Samuel Koch: „Ich finde im Dialog mit dem Erfinder des Rückenmarks inneren Frieden“
Der Bestsellerautor und Schauspieler Samuel Koch wird am 30. Juli auf Einladung des Bonifatiuswerkes beim Liborifest in Paderborn zu Gast sein. Zu diesem Anlass gab der 37-Jährige, der seit seinem Unfall in der Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ im Jahr 2010 querschnittsgelähmt ist, im Interview mit dem Bonifatiuswerk inspirierende Einblicke zu einem tragfähigen Glauben an Gott.
„Stärke, was dich trägt!“ ist das Motto der diesjährigen Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes. Samuel Koch erklärte dazu, dass in seinem Leben ein sinnerfülltes Handeln, die Übernahme von Verantwortung sowie sein persönlichkeitsbildender Glaube an Gott tragende Fundamente sind.
Der 37-Jährige berichtete, dass er Selbstwirksamkeit besonders dann erfahre, „wenn ich in irgendeiner Art und Weise hilfreich und auch nützlich sein darf“. Dies verwirklicht er über vielfältige Projekte, wie u.a. Darbietungen am Theater, Buchprojekten wie „StehaufMensch“ oder seine „Schwerelos“-Shows.
Sein Leben erfuhr nach seinem Unfall bei „Wetten, dass…?“ im Jahr 2010 eine tiefreichende Einschränkung. Aus dem Athleten Samuel wurde von einem Moment auf dem anderen der querschnittsgelähmte Mensch, der sich Stück für Stück zurück ins Leben kämpfte. Seinen Rollstuhl bezeichnet er heute als „180-Kilo-Demutspanzer“, der ihn „im wahrsten Sinne des Wortes am Boden und damit auch demütig“ halte. Wann immer er in Gefahr sei, Situationen im Leben mit Hochmut zu begeben, zeige ihm sein Rollstuhl „ganz klar“ auf, „dass ich sowieso nichts alleine schaffen kann“, so der Bestsellerautor.
Das deutsche Grundgesetz appelliert in seiner Präambel an die Verantwortung vor Gott und den Menschen (siehe HIER). Mit seinen Ausführungen macht Samuel Koch gegenüber dem Bonifatiuswerk bewusst, welche Relevanz für eine intakte Gemeinschaft dieser Wert in sich birgt. Dazu betont er:
„Mit Blick auf die Verantwortung, da wage ich zu behaupten, dass jeder Mensch Verantwortung hat, erst recht in einem demokratischen Land. Ob wir wollen oder nicht, werden wir schon mit Verantwortung geboren.“
Sowohl in öffentlichen Ämtern und Funktionen, in der Familie, bei der Arbeit oder allgemein im Kontakt zu anderen Menschen habe der Mensch Verantwortung, die er in seinem Bereich wahrzunehmen versuche, fügte der 37-Jährige an.
Als Baustein über das Erfahren von Selbstwirksamkeit, Sinnhaftigkeit und Verantwortung beschreibt Samuel Koch die „Fokussierung auf mein Glaubensleben“ als das Fundament von allem. Diesbezüglich erklärt er:
„Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was ich hoffe und wo ich nicht an dem zweifle, was ich nicht sehe. Heißt: Ich tue mein Menschenmögliches auf dieser Welt und hoffe trotzdem zuversichtlich auf das Unmögliche.“
Der Schauspieler schilderte weiter, dass er sich immer mehr gewiss sei, „dass die Menschen einen liebevollen Gott brauchen“. Aus eigener Erfahrung könne er berichten, dass das Leben sich „in seiner Komplexität nicht einfach auf Sprüche und schon gar nicht auf Kalendersprüche oder Mottos reduzieren“ lasse, so Koch.
Weiter teilte er mit, dass sich Glücklichsein für ihn nicht auf die Erfahrung von Glücksmomenten reduziere, sondern dass er tiefes Glück empfinde, wenn er „unabhängig von den Umständen und meinen Gefühlen, meinen Befindlichkeiten zufrieden“ sei. Tiefe Zufriedenheit erfahre er durch seine Freunde und Familie sowie durch die Erfahrung von Stille, insbesondere dann, wenn er sich immer mal wieder zu Einkehrtagen in ein Kloster zurückzieht. Dazu sagte er:
„Ich finde dort im Dialog mit dem Erfinder des Rückenmarks einen inneren Frieden, der mich auch für die vielen Unglücksmomente ausrüstet, von denen ich, wenn man ehrlich ist, auch täglich umgeben bin, die einen fertig und mürbe machen können.“
So trage ihn über Erfahrungen der Zufriedenheit im menschlichen Leben hinaus „das Transzendentale, also mein Glaube“, so Koch. Durch sein Rückzug in die Stille, den er auch im täglichen Leben zu praktizieren sucht, mache er die biblische Erfahrung, dass die Kraft Gottes in den Schwachen mächtig ist.
Sein ihn heute tragender Glaube entwickelte sich im Laufe seines Lebens durch die kontinuierliche Verbindung zu Gott, schilderte Koch. Insbesondere nach seinem Unfall bei „Wetten dass“..?“ habe sich durch die Feststellung, dass es Wichtigeres geben müsse „als körperliche Unversehrtheit“ einiges in seinem Glauben an Gott „relativiert, aber nachhaltig intensiviert“, schilderte der Schauspieler. Zu Veränderung in seinem Gottesbild ließ er wissen:
„Alles, was zu dem vermeintlich naiven Kinderglauben ‚Gott wird schon auf uns aufpassen und schauen, dass alles gut geht‘ gehört, habe ich ad acta gelegt.“
Für seinen Glauben und die nachhaltige Beziehung zu Gott beschreibt Samuel Koch die Gemeinschaft unter gläubigen Christen sowie „das individuelle, persönliche Gebet, das Stillwerden“ als elementar. Im Gebet gehe es ihm weniger um Bitten an Gott, sondern vielmehr darum, „ein hörendes Gebet zuzulassen“. Weiter schilderte er einen Rhythmus im Glaubensleben als wichtig. So starte er seinen Tag, indem er versuche, ihn „in übergeordnete Hände und in Stille zu legen“. Zudem pflege er eine tägliche Lektüre, nach der er seinen Tag ausrichte, und sei überdies den ganzen Tag über in Verbindung zu Gott. Diese Beziehung lebe er mal bewusster und intensiver und dann gebe es auch wieder Zeiten, in denen er feststelle, dass er wie ein Getriebener gelebt habe, „der reagiert statt agiert hat“, schilderte Samuel Koch zu seinem Glaubensleben.
Quelle: bonifatiuswerk.de
Hinweis:
Nach seiner Schwerlos-Show im Mai 2023 in München trafen wir Samuel Koch zum PromisGlauben-Interview: