Wolfgang Grupp: „Nur mit Atheisten zu leben, wäre für eine Gesellschaft nicht ganz einfach“
Der Unternehmer Wolfgang Grupp, der von 1972 bis 2023 Inhaber und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema war, äußerte sich aktuell im Podcast „Mal Grupp gesagt“ sowie in der SWR-Sendung „Landesschau Baden-Württemberg“ zur Bedeutung des christlichen Glaubens für ihn persönlich sowie für die Gesellschaft.
Wolfgang Grupp wuchs in einer konservativ-katholisch geprägten Familie auf. Ab 1952 war er Schüler am Jesuiteninternat St. Blasien im Südschwarzwald, wo er 1961 das Abitur ablegte. Über seine Orientierung, die ihm der christliche Glaube gibt, sprach der heute 83-Jährige bereits in der Vergangenheit ganz selbstverständlich (wir berichteten). Vor 8 Jahren äußerte er sich im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro über die Bedeutung des Elternhauses und der Kirche für seinen ihn bis heute tragenden Glauben und die damit verbundene Werteorientierung.
Im Podcast „Mal Grupp gesagt“ sprach der Ex-Trigema-Chef aktuell darüber, warum er die Kirche für wichtig hält und er bewusst Kirchenmitglied bleibt. Wie die Schwäbische Zeitung dazu berichtet, bekannte Wolfgang Grupp:
„Ich bin katholisch geboren, katholisch getauft und katholisch erzogen worden. Ich stehe dazu und würde auch nie auf die Idee kommen, zu konvertieren.“
Zur Auswirkung des christlichen Glaubens auf sein Handeln ließ der erfolgreiche Unternehmer wissen, dass er überzeugt sei, dass der Mensch eine Verantwortung über den Tod hinaus trägt und für sein Handeln „irgendwann Rechenschaft“ abgeben müsse. Aufgrund dieser Grundüberzeugung sei ihm „klar, dass ich nicht nur egoistisch handeln kann, sondern dass ich auch Rücksicht nehmen muss auf meine Mitmenschen, auf Schwächere“, so Grupp.
Als Vorbild für ein Handeln mit Blick auf die Schwächeren bezeichnete er Papst Franziskus und fügte hinzu, dass er sich selbst aus Dankbarkeit für sein privilegiertes Leben „den Schwächeren gegenüber verpflichtet“ fühle. Auf die Frage, wie sich sein Glaube in seinem Alltag auswirke, verwies Wolfgang Grupp im Podcast-Gespräch auf seine katholische Prägung. So habe er zu seiner Zeit im Jesuiteninternat St. Blasien sechsmal pro Woche die Heilige Messe besuchen müssen. Damals hätten er und seine Schulkollegen das als lästig empfunden und seien insgesamt nur dann gerne in die Kirche gegangen, wenn „wir was von Gott wollten“, so Grupp. In der Reflexion darüber sei ihm später klar geworden, sich nicht nur an Gott in schlechten Zeiten zu wenden. Deshalb habe er auch in seinem Haus eine Hauskapelle eingerichtet. Danach gefragt, ob er regelmäßig in seiner Hauskapelle sei, antwortete der Unternehmer:
„Ja, da gehe ich jeden Morgen hin und bete. Bete dafür, dass ich der Verantwortung gegenüber meinen Mitmenschen gerecht werde, dass einem der Erfolg nicht zu Kopf steigt.“
Zudem berichtete Wolfgang Grupp, dass er gerne Kirchenmitglied ist. Zur Relevanz der Kirche für die Gesellschaft erklärte er, dass die Kirche immer noch viele positive Werte vertrete und den Menschen Zuflucht in schwerer Zeit biete. Dazu betont der gläubige Katholik:
„Nur mit Atheisten zu leben, das wäre für eine Gesellschaft nicht ganz einfach.“
Unmittelbar nach der Wahl von Papst Leo XIV. zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche war Wolfgang Grupp in der SWR-Sendung „Landesschau Baden-Württemberg“ zu Gast und sprach dort über Papst Franziskus‘ Ableben und den christlichen Glauben in der Gesellschaft. Zu seiner persönlichen Begegnung mit Papst Franziskus im Jahr 2018 sagte Wolfgang Grupp:
„Das war für mich als gläubiger Katholik natürlich ein ganz besonderes Erlebnis.“
Zu seiner allgemeinen Sicht auf das Papstamt ließ der Unternehmer wissen:
„Ich habe Papst Franziskus als Oberhaupt der katholischen Kirche immer geschätzt. Ich habe aber auch die Vorgänger geschätzt, weil der jeweilige Papst Oberhaupt der katholischen Kirche ist und ich als gläubiger Christ immer das Oberhaupt der Kirche akzeptieren würde.“
Als ihm im Laufe der Sendung die Frage gestellt wird, ob ihm die Übergabe seiner Firma an seine Kinder schwer gefallen sei, schilderte Wolfgang Grupp, dass er mit Blick auf sein Leben zufrieden sei mit dem, was er aus seinen Talenten gemacht habe. Weiter erklärte er, dass er mit dem Bewusstsein lebt, dass es zum Leben dazugehöre irgendwann abzudanken, wenn sich das Leben gen Ende neigt. Er sei sich bewusst, dass er „jetzt in der letzten Lebensetappe“ sei, fügt er an. Auf die anschließende Frage, was nach dem Tod passiere, antwortete Wolfgang Grupp mit Verweis auf das biblische Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14-30):
„Ich bin sicher, dass wir Rechenschaft ablegen müssen für die Talente, die wir bekommen haben (…) und dass man nicht nur egoistisch durchs Leben geht, sondern seine Mitmenschen mit einbezieht und auch Verständnis hat für Mitmenschen, die entsprechend anders ausgestattet wurden.“
Weiter beschrieb er Werte wie Achtsamkeit, Barmherzigkeit, Dialogbereitschaft und Friedsamkeit als lebenswichtig.
Quellen: schwaebische.de, promisglauben.de, swr.de, ardmediathek.de
Hinweis: Den 15-minütigen SWR-Sendebeitrag mit Einblicken in die Hauskapelle von Wolfgang Grupp gibt es: