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Schriftstellerin Mirijam Günter: „Kirche gab mir immer Halt, schon während meiner Heimkarriere“

Die Schriftstellerin Mirijam Günter, die Trägerin des ersten Preises im Bereich Kinder und Jugendliteratur der 7. Bonner Buchmesse Migration ist, ging einen weiten Weg vom Heimkind zur Schriftstellerin und Leiterin von Literaturwerkstätten für Benachteiligte. Halt und Orientierung auf ihrem Weg gab ihr der Glaube und die Kirche.

Aktuell berichtet das Magazin Chrismon vom Artikel „Ihr macht Yoga, ich gehe beten“, den Mirijam Günter in der Ausgabe 49/2021 des Magazins Der Freitag schrieb. Darin erklärt sie u.a., dass die Kirche zu den wenigen Orten in Deutschland gehört, an denen sie sicher und geborgen fühlt.

Die Trägerin des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises 2003, die unter anderem in Köln aufwuchs, widmete sich nach mehreren Aufenthalten in Kinder- und Jugendheimen sowie drei abgebrochenen Berufsausbildungen schließlich verstärkt der Schriftstellerei. Schon in ihrer Kindheit war ihr Glaube eine feste Säule, was Günter in ihrem Beitrag im Magazin Der Freitag u.a. wie folgt beschrieb:

„Kirche gab mir immer Halt, schon während meiner Heimkarriere.“

Ihre „meist linken Betreuer“ konnten mit ihrem praktizierten Glauben nichts anfangen und seien gar „fassungslos“ darüber gewesen. Wenn sie etwa nach der Messe noch länger in der Kirche verweilte, hätten diese „verärgert“ im Auto auf sie gewartet. Auf diese Zeit zurückblickend betont Mirijam Günter:

„In meinem Kopf entstand ein Satz, der mich lange begleitete: Ihr verachtet meinen Gott, weil er der Einzige ist, der zu mir hält!“

In ihrem Glauben findet sie bis heute Halt und Heimat. Während andere zum Yoga oder in eine Selbstfindungsgruppe gingen, habe sie das Rosenkranzgebet für sich entdeckt, mit dem sie „nach zwanzig Minuten den Kopf frei“ habe. Zur Bedeutung der Kirche für ihr Leben teilt die Schriftstellerin mit:

„Die katholische Kirche hat etwas sehr Beruhigendes, aber nicht Langweiliges. Mir fehlt etwas, wenn ich länger nicht in der Messe war.“

Dass in der Kirche „viel Scheiße“ geschehen ist, insbesondere im Umgang mit dem Missbrauch und den Opfern des Missbrauchs, und sich in der Institution „auch Arschgeigen tummeln“, ist Mirijam Günter bewusst. Das habe sie selbst mehr als einmal erlebt. Doch verweist die Schriftstellerin auch darauf, dass Kirche mehr ist als die Verfehlungen, die in ihr passiert sind. Dazu betont sie, dass die katholische Kirche für sie „Heimat“ geworden ist und sogar „der einzige Ort in Deutschland“, an dem sie aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe „noch nie Opfer von Rassismus geworden“ sei. So ist für sie der Austritt aus der organisierten Kirche, „die mir Stütze war und ist“, keine Option.

 

Im Interview mit domradio.de sprach Mirijam Günter im Dezember 2021 auch über ihre Kirchengänge in ihrer Heimzeit, mit denen sie ihre vorwiegend linken Betreuerinnen und Betreuer aus der Fassung gebracht habe, und über die gewachsene Bedeutung der Kirche in ihrem Leben. In der Kirche habe sie Ruhe und Geborgenheit gefunden. Diesbezüglich erklärte sie weiter:

„Wenn das Leben so turbulent ist, dann setzt man sich in die Kirche und wird ruhig.“

Wichtig ist ihr dabei, dass die sinnliche Erfahrung in der Kirche eine andere ist, als wenn man zum Beispiel in den Wald geht, um Ruhe zu tanken.

Durch ihre Sozialisation im christlichen Glauben habe sie erfahren, „was Solidarität bedeutet, was es heißt, den Schwächsten zu helfen“. Dabei haben ihr auch die Erfahrungen in der Kirche „sehr geholfen“. Dazu betonte die Schriftstellerin:

„Ich würde nicht dastehen, wo ich stehe, wenn es die katholische Kirche in meinem Leben nicht gegeben hätte.“

Bei allem, was schief läuft in der Kirche, ist für Mirijam Günter klar:

„Ich bleib drin, weil es mir halt Kraft gab und gibt.“

Quellen: chrismon.evangelisch.de, www.freitag.de, zeit.de, domradio.de, mirijam-guenter.de

Mehr von Mirijam Günter gibt’s in ihrem Blog unter:

www.sozialeungerechtigkeit.de

Hier ein Beitrag im WDR über die Wertehaltung von Mirijam Günter: