Astronom Willi Hüll: „Ich würde jedem Atheisten widersprechen, der die Materie als das einzig Existierende annimmt“

Willi Hüll ist Vorsitzender des Astronomievereins Heidenheim. Für ihn stellen Wissenschaft und Glaube keine Gegenpole dar, im Gegenteil. Im Interview mit der Südwestpresse sprach er aktuell über Gott und Kant, Quantenphysik und den Stern von Bethlehem.

Willi Hüll glaubt an Gott und betont, dass jeder Mensch – unabhängig von Bildung und anderen Interessen – sich regelmäßig die Frage stellen würde, woher wir kommen, was der Sinn des Lebens ist, und wohin es uns führt. Die atheistische Sichtweise überzeugt ihn dabei nicht:

„Ich würde aber jedem Atheisten widersprechen, der die Materie als das einzig Existierende annimmt.“

Hüll bezweifelt, „dass die Materie im Laufe der Erdgeschichte das Bewusstsein mit seinen nichtmateriellen Begleiterscheinungen wie Freude, Liebe, Leid, Hoffnung durch Mutation und natürliche Selektion hervorgebracht hat“.

Weiter sagt er:

„Wenn ich weit entfernt von den Lichtern der Stadt irgendwo allein auf weiter Flur den nächtlichen Sternenhimmel betrachte, drängt sich mir förmlich der Gedanke auf, dass sich hinter der gesamten Schöpfung eine Idee, eine Absicht, ja ein Zweck verbirgt.“

Ob es Gott wirklich gibt, ist für ihn eines Sache des Glaubens genauso wie die Annahme, dass es ihn nicht gibt. Dazu sagt er:

„Niemand weiß es. Auch nicht die Religionen, die ihre Lehren auf die Existenz eines göttlichen Wesens aufbauen, nicht die Atheisten, die von seiner Nichtexistenz überzeugt sind, und vor allem nicht die Wissenschaft.“

Eine Ahnung von Gott erhält er in der Kirche, wo er in seiner Gemeinde sonntags oft an der Orgel sitzt und an Weihnachten Gottesdienste mitgestaltet:

„In der Kirche, während dem Gottesdienst, sehe ich, was der Glaube den Gläubigen gibt, wie sie ihr Leben danach ausrichten, wie sie darin aufgehen. Ich bin überzeugt, dass der christliche Glaube seinen Zweck erfüllt.“

Im Interview geht er weiter auf den Zusammenhang zwischen Glaube und Wissenschaft ein und darauf, warum Kant den Religionen einen Dienst erwiesen hat, warum heute im Gegensatz zu früher viele Wissenschaftler und Philosophen atheistisch sind und ob es den Stern von Bethlehem gegeben hat.

Das komplette Interview gibt’s unter swp.de