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Pater Christoph Kreitmeir: „Man sollte mit Gott reden können wie mit einem guten Freund“

In seiner Auslegung zum heutigen Evangelium (Lukas 11,1-13), in dem Jesus seinen Jüngern erklärt, was Gebet bedeutet, schildert unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, was es bedeutet zu einem guten Freund zu beten.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Wie Jesus gebetet hat, das muss für die, die das miterleben durften, recht eindrucksvoll gewesen sein. Wir hörten heute im Evangelium folgenden Satz, der darüber Auskunft gibt: „… und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat …“

Beten … Beten lehren … Beten lernen …

Beten Sie? Natürlich, werden Sie sagen, was für eine Frage. Als kath. Christ betet man doch. Wenn ich es nicht vergesse, dann das Morgengebet, vielleicht auch noch das Tischgebet, ach, das Abendgebet, da schlafe ich dann meistens schon vorher ein. Den Rosenkranz habe ich mal gelernt, aber so richtig praktiziert habe ich ihn eigentlich nie. Ein paar Grundgebete kann ich noch, v. a. das „Vater unser“, also: Ja, ich bete.

Na ja, ist das Beten, ist das wirkliches Beten? Ich weiß nicht so recht.

In über drei Jahrzehnten Ordensleben bin ich durch so manches gegangen, aber ich habe auch gelernt, dass wirkliches Beten etwas viel Schöneres, etwas viel Tieferes ist.

So manche fromme Gebetspraxis erinnert eher an einen Handel wie auf einem Basar. Wenn ich Gott dies und das anbiete, dann gibt er mir das und jenes. Man muss nur geschickt und hartnäckig genug sein, dann erfüllt Gott schon unsere Bitten.

Nein, Gott ist kein Gebetsautomat, wo man nur die richtigen Gebete einwerfen muss, um dann das gewünschte Ergebnis zu bekommen.

Das andere Extrem ist dann dieses, dass Menschen gar nicht mehr an die Kraft des Gebetes glauben, alles alleine machen wollen, weil machen müssen und sich damit heillos überfordern.

Jesus hatte anscheinend eine besondere Art zu beten, weil seine Jünger lernen wollten, wie er zu beten.

Jesus lehrt seine Jünger und auch uns, nicht viele Worte zu machen, sondern vertrauensvoll zu beten. Vertrauensvoll heißt: Da kann ich alles ansprechen. Ich darf meine Bitten vorbringen und mir sicher sein: Gott wird mir das geben, was für mich das Beste ist, auch wenn ich es oft so schnell nicht sehen kann.

Jesus gibt uns im „Vater unser“ eine „Schule des Betens“, eine Schablone, die alles enthält, was Beten ausmacht: Lobpreis, Bitte, Klage, Fürbitte, Dank.

Das Entscheidende ist die Grundbeziehung zu diesem Gott – Jesus nennt ihn Vater, Abba, Papa. Zu einem guten Papa betet man anders als zu einem herrischen Tyrannen.

„Man sollte mit Gott reden können wie mit einem guten Freund.“ – Dies ist die Schablone, die „Schule des Betens“ in Jesu Sinne. Wer zu einem Freund Vertrauen hat, traut sich, auch Unerfreuliches anzusprechen oder eine Bitte zu äußern, die anderen vielleicht unverschämt erscheinen mag.

Wer freundschaftlich-liebevollen Umgang mit Gott pflegt, der wird auch erfahren, dass Gott selbst auch vertrauensvoll auf einen selbst setzt. Gott und der Freund Gottes gehen einander zu Herzen.

Die Jünger wollten von Jesus das rechte Beten gelehrt bekommen und er zeigte ihnen nicht nur die Worte des „Vater unser“, sondern er zeigte ihnen v. a. wie man beten soll: aufrichtig, liebevoll, mit ganzem Herzen und vertrauensvoll.

Unzählige Menschen haben im Laufe der Zeit diese besondere Kunst des Betens erlernt, das Leben, die Zeitläufte und Gott haben sie gelehrt, dass es gut ist, vertrauensvoll auf Gott zu bauen.

Ich möchte Ihnen einmal zwei solche großen Menschen nennen: den Philosophen Immanuel Kant und die hl. Teresa von Avila.

Der Kopfmensch Immanuel Kant sagte einmal: „Ich habe in meinem Leben viele kluge und gute Bücher gelesen. Aber ich habe in ihnen allen nichts gefunden, was mein Herz so still und froh gemacht hätte wie die vier Worte aus dem 23. Psalm: Du bist bei mir.“

Der Gefühlsmensch Teresa von Avila sagte einmal: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.“

Unzählige Menschen haben im Laufe der Zeit die besondere Kunst des Betens erlernt. Das Leben, die Zeitläufte und die Religion haben sie gelehrt, dass es gut ist, vertrauensvoll auf Gott zu bauen.

Es kommt darauf an, Kopf und Herz, das Denken und das Fühlen in Einklang zu bringen.

Entdecken Sie die Kraft des Betens neu. Sie werden staunen, welche neuen Welten sich einem da aufmachen. Amen.

Anbei ein Video-Clip, in dem Pater Christoph Kreitmeir zum Gebet ermutigt: