Foto: facebook.com/rainer.maria.schiessler (mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Rainer Maria Schießler)

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Dankbarkeit ist das Wichtigste“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium vom dankbaren Samariter (Lk 17,11-19) gibt Pfarrer Rainer Maria Schießler zu bedenken, dass Jesus sich hier ganz bewusst dem Außenseiter zuwendet sowie das Handeln des Andersgläubigen gar explizit lobt und über starre Gesetzesfrömmigkeit stellt.

Hier seine Worte zu Lukas 17,11-19, die Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

Bloß undankbar?

Die anderen neun Männer, die wie der „dankbare Samariter“ von Jesus geheilt wurden, folgen lediglich dem Gesetz, nichts anderes. „Geht und zeigt euch den Priester“, hat Jesus zu ihnen gesagt. So haben sie es gemacht, denn die Heilung musste ja von einem Priester bestätigt werden, erst dann gehören sie wieder dazu zur „ehrenwerten Gesellschaft“.

Aber es bleibt zu fragen, was ein Gebot, ein Gesetz kann bzw. darf? Ist es menschlich, hilfreich und gerecht, oder auch behindernd und ungerecht? Es geht immer auch um die Situation, die äußeren Umstände, die ein Handeln beeinflussen.

Im Mittelpunkt muss immer das verantwortliche Bemühen stehen, sachgerecht und menschengerecht zu handeln. Dafür steht im Evangelium heute das Beispiel des dankbaren Samariters:

Für ihn ist zunächst der Dank an Gott, die Dankbarkeit gegenüber seinem Heiler das Wichtigste. Deswegen übergeht er die Institution, er übergeht die Priesterschaft, und nimmt in aller Freiheit den sozialen Kontakt zu seinen Mitmenschen auf, der ihm bislang wegen der unrein machenden Erkrankung verwehrt war. Auch so zeigt sich seine Dankbarkeit.

Für dieses Verhalten wird der Samariter von Jesus gelobt und nicht nur dafür. Er war ja nicht nur wegen des Aussatzes ausgeschlossen, sondern auch wegen seines ‚anderen Glaubens’ als verachteter Außenseiter, weil er aus Samarien stammte und deren Glauben von Geburt an anerzogen bekam.

Gerade diesen ‚anderen Glauben’ anerkennt Jesus als wieder einmal ‚wahren und ebenbürtigen Glauben’ und wendet sich ganz bewusst dem Außenseiter zu.

Es ist erstaunlich, welche Folgerungen sich aus einer solchen Begebenheit ableiten lassen, zusammengefasst vielleicht in diesem Satz:

Jeder Glaube, der sich dankbar an Jesus Christus ausrichtet, bringt Rettung, Heilung, Heil.

Mehr braucht es offenbar nicht.