Skistar Matthias Mayer begründet Spontan-Rücktritt mit einem Wort: „Leben!“

Der österreichische Skirennläufer Matthias Mayer, der als erster Skirennläufer bei drei aufeinanderfolgenden Winterspielen Goldmedaillen gewinnen konnte, hat auf überraschende Weise seine Karriere beendet. Grundsätzliche Orientierung in seinem Handeln findet der 32-Jährige im christlichen Glauben.

Mit der Headline „So ein Karriere-Ende haben Sie noch nie gesehen“ titelte die BILD zum überraschenden Rücktritt, den Matthias Mayer scheinbar aus dem Nichts im TV-Interview verkündete. Sein Rücktritt gelte „sofort eigentlich“, erklärte der 32-Jährige gegenüber einem verdutzten ORF-Reporter und trat zum anschließenden Super-G-Rennen nicht mehr an, obgleich er unmittelbar zuvor die Strecke noch besichtigt hatte. Er habe nicht mehr den nötigen „Biss“ und es sei „schon immer“ sein Plan gewesen, „spontan einfach aufzuhören“, erläuterte der Ski-Star. Auf die Frage, was er denn künftig machen wolle, antwortete er kurz und knapp:

„Leben!“

Mit diesem Wort beschreibt der Olympiasieger in der Abfahrt 2014 sowie im Super-G 2018 und 2022 eine Lebensperspektive, die sich aus mehr speist als dem Gewinnen. Die Neue Züricher Zeitung hebt in ihrem Artikel in der Analyse des spontanen Rücktritts von Matthias Mayer dessen Glauben hervor. Dabei wird berichtet, dass Mayer bekennender Katholik ist und seine Olympiasiege mit einer heiligen Messe in seiner Heimatkirche feierte. Sein Glaube habe sich aber nicht auf Kirchenbesuche und Gebete beschränkt, sondern habe sich auch in seinem sozialen Engagement ausgewirkt. So habe er auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 zwei irakische Familien bei sich zuhause in Afritz am See aufgenommen. Dabei sei es ihm um gelebte Nächstenliebe gegangen, so die NZZ. Weiter wird berichtet, dass Matthias Mayer den katholischen Glauben und die damit verbundenen Werte in der Kindheit vermittelt und vorgelebt bekam. Mit seinem Handeln sei Mayer auch ein Vorbild für seinen Fanklub gewesen, der sich für diverse soziale Projekte engagierte. Die NZZ beschreibt die Perspektive der gelebten Nächstenliebe als möglichen Grund für das, was Matthias Mayer mit „Leben!“ meint. Dass es ihm um mehr im Leben geht als dem Gewinnen von Skirennen, habe er im Jahr 2018 bereits gegenüber der NZZ zum Ausdruck gebracht. So erklärte er seinerzeit, dass er nicht für Siege bete, sondern im Gebet Gott vielmehr danke „für das Leben, das ich leben darf“.

In ihrem aktuellen Resümee zum Grund des Rücktritts des Skistars schreibt die NZZ: „Er sagte damals auch, er habe noch keine Antwort darauf gefunden, wie sich christliche Nächstenliebe und unbedingter Siegeswille vereinbaren ließen. Vielleicht liegt Erstere ja in seinem spontanen Rücktritt – irgendwann erlischt der Ehrgeiz.“ (Quelle: nzz.ch)

 

Dass ihn sein Glauben als Mensch prägt, brachte Matthias Mayer in der Vergangenheit an verschieden Stellen zum Ausdruck. Gegenüber dioezese-linz.at sprach er im Februar 2017 über seinen Umgang mit Niederlagen und seinen Wunsch, bewusst zu leben. Dabei erzählte der österreichische Skistar von seinem Glauben, den er das ganze Jahr aktiv lebt.

Über seinen Umgang mit Niederschlägen im Leben, die er durch komplizierte Verletzungen erlebte, sagte Mayer:

„Rückschläge machen letztendlich stärker.“

Sie würden einen nicht nur festigen und reifen lassen, sondern man lerne dadurch auch, „Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden“. Weiter erklärte er:

„Niederlagen – egal in welcher Form und in welchem Bereich des Lebens – sind dazu da, um wieder aufzustehen, zu lernen und darauf zu vertrauen, dass man bei der Erfüllung seiner Lebensaufgaben einen göttlichen Beschützer hat.“

Worte, die an die des Apostels Paulus in 2. Kor 12,9-10 erinnern, wo es heißt: „Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“

Sein Glauben an Gott trägt Matthias Mayer durch die Höhen und Tiefen des Lebens, im Sport wie im Privatleben. Zur Auswirkung seines Glaubens im sportlichen Bereich, erklärte er:

„Sportliche Leistungen und Erfolge sind für mich nicht nur getragen von körperlichem und mentalem Training, sondern auch ganz besonders durch meinen Glauben und eine ganz spezielle Kraft, die ich dadurch erhalte.“

Darüber hinaus ist sein Glauben auch in seinem Alltag stetig präsent, was er wie folgt zum Ausdruck brachte:

„In meiner Mitte zu ruhen, positiv zu denken und sich durch die göttliche Führung beschützt zu fühlen, sind dabei wichtige Faktoren. Doch es heißt für mich auch, den Glauben das ganze Jahr über aktiv zu leben, und nicht nur kurz vor einem Rennen ein schnelles Stoßgebet gen Himmel zu schicken.“

Und weiter:

Gott kann ich überall, und in allen Dingen finden.“

 

Über das, was sein Leben lebenswert macht, sprach Matthias Mayer im Mai 2016 im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“. Dazu sagte er:

„Für mich ist das Wesentliche immer das Jetzt, den Augenblick ganz zu erleben, zu genießen.“

Dabei hilft ihm die Orientierung, die ihm sein Glauben schenkt, was er wie folgt beschrieb:

„Der Glaube ist mir sehr wichtig. Ich kann mich an einige Entscheidungen erinnern, die ich aus dem Glauben heraus gefällt habe.“

Im Februar 2022 titelte das Newsportal Watson.ch mit der Headline „Ein introvertierter, gläubiger Christ – so tickt Olympiasieger Matthias Mayer“ und schrieb: „Matthias Mayer ist kein gewöhnlicher Olympiasieger. Der Gutmensch sieht nicht nur den sportlichen Erfolg als Sinn seines Lebens.“

Quellen: bild.de, nzz.ch, dioezese-linz.at,