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Pater Peter Uzor: „Gott kennt keine hoffnungslosen Fälle“

Am Samstag gestaltete unser geistlicher Begleiter Pater Dr. Peter Uzor in der St. Marien Kirche in Sonnefeld im Coburger Land eine Vorabendmesse rund um das Sonntagsevangelium (Lk 12, 32-48) mit mehreren Impulsen dazu, was christliches Leben ausmacht. Dabei betonte er u.a. Geduld, Gottvertrauen, Achtsamkeit und ein Leben im Hier und Jetzt. Anschließend war für die Gottesdienstbesucher der Höhepunkt der Messe, die Eucharistiefeier, in besonderer Weise spürbar erfahrbar.

Einleitend betonte Pater Peter:

„Gibt es einen Menschen, der noch nie verletzt wurde? Wohl nicht. Es gehört zum Menschsein dazu, im Laufe des Lebens mit Verletzungen umzugehen. Enttäuschungen und Beschimpfungen sind zu ertragen, Streit und Anfeindungen, Hass und Ungerechtigkeit. Auch scheinbare Kleinigkeiten können tief verletzen.“

Weiter fuhr er fort:

„Wer schon einmal hören musste ‚Du bist ein hoffnungsloser Fall‘, ist tief getroffen. Ein ‚hoffnungsloser Fall‘ ist aufgegeben. Dem wird nichts mehr zugetraut, da ist keine Besserung in Sicht, der ist und bleibt abgeschrieben.“

„Gott ist anders. Er kennt keine hoffnungslosen Fälle. Jedem traut er etwas zu. Nicht nur Verdienste, sondern auch die Fähigkeit zur Reue, falsche Wege zu erkennen und neue zu suchen.“

So richtete er zu Beginn des Gottesdienstes den Blick der Gemeinde auf Situationen, in denen jeder einzelne selbst Anteil an Verletzungen und fehlender Hoffnung hatte. Im Kyrie Eleison richtete die Gemeinde anschließend ihr Bitte an Gott, den Pater Peter mit Blick auf das heutige Evangelium als Gott beschrieb, der mit barmherzigen Augen auf uns schaut und den wir sehnsüchtig erwarten.

So formulierte er auch das Tagesgebet mit folgenden Worten:

„Allmächtiger Vater, in deinem Sohn Jesus Christus offenbarst du den Grund unserer Hoffnung. In ihm willst du uns Rettung und Heil schenken. Hilf uns, dass wir ihn erwarten. Dass wir ihn in uns aufnehmen und durch ihn verwandelt werden.“

„Dann werden wird ihm nachfolgen, den Weg der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Liebe gehen, bis wir vereint sind in ihm, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.“

Vor der Sonntagslesung aus dem Hebräerbrief erinnerte Pater Peter die Gemeinde an die Kraft des Gottvertrauens mit Verweis auf alttestamentliche Vorbilder. Dazu sagte er:

„Der Glaube versetzt Berge. Der Hebräerbrief führt Beispiele dafür an: Die Alten des Volkes – Abraham, Sara, Issak und Jakob – sind Zeugen dafür, was „aufgrund des Glaubens“ geschehen kann. Ohne „Beweise“ in der Hand waren sie überzeugt, dass das Wort Gottes gilt; sie standen fest in dem, was sie erhofften.“

In seiner Predigt zum Sonntagsevangelium (Lk 12, 32-48) ging Pater Peter darauf ein, wie eine Lebenshaltung voller Hoffnung möglich werden kann.

Zunächst verwies er darauf, wie ungeduldig wartend wir verweilen, wenn wir die Nachricht erhalten „Ihr Paket wird voraussichtlich morgen zwischen 10 Uhr und 16 Uhr zugestellt“ und es genau dann an der Haustür klingelt, wenn wir schon gar nicht mehr damit rechnen. Dazu betonte Pater Peter:

„Zu wissen, dass etwas geschieht, aber nicht genau, wann er eintritt, das kann ganz schön nervenaufreibend sein.“

Mit diesem Vergleich nahm Pater Peter Bezug auf die in den Evangelien angekündigte Wiederkunft Christi und fuhr mit folgenden Worten fort:

„Als Christen ist uns diese Haltung des Wartens nicht ganz fremd. Immerhin sagt uns Jesus im Evangelium immer wieder sein Kommen zu. Er lässt uns Menschen nicht alleine zurück. Er kommt wieder, um die die Welt zu vollenden und Gericht über sie zu halten. Dass wissen wir aus den Evangelien. Aber wir wissen eben nicht, wann das geschehen wird.“

Haben die ersten Christen noch mit der unmittelbaren Wiederkunft Christi gerechnet, so seien die Gläubigen in der Folge ungeduldiger geworden. Dazu sagte Pater Peter weiter:

„Über 2000 Jahre hat sich nun nichts getan und wir harren immer noch der Dinge. Aber warten wir überhaupt noch? Leben wir überhaupt noch im Bewusstsein, dass Christus wiederkommt, um die Welt zur Vollendung zu führen?“

Mit Blick auf das heutige Evangelium verwies Pater Peter auf Jesus, der uns darin ermahne, den Blick für seine Wiederkunft nicht zu verlieren. Daraus ableitend erklärte der Geistliche aus Nigeria seiner Gemeinde im oberfränkischen Sonnefeld, was das nun für unser christliches Leben bedeutet. Dazu sagte er u.a.:

„Aus dem heutigen Evangelium kann man meines Erachtens folgendes herauslesen: Es geht darum, eine Grundhaltung der Bereitschaft zu pflegen. (…) Die Grundhaltung der Bereitschaft drückt sich in einem Lebensstil aus, der sich auf das Heute konzentriert.“

Weiter betonte er diesbezüglich:

„Heute gilt es, die Dinge anzugehen und in Angriff zu nehmen; heute muss ich ein Leben gemäß den Leitlinien des Evangeliums führen; heute muss ich dafür sorgen, dass mein Leben aufgeräumt und alle Unordnung beseitigt ist. Es gibt Menschen, die sich immer nur auf das Morgen ausrichten und alles in die Zukunft verschieben. Das widerspricht aber einer Haltung, wie sie Jesus für uns einfordert.“

In diesem Zusammenhang verwies Pater Peter auf die nötige Geduld und Beharrlichkeit, die einen Christen auszeichnen. Dazu äußerte er:

„Zu wissen, dass etwas geschieht, aber nicht, wann es geschieht, kann anstrengend sein. Das gilt auch und vielleicht sogar ganz besonders im Blick auf die Wiederkunft Christi. Schnell vergessen wir als Christen einer Haltung der Bereitschaft zu pflegen, weil wir meinen, es geschieht ja sowieso nichts. Warten kann nervig und kräftezehrend sein. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir es immer neu einüben. Dass wir immer neu das Heute leben und versuchen, jeden Tag aufs Neue die Ordnung in unserem Leben zu bewahren.“

Dabei verwies Pater Peter darauf, dass eine solche Lebenseinstellung nicht leicht sein werde und betonte:

„Jesus weiß um unsere menschliche Unzulänglichkeit und gerade deshalb ermahnt er uns so oft, seine Wiederkunft nicht zu vergessen.“

So gelte es die Bereitschaft für ihn und sein Kommen zu üben und zu pflegen. Dazu appellierte Pater Peter:

„Nehmen wir diesen Impuls aus dem heutigen Evangelium mit hinein in unseren Alltag. Leben wir jeden Tag in der Bereitschaft, Christus, dem Herrn, entgegentreten zu können und ihm unser ganzes Leben zu schenken. Kein Leben, das unordentlich ist, voller Stolpersteine, voll Streit und Hass. Sondern ein Leben, das ganz und gar erfüllt ist von seiner Liebe, von seiner Barmherzigkeit und seiner Gegenwart.“

Abschließend verwies der Geistliche aus Nigeria noch auf das geistliche Tagebuch von Papst Johannes XXIII., indem dieser die „10 Gebote der Gelassenheit“ formuliert. Diese können uns helfen, ganz vom Heute zu leben und bereit zu sein für Christus, wenn er kommt, um die Welt zu erlösen.

Papst Johannes schrieb in seinem „Dekalog“:

„Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen. (…) Nur für heute werde ich glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten, dass Gott für mich da ist, als gäbe es sonst niemanden in der Welt.“

 

Mit den an die Predigt sich anschließenden Fürbitten sowie die weiteren Gebete in der Messe stimmte Pater Peter seine Gemeinde für ein Leben in einer Haltung der Bereitschaft, begleitet durch den Heiligen Geist, ein, um den rechten Weg zu finden, heute und alle Tage unseres Lebens. Im Schlussgebet formulierte Pater Peter folgende Worte:

„Guter Gott, Glauben heißt, feststehen in dem, was man erhofft, und überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht. Diesen Glauben hast du gestärkt durch dein Wort und genährt in der heiligen Eucharistie. Wir bitten dich, schenke uns die Gnade, dich einst schauen zu dürfen von Angesicht zu Angesicht. Dann wirst du uns den Sinn des Lebens offenbaren, endgültige Versöhnung schenken und uns leben lassen in deiner Ewigkeit. Amen.“