Uwe Seeler – ein Vorbild für Werte wie Demut, Anstand, Treue und Aufrichtigkeit

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Am vergangenen Donnerstag ist Fußball-Legende Uwe Seeler, der in 72 Länderspielen für Deutschland 43 Tore schoss, im Alter von 85 Jahren gestorben. Die Trauer ist riesengroß, nicht nur in der Fußballwelt. Der evangelische Christ war ein lebendes Vorbild für Werte wie Demut, Anstand, Treue und Aufrichtigkeit.

Welche Spuren Uwe Seeler im Leben hinterlassen hat, zeigen einhellig die Schlagzeilen zu seinem Tod und die Trauerbekundungen von Fußball-Größen.

„Ein Idol für alle Generationen“ (zeit.de), „Eines der größten deutschen Sportidole ist gegangen“ (bild.de), „Er war der ultimative Mittelstürmer, der Tore mit allen Körperteilen schoss. Vor allem aber war Uwe Seeler ein anständiger Mensch.“ (t-online.de), „Das Ausland verneigt sich vor Uwe Seeler“ (sportbild.de), „Eigenschaften, die Seeler charakterisierten, sind Humor, Bodenständigkeit, Herzensgüte und Bescheidenheit.“ (t-online.de)

„Uwe Seeler steht für alles, was einen guten Menschen auszeichnet: Bodenständigkeit, Loyalität, Lebensfreude, zudem war er stets nahbar.“ (Jonas Boldt), „ein wunderbarer Mensch“ (Rudi Völler), „Er war sensationell, einmalig, kurzum ein toller Mensch“ (Horst Hrubesch), „ein ganz feiner Kerl“ (Wolfgang Overath), „so ein feiner, herzensguter Mensch“ (Berti Vogts), „Uwe war immer ein großes Vorbild, aber nicht allein auf dem Spielfeld. Ich habe ihn als ganz, ganz feinen, großartigen Menschen kennengelernt. Immer korrekt, immer zuverlässig, mit einem typisch Hamburger Gemüt.“ (Lothar Matthäus), „Der Uwe war mein ältester Freund. Und mein bester. Er hat mich immer unterstützt, als ich ganz jung zur Nationalmannschaft kam. So wie er sein Leben lang allen geholfen hat. Einen so tollen Menschen wie den Uwe gibt’s kein zweites Mal.“ (Franz Beckenbauer)

So lauteten landauf und landab die Stimmen zum Tod von Uwe Seeler. Nicht seine einzigartige, fußballerische Klasse stand dabei im Fokus, sondern die Menschlichkeit, die ihn auszeichnete.

In der TV-Doku „Uwe Seeler – Einer von uns – Volksheld, HSV Idol, Uns Uwe“, die zu seinem 85. Geburtstag in der ARD gesendet wurde, wird das, was in den vielen Statements zu seinem Tod zum Ausdruck kommt, spürbar wahrnehmbar. Seeler wird darin als Mensch erfahrbar, dem Treue und Verlässlichkeit im Beruf wie im Privatleben wichtig sind. So entschied sich der Ausnahme-Stürmer, dem in 476 Bundesliga-Spielen 404 Tore gelangen und der bei der legendären WM 1966 – mit dem berühmten Wembley-Tor – Kapitän der Nationalmannschaft war, im Jahr 1961 gegen einen hochdotierten Vertrag bei Inter Mailand. Wie Sky Sport berichtet sollte der Fußball-Star die damals unvorstellbar hohe Summe von einer Million Mark allein als Prämie für die Vertragsunterschrift bekommen, dazu 500.000 Mark Jahresgehalt netto, eine Villa, ein Auto sowie die deutsche Schule für die Kinder. Seeler entschied sich gegen das lukrative Angebot aus Italien und für die Familie. In seiner ersten Biografie beschrieb Seeler wie er damals des Nachts noch einen Spaziergang um die Trainingsplätze seines Hamburger Sportvereins machte und ihm beim Blick zu den Sternen klar wurde, wo er hingehört.

Auch im Privatleben baute er auf den Wert der Treue. 1959 heiratete er seine Ilka in Hamburg, mit der er gemeinsam durch Dick und Dünn ging. Sie bekamen drei Töchter, die ihnen sieben Enkelkinder schenkten. In der ARD-Doku zu seinem 85. Geburtstag ist eine Gänsehaut-Szene zu sehen, als Uwe Seeler mit seiner Frau Ilka händchenhaltend in der Kirche St. Johannis in Hamburg-Eppendorf steht, in der sie sich das Ja-Wort gaben. Dabei erinnerten sie sich an den Moment ihrer Hochzeit zurück. Uwe Seeler erklärte:

„An die Trauung und die Hochzeit habe ich natürlich gute Erinnerungen.“

Als er am Ende der Doku von Reinhold Beckmann darauf angesprochen wird, dass viele große Persönlichkeiten der Gesellschaft ihn als Repräsentant Deutschlands sahen und er als „Uns Uwe“ ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist, antwortete Seeler mit der ihm typischen Demut:

„Ich hab ja gespielt, um zu gewinnen und den Leuten Spaß zu machen. Und man kann nur so normal sein wie man ist und das bin ich.“

Zu seiner Lebensphilosophie sagte er:

„Ich glaube, wir sollten ruhig und gelassen sein und das genießen, was wir haben.“

Wie BILD-Journalist Alfred Draxler in seinem Nachruf auf Uwe Seeler berichtet, betonte dieser bereits zu seinem 75. Geburtstag folgende Lebensregeln:

„Geld ist nicht alles! (…) Immer ehrlich sein! (…) Immer auf dem Boden bleiben! (…) Genieße jeden Tag!“

Dies habe er bereits in seinem Elternhaus vermittelt bekommen.

 

Zu seinem Glauben äußerte sich Uwe Seeler im Herbst 2013 gegenüber dem Hamburger Abendblatt, als er erklärte, dass er nur selten zum Gottesdienst in die Kirche gehe, sich aber gern Sonntagspredigten im Fernsehen ansehe. Dazu sagte er:

„Ich denke, dass ich ohne Kirchgang mehr fürs Allgemeinwohl tue als mancher, der nur zum Gottesdienst geht, um gesehen zu werden.“

Er sei evangelischer Christ und glaube an Gott, und er sei dem lieben Gott sehr dankbar, dass er ihm seine Frau Ilka geschenkt habe, fügte er hinzu.

Im Buch „We never walk alone“ vom Theologen und Sportpädagogen Günther Klempnauer berichteten elf Fußball-Legenden von ihrem Glauben, darunter auch Uwe Seeler. Alle elf Fußballgrößen (darunter neben Seeler auch Berti Vogts, Wolfgang Overath und Ottmar Hitzfeld) zeigten die Haltung: Fußball ist nicht alles, aber ohne Gott ist alles nichts.

2003 wurde Uwe Seeler zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Hamburg ernannt. In der Urkunde, welche die Verleihung der Ehrenbürgerwürde begründet, heißt es u.a.:

„Uwe Seeler verkörpert die besten und wichtigen Werte im Sport. Unter Ablehnung rein materiellen Erfolgsstrebens hat er sein spielerisches Können und seinen fairen Kampfgeist für seine Heimatstadt eingesetzt und damit einen großen Teil von dem, was er an Fähigkeiten und menschlichen Qualitäten erworben hat, an die Stadt und ihre Bürger zurückgegeben. Seine Fairness als erfolgreicher Spitzensportler und sein unermüdlicher Einsatz haben wesentlich zum Bewusstsein der Integrationskraft des Sportes und seiner gesellschaftlichen Bedeutung beigetragen. Über seine Sportkarriere hinaus hat sich Uwe Seeler ehrenamtlich als Präsident des HSV engagiert und fühlt sich dem karitativen Gedanken verpflichtet.“ (Quelle: hamburg.de)

Quellen: zeit.de, bild.de (1), t-online.de (1), sportbild.bild.de, t-online.de (2), bild.de (2), sport.sky.de, bild.de (3), youtube.com, evangelisch.de, st-benno.de, hamburg.de

Anbei der Nachruf auf Uwe Seeler in der Tagesschau, in dem zu sehen ist, dass für Uwe Seeler Anderes im Leben zählte als Ruhm und Reichtum:

 

Hier ein Statement zum Tod von Uwe Seeler vom 2014er Weltmeister und DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm: