Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, 2019-10-27 Wahlabend Thüringen by Sandro Halank–57, cropped, CC BY-SA 4.0

Bodo Ramelow: „Ich glaube, es gibt mehr Gründe einzutreten als auszutreten“

, ,

Vom heutigen Donnerstag bis zum kommenden Sonntag findet im thüringischen Erfurt der 103. Katholikentag statt, zu dem 20.000 Besucher erwartet werden. Im Vorfeld dieses Ereignisses hat der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) sich zu seinem Glauben und der Bedeutung der Gemeinschaft im Glauben positioniert.

Wie dem Beitrag zu Bodo Ramelow auf Wikipedia zu entnehmen ist, wuchs der heute 68-Jährige als Sohn des aus Kricheldorf bei Salzwedel stammenden Lebensmittelkaufmanns Erwin Ramelow und seiner Frau Anna, geb. Fresenius, in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen) und Nieder-Wiesen (Rheinhessen) in einem evangelischen Elternhaus mit drei Geschwistern auf. Diese Prägung ist für Bodo Ramelow auch heute von Bedeutung (wir berichteten).

Bereits 2015 erklärte der Linken-Politiker im Interview mit dem Magazin Chrismon, dass ihm der christliche Glaube Halt und Orientierung gibt. Zu seinem Gottesbild erklärte er damals:

„Dieser Gott ist in meinem Herzen ein Fundament. Ich spüre, dass er da ist. Ich habe ein tiefes Gottvertrauen, und das besonders in Situationen, in denen es mir wichtig ist, dass ich mich nicht allein fühle.“

Dabei schilderte Ramelow sehr persönlich, wie er in der Zeit, als sein bester Freund Helmut mit einer Krebserkrankung im Sterben lag, besonders „diese Nähe Gottes“ gespürt habe.

 

Im Vorfeld des 103. Katholikentages, der in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt stattfindet, berichtete Bodo Ramelow gegenüber der Deutschen Presse -Agentur von einem weiteren Ereignis, bei dem für ihn die Verbindung zu Gott wichtig war. Als im Jahr 2002 beim Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein 19-Jähriger ehemaliger Gutenberg-Schüler elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizeibeamten erschoss, fand Bodo Ramelow im Glauben Trost. Der amtierende Ministerpräsident des Freistaats Thüringen schilderte rückblickend, dass die offenen Kirchen am Abend nach dem Massaker und der Umgang der Pfarrer als „etwas Seelsorgerisches, etwas sehr Starkes, was geholfen hat“, auf ihn wirkten. Dazu betonte Ramelow:

„Das sind Erlebnisse, bei denen ich gemerkt habe: Ich fühle mich zugehörig und das gibt mir Kraft.“

Er spüre, dass Gott da ist, fügte der 68-Jährige an.

 

Im Podcast „himmelklar“ äußerte sich Bodo Ramelow aktuell zu seinem Wiedereintritt in die evangelische Kirche. Weiter schilderte er, warum er Papst Franziskus treffen wollte und dass er sich als Christ im säkularen Thüringen ebenso wie in der teilweise „religionsfeindlichen“ Linken als Exot fühlt.

Zu seiner Entscheidung als überzeugter Christ aus der Kirche auszutreten, erklärte Bodo Ramelow im himmelklar-Podcast rückblickend, dass er den Glauben an die Amtskirche damals verloren, seinen persönlichen Glauben jedoch „nie verloren“ habe. Persönliche Negativerlebnisse in seiner Kirchengemeinde bewegten ihn zum Austritt, wobei die Verbindung zu Glaube und Kirche weiterhin Bestand hielt, was Ramelow wie folgt darlegt:

„Ich bin aber weiterhin in den Gottesdienst gegangen. Ich war weiterhin mit meinem Glauben unterwegs und ich habe mich im Glauben nicht beirren lassen.“

Ein Ereignis, das ihm zeigte, welche Kraft in der Gemeinschaft des Glaubens liegt, bewegte ihn zum Wiedereintritt. Ramelow schilderte, wie ihn die ökumenischen Gottesdienste, die in den 1990er Jahren beim Kampf um die Zukunft des Kali-Bergwerks in Bischofferode am Schacht stattfanden, sehr beeindruckten. Die massiven Proteste der Bergarbeiter im Vorfeld der Schließung machten das Werk, das im katholischen Eichsfeld lag, Anfang der 1990er Jahre bundesweit bekannt. Im Eichsfeld, das der Deutschlandfunk einmal als „das katholische Gallien der DDR“ betitelte, erlebte Bodo Ramelow, welche Kraft von der Gemeinschaft im Glauben ausgehen kann. Zu dem, was er bei den ökumenischen Gottesdiensten am Schacht der Kaligrube empfand, sagte der gläubige Protestant:

„Die Bergleute sind über die heilige Barbara sehr mit dem Glauben verbunden und im katholischen Eichsfeld noch umso mehr.“

Weiter schilderte er, dass ihn die dabei wahrgenommene „Möglichkeit, angesprochen zu sein über den Glauben,“ und die damit verbundene Kraft tief beeindruckte. Dazu betonte der Linken-Politiker:

„Diese ökumenischen Gottesdienste am Sonntag haben mich fasziniert.“

Als damaliger Gewerkschafter habe er dann in Erfurt „auf einmal Zugang zu den Kirchgemeinden“ gehabt und diese so positiv wie die Kirche seiner Kindheit erlebt, was ihm den Weg zurück in die Kirche ebnen sollte. Auf diese Zeit zurückblickend erklärte Ramelow:

„Ich hatte auf einmal das Gefühl, wieder in einer Kirchgemeinde zu sein, die ich glaubte, verloren zu haben. Das war der Rückweg in die Amtskirche, warum ich auch mit Überzeugung eingetreten bin und auch darüber immer laut geredet habe.“

Auf die Anmerkung, dass es heutzutage augenscheinlich viele Gründe für einen Kirchenaustritt gäbe, entgegnete der Ministerpräsident Thüringens:

„Ich glaube, es gibt mehr Gründe einzutreten als auszutreten.“

Vielmehr gelte es, „Gottes Bodenpersonal immer wieder auf die Füße oder vielleicht auch mal in den Hintern zu treten“, konstatierte Bodo Ramelow. Dabei hob er aber gleichzeitig seine Wertschätzung für den katholischen Bischof Dr. Ulrich Neymeyr sowie Vertreter der evangelischen Kirche in Erfurt hervor. Zudem zeigte er sich von Papst Franziskus, den er schon persönlich getroffen hat, beeindruckt.

Quellen: katholikentag.de, bild.de, sueddeutsche.de, domradio.de, deutschlandfunk.dechrismon.de

Hinweis: 

Den himmelklar-Podcast mit Bodo Ramelow zum Anhören gibt es:

HIER

Eine Printversion zum Podcast gibt es unter folgendem Link:

domradio.de