Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, 2019-10-27 Wahlabend Thüringen by Sandro Halank–57, cropped, CC BY-SA 4.0

Bodo Ramelow: „Es gibt die gemeinsame Kraft, die im Gebet entsteht“

Im Beitrag zum Thema „Hilft beten?“ in der Wochenzeitung Die Zeit, wo sich Christen, Juden, Muslime und Atheisten zu dieser Frage äußerten, erklärte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, dass er Kraft aus dem Gebet schöpft. Der Politiker der Linken ist gläubiger Christ.

Im Zeit-Beitrag brachte Bodo Ramelow zum Ausdruck, dass er seine Fürbitten im Gebet an Gott richtet, ihm aber dabei bewusst ist, dass Gott „nicht auf Anweisung“ antwortet. Dazu erklärte der 64-Jährige weiter:

„Es gibt nur die gemeinsame Kraft, die im Gebet entsteht. Und manchmal erlebt man plötzlich ein Wunder.“

 

Der Glaube an Gott hat für Bodo Ramelow eine große Bedeutung. Dazu bekannte er sich etwa im Januar 2015 im Interview mit Dirk van Nayhauß für das Magazin Chrismon. Zu seinem Gottesbild erklärte er seinerzeit:

„Dieser Gott ist in meinem Herzen ein Fundament. Ich spüre, dass er da ist. Ich habe ein tiefes Gottvertrauen, und das besonders in Situationen, in denen es mir wichtig ist, dass ich mich nicht allein fühle.“

In der Zeit als sein bester Freund Helmut mit einer Krebserkrankung im Sterben lag, habe er besonders „diese Nähe Gottes“ gespürt, so Ramelow im Chrismon-Interview. Er sei damals jedes Wochenende von Erfurt zu seinem besten Freund nach Marburg gefahren. In dieser Zeit sei er unter der Woche zu einem Termin in Frankfurt am Main unterwegs gewesen. Als ihn die Frau seines besten Freundes anrief und mitteilte, dass dieser im Sterben lag, sei er auf dem Weg nach Frankfurt gerade auf der Höhe von Marburg gewesen. Das, was er rückblickend dabei empfindet, beschrieb Bodo Ramelow wie folgt:

„Da habe ich gespürt: Mein Gott ist bei mir. Ich hatte nur wenige Kilometer, dann konnte ich bei ihm sein. Da kann mir keiner erzählen, dass das Zufall ist. Gott wollte, dass ich bei ihm bin.“

Weiter erklärte der Politiker der Linken, wie wichtig er einen würdigen Umgang mit dem Sterben und dem Tod findet und dass es ihm diesbezüglich „unbegreiflich“ erscheint, „wie unsere Gesellschaft mit dem Tod umgeht“. Er sei schon früh in seinem Leben dem Tod begegnet. So war er gerade 11 Jahre alt, als sein Vater starb, dessen Tod er „unmittelbar erlebt“ habe. Als Erwachsener habe er dann seine Mutter, die an Krebs erkrankt war, in den Tod begleitet. Dazu berichtete Bodo Ramelow im Chrismon-Interview:

„Ich habe gemerkt, wie es meiner Mutter guttat, dass wir an ihrem Bett waren. Sie hat ihr ganzes Leben in Einklang gebracht. Es war für mich faszinierend zu sehen, dass eine Seele eben nicht einfach nur weg ist, sondern dass zum Abschiednehmen Zeit ­gehört.“

Seine Mutter verstarb in einem anthroposophischen Krankenhaus (ganzheitlich komplementärmedizinisch), in dem eine Kapelle war. Er habe noch für einige Stunden bei seiner Mutter bleiben und Abschied nehmen können. Dagegen bezeichnete er die Vorstellung, dass „in einem normalen Krankenhaus“ das Zimmer oft unmittelbar nach Eintreten des Todes frei gemacht werden müsse, als „unerträglich“.

 

Auch im Interview mit dem Deutschlandfunk bekannte sich Bodo Ramelow im Oktober 2017 zu seinem Glauben. U.a. sagte er:

„Ich bin bekennender Christ.“

Und:

„Der Glaube ist prägend für mein Leben.“

 

Im Juni 2015 äußerte Bodo Ramelow im Interview mit der Stuttgarter Zeitung, dass ihm sein Glauben „Schutz und Kraft“ im politischen Geschäft gebe und „einfach da“ sei. Dazu betonte er:

„Als Christ vertraue ich auf eine Weisheit, die größer ist, als alles, was Parteien oder Menschen sich ausdenken können.“

Weiter berichtete der Politiker der Linke, dass er zu DDR-Zeiten im evangelischen Glauben erzogen wurde und diese „frühen Prägungen im Elternhaus“ ihn bis heute tragen und ihm neben sozialer Verantwortung, einen „wachen Blick auf den Nachbarn, die Hinwendung zur Gemeinde und das Aufgehobensein in der Gemeinschaft“  mit auf den Weg gegeben haben.

Auch in diesem Interview bejahte Bodo Ramelow auf Nachfrage die Bedeutung des Gebets in seinem Leben. Er bete aber nicht für Parteipolitik, „sondern um innere Ruhe, oder wenn ich verzweifelt bin“. Auch wenn er im politischen Geschäft die anstehenden Probleme selber lösen müsse, sei er froh, dass er sein „Gottvertrauen“ habe. Sein starkes Einstehen für seinen christlichen Glauben bezeichnete er mit Blick auf seine Partei selbst als „Provokation“.

Auch wenn Christen, die in der ehemaligen DDR durch den Staat benachteiligt wurden, in den neuen Bundesländern bis heute gesellschaftlich eine starke Minderheit darstellen, betonte Bodo Ramelow die Bedeutung der Kirchen auch im Osten der Republik, insbesondere bei Krisen. Dazu sagte er im Juni 2015:

„Aber die Kirchen spielen eine zentrale Rolle, wann immer es zu schweren Brüchen kommt. Die Traumatisierung Erfurts nach dem Massaker im Gutenberg-Gymnasium wäre ohne die offenen Kirchen nicht heilbar gewesen.“

Ganz in diesem Sinne können auch heute in Zeiten der Corona-Krise die Kirchen mit der österlichen Botschaft, Menschen in der Erfahrung von Begrenztheit Halt und tragende Orientierung geben.

Quellen: zeit.de, chrismon.evangelisch.de, deutschlandfunk.de, stuttgarter-zeitung.de, taz.de,