Foto: PromisGlauben e.V.

Christian Springer: „Im Kabarettbereich merkt man in Bayern schon, wo wir herkommen“

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Am 10. Mai 2023 trafen wir den Kabarettisten Christian Springer zum PG-Interview, das im Rahmen der Lehrerfortbildung „PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen im Religionsunterricht“ auf Schloss Fürstenried in München stattfand. Im Gespräch mit unserem Chefredakteur Markus Kosian erzählte Christian Springer von seiner christlichen Prägung, die bis heute für ihn relevant ist. Er berichtete von seiner Leidenschaft für das Kabarett, seinem sozialen Engagement mit dem Verein Orienthelfer, seinem ambivalenten Verhältnis zur Kirche und seinem täglichen Ringen mit den Fragen „Wer bin ich?“ und „Woher komme ich?“.

Der 58-jährige Kabarettist, der zusammen mit Michael Altinger als Gastgeber durch die BR-Sendung schlachthof führt, sprach über sein Aufwachsen in einem katholischen Elternhaus im Münchner Stadtviertel Berg am Laim. Dazu berichtete Christian Springer:

„Es war in meiner Familie immer jemand da, der mich geliebt hat.“

Die ihm dort vermittelten Werte der Solidarität, Vergebung, Verantwortung und Gerechtigkeit prägten ihn nachhaltig. Springer betonte:

„Ich bin ohne Hass und mit einem unfassbaren Gerechtigkeitssinn aufgewachsen.“

In seiner Familie sei der Blick auf und die Hilfe für den Nächsten ganz selbstverständlich gelebt worden, schilderte der Kabarettist. Auch sein Umfeld im Aufwachsen der Kirche war für ihn von Bedeutung. Als besonderes Vorbild nannte er den Jesuiten und Präses der Marianischen Männerkongregation, Pater Rupert Mayer (1876-1945), der in der Zeit des Nationalsozialismus zum katholischen Widerstand gehörte und im Jahr 1987 seliggesprochen wurde. Christian Springer berichtete rückblickend:

„Pater Rupert Mayer war unser Familien-Heiliger.“

Er habe heute noch eine Postkarte von Pater Rupert Mayer, die neben seinem Schreibtisch stehe. Die Biographie dieses Jesuiten-Paters habe ihn „immer fasziniert“. Zu sehen, dass Pater Rupert Mayer tagsüber sein Tagwerk verrichtete und anschließend sich dem Einsatz für die Bedürftigen widmete, imponierte ihn nachhaltig. Zudem bewunderte er die geradlinige Haltung, die Pater Rupert auch gegenüber den Nationalsozialisten sich bewahrte und lebte. Christian Springer resümierte mit Blick auf sein katholisches Vorbild:

„Einen Mut für etwas Gutes zu haben, habe ich schon sehr sehr früh aufgesaugt.“

Heute engagiert sich der Kabarettist selbst für bedürftige Menschen in Syrien und im Libanon mit seinem Verein Orienthelfer, den er 2012 gründete. Wie sehr ihn die vermittelte Haltung in seiner Kindheit prägt, zeigt auch ein Blick auf seine Webseite www.christianspringer.de, wo er sein soziales Engagement, für das er vielfach ausgezeichnet wurde, wie folgt begründet: „Um was es Christian Springer geht: Nicht nur Reden, sondern selbst anpacken für eine menschlichere Welt.“

Anderen Menschen zu helfen, sei als selbstverständliche Praxis in seiner Familie „einfach en passant“ gelebt worden. Dazu erklärte Christian Springer:

„Wir hatten immer ein Herz für Menschen, die weniger hatten.“

In seinem Tun heute motiviert ihn der Mensch, der Hilfe bekommt. Die Ehrungen, die er für sein soziales Engagement erhalte, seien „zwar schön“, aber nicht wesentlich für sein Tun. Eine Auszeichnung hat für ihn jedoch eine besondere Bedeutung, was Springer wie folgt beschreibt:

„Die schönste Auszeichnung, die ich bekommen habe, ist tatsächlich die Pater-Rupert-Mayer-Medaille in Gold, die ich von der Caritas erhalten habe.“

Seine Leidenschaft für den Orient entstand dabei einst beim Lesen der Karl-May-Bände. Die Erfahrungen, die er bei seinen Reisen in den Libanon und nach Syrien gemacht habe, hätten ihn „nie mehr losgelassen“, so dass daraus seine Hilfsorganisation entstand.

Sein Verhältnis zur Kirche beschreibt Christian Springer indes als ambivalent. Kirche ist zum einen für ihn Heimat, zum anderen reibt er sich aber auch an den Missständen innerhalb der Organisation und daran, dass Inhalte der Bibel zu wenig verständlich erklärt werden. Auch anderen Kabarett-Kollegen gehe es ähnlich. Als Kabarettisten, die auch noch mit der Kirche verbunden sind und sich an ihr reiben, benennt der 58-Jährige seine Kollegen Ottfried Springer, Michael Lerchenberg, Bruno Jonas und Sigi Zimmerschied. Sie seien „alle bibelfest“ und es mache „ganz großen Spaß“ tiefgehend über die Bibel sich auszutauschen. Dazu betonte Christian Springer:

„Im Kabarettbereich merkt man in Bayern schon auch, wo wir herkommen.“

Durch sein soziales Engagement in Syrien und im Libanon sei er immer wieder mit der Dimension Glauben konfrontiert, berichtete Christian Springer an anderer Stelle des Interviews. Dort setze er sich stark mit seiner Herkunft und den damit verbundenen Glauben „ständig auseinander“. Dabei habe er auch die vielen Facetten der „christlichen Welt“ kennengelernt. Diesbezüglich bilanzierte der Kabarettist:

„Ich beschäftige mich jeden Tag damit, wer ich bin und woher ich komme. Und eine Antwort in zwei Sätzen habe ich nicht.“

Anbei das Video zu unserem Interview mit dem Kabarettisten Christian Springer:

 

Hinweise:

  • Den Artikel zur Fortbildung „PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen im Religionsunterricht“, in deren Rahmen das Interview mit Christian Springer stattfand, gibt es:

HIER