werden wir den Auferstandenen nicht erkennen können.

Wir leben wieder neu in Zeiten, wo die Kräfte des Todes uns in Angst und Furcht festhalten wollen. Corona, ein brutaler Krieg nicht weit weg von uns. Und was wird noch alles kommen?

Maria von Magdala erfährt am Ostermorgen, dass vermeintlich unverrückbare Regeln des Lebens nicht mehr gelten. Der scheinbar Ohnmächtige ersteht aus dem Grab und erscheint ihr.

Sicher ist nur der Tod!“ – diese Binsenweisheit gilt nicht mehr. „Sicher ist nun das Leben aus dem Tod“, so spricht die Weisheit des Glaubens.

Maria erlebt die Verwandlung von verzweifelter Traurigkeit zur österlichen Freude. „Geh zu meinen Brüdern und berichte ihnen vom neuen Leben“, so sandte sie Jesus aus. Von ihrem österlichen Glauben können wir uns anstecken lassen, indem wir die Botschaft von Gottes Sieg über den Tod weitersagen und das tödliche Lied von Angst, Schrecken, Tod und Zerstörung nicht mitsingen.

Wir können unseren österlichen Glauben leben, indem wir uns immer wieder auf die Suche nach dem Ziel unserer Sehnsucht machen: Nach Gott, der stärker ist als der Tod und das Böse.

Mit diesem Gott können wir immer wieder zu neuem Leben finden. Das Bedrückende, das Dunkle und Schwere haben nicht das letzte Wort. Eine Neuwerdung wartet auf uns – unsere eigene und eine Neuwerdung der ganzen Welt. Das LEBEN ist stärker als der TOD. Jesus Christus hat uns in diese Wahrheit hineingenommen, wir dürfen sie immer wieder neu erleben und leben – jeden Tag.

Ich wünsche Ihnen und mir ein Ostern voll Frieden, Sinn und göttlicher Gegenwart. Dass wir damit rechnen können, dass Jesus auch uns Engel sendet, die unsere Hindernisse so wie den Grabstein zur Seite schieben und uns seine Pläne offenbaren. Eine neue Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die in eine tiefere Beziehung mit ihm führt, das wünsche ich mir und Ihnen.

Ich wünsche Ihnen und mir die Freude, welche die Jünger verspürten, als ihnen aufging: Jesus lebt.

Ihnen und mir wünsche ich offene Augen, um Christus erkennen zu können, selbst wenn er in anderer Gestalt daher kommt.

Vor allem wünsche ich Ihnen und mir aber von Herzen Glaubensgewissheit und Glaubenskraft, die dann zur Lebenskraft wird.

Gesegnete Ostern! Amen.

Hinweis: Dia Ansprache von Papst Franziskus in der Osternacht „Öffnen für überraschende Hoffnung Gottes“ gibt es unter:

HIER

Anbei eine Darbietung von Mozarts „Te Deum“, die die weltweite Freude über die Auferstehung Jesu zum Ausdruck bringt:

 

Anbei der Pop-Song „Halt dich an mir fest“, der im RTL-Live-Event „Die Passion“ auf Jesus Christus projiziert wurde: